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45 Jahre Engagement für den sauberen Sport.

Die einstige Olympiateilnehmerin im Diskuswerferin von 1968 und 1972, Brigitte Berendonk, feiert in Heidelberg ihren 70. Geburtstag. Seit 45 Jahren engagiert sie sich im Anti-Doping-Kampf.

Von Thomas Purschke | 02.05.2012
    Brigitte Berendonk ist ein kritischer Geist und eine unbequeme Mahnerin geblieben. Angesichts auch der aktuellen und wenig nachvollziehbaren Entscheidung der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) in der Erfurter Blutaffäre, bilanziert sie: Der Sport sei nach wie vor auf dem falschen Weg, wenn solche Blutbehandlungen noch toleriert werden. Mit distanziertem Blick auf die Olympischen Sommerspiele in London, bedauert sie, dass so wie zu ihrer Sportlerzeit, saubere Athleten gegen Betrüger antreten müssen. Zudem befürchtet sie, dass weitere Sportler erst sterben müssen, bevor vielleicht dann ein Umdenken einsetzt. Den Funktionären aus dem Sport und der Politik wirft sie Halbherzigkeit und Opportunismus vor. Auch daran habe sich leider nur wenig geändert.

    Berendonk, im thüringischen Dankmarshausen geboren und später nach Westdeutschland übergesiedelt, hatte Ende der 60er-Jahre als Athletin die körperlichen Verwandlungen besonders ihrer Konkurrentinnen aus Osteuropa bemerkt. Der nahezu wahnwitzige Muskelzuwachs einhergehend mit zunehmender Vermännlichung, erzeugt durch Anabolika war unverkennbar.

    "Züchten wir Monstren? - Die hormonale Muskelmast", lautete bereits im Dezember 1969 der Titel ihres Artikels in der Wochenzeitung "Die Zeit", in der Berendonk vor der Anabolika-Seuche und dem Ende des fördernswerten Leistungssports warnte. Doch selbst in Westdeutschland ignorierten die Sportfunktionäre und Politiker größtenteils die Mahnungen. Herausgefordert von den zahlreichen Erfolgen des Ostblocks, wollte die Bundesrepublik Schritt halten. Für Brigitte Berendonk, die spätere Oberstudienrätin für Englisch und Sport am Hölderlin-Gymnasium in Heidelberg sowie ihrem Mann, dem Molekularbiologen Werner Franke war dies ein Unding. Sie trugen unzählige Fakten und Dokumente zum Dopingbetrug in der DDR, aber auch in der Bundesrepublik und der restlichen Welt zusammen.

    Ihr wohl größter Coup war nach der Wiedervereinigung die Rettung von einst streng geheimen DDR-Doping-Dissertationen und Forschungsarbeiten aus dem Tresorraum der Militärmedizinischen Akademie in Bad Saarow der in Auflösung befindlichen DDR-Volksarmee. Diese brisanten Doping-Dokumente konnten sie gegen den Widerstand der Ex-Offiziere und der damals überall aktiven Reißwölfe für die Nachwelt sichern. Das 1991 erschienene Buch "Doping- von der Forschung zum Betrug" der Autorin Berendonk fand weltweite Beachtung. Für ihr jahrzehntelanges Engagement gegen Doping erhielt das Ehepaar Franke-Berendonk im Jahr 2004 das Bundesverdienstkreuz.