Draußen am Theodor-Heuss-Platz scheint die Sonne. Doch der Konferenzraum der Abendschau-Redaktion wird von Neonlicht beleuchtet. Die Decken im RBB-Gebäude sind niedrig, die Fenster klein und weit weg. Ulli Zelle kommt zu spät zur Sitzung. Sein rotes T-Shirt hängt über die Jeans, die Schultern lässt er müde nach vorn fallen. Er macht einen Witz.
Rechtsradikalismus in Lichtenberg, Wasserbüffel an einem Teich in der Innenstadt, Datenklau bei einer Krankenkasse. Das sind die Themen des Tages. Kein Auftrag für Ulli Zelle dabei. Egal, Zeit für Recherchen. Da gibt es nämlich einen Fall auf der kleinen Havel-Insel Schwanenwerder, der ihn interessiert.
"Wir gehen immer Dingen nach, von denen auch die Zuschauer uns berichten. Und da ist einigen aufgefallen, dass auf Schwanenwerder eben sehr viel gebaut wird. Da wird viel Erde bewegt. Da sind Bäume gefällt worden. Es regt sich Protest und dem gehen wir jetzt mal nach."
Anruf beim ehemaligen Polizeipräsidenten von Berlin. Der wohnt auf der Insel.
"Ulli Zelle. Abendschau..."
1984 hat Ulli Zelle beim SFB angefangen, damals als West-Berlin noch eine subventionierte Halbstadt war und es im Westen nur eine Himmelsrichtung gab.
"Ich habe die Abendschau kennen gelernt zu einer Zeit, als hier Häuser besetzt waren, als es hoch her ging in Berlin."
Ulli Zelle berichtete damals aus dem Westen. Privat war der 57-Jährige aber viel im Osten, erzählt er, während er sich zwischen Türmen aus Drehkassetten in seinem Drehstuhl zurücklehnt. Damals sorgte die Abendschau bei den Westberlinern für ein Gefühl von Sicherheit. Wenn sie von uns erfuhren, dass nichts Schlimmes passiert war, konnten die Zuschauer beruhigter zu Bett gehen, sagte der erste Abendschau- Moderator Harald Karas kürzlich dem Tagesspiegel. Die Abendschau berichtete über Mauerfluchten und war dabei, als der Schah von Persien in Berlin war. Jetzt übernimmt die wirklich wichtigen, politischen Themen die Tagesschau. Es sind die Stücke aus der Nachbarschaft, weswegen die Berliner heute einschalten. Das sage ich ganz ohne Wehmut, erklärt Zelle und lächelt. Da ist es, das Ulli-Zelle-Lächeln. Die Augen werden ein Stück größer, die dünne Haut an den Schläfen legt sich in hübsche Falten. Die Ohren rutschen ein Stück nach oben.
Ein Stockwerk unter der Redaktion sind die Schnittplätze für die Sendung und auch die schalldichten Räume für die Vertonung der Nachrichtenfilmchen. Auf dem Weg hinunter klopft Zelle auf Schultern, schwatzt hier und da. Irgendwann steht er neben einem nierenförmigen Schreibtisch aus hellem Holz.
"Der stand damals im Studio. (Zelle singt die Eingangsmelodie) Hier saß Harald Karas, der erste Moderator und hat 'Guten Abend meine Damen und Herren' gesagt. Ich glaub, das wissen die gar nicht. Den müssen wir hier mal rausholen. Ist doch ein schönes Tischchen!"
Mit der Abendschau von damals hat die Sendung heute allerdings nichts mehr zu tun. Die gelegentliche Abendschau-Lästerei von Journalistenkollegen ärgert ihn. Die Abendschau sei nicht provinziell und schon gar nicht betulich. Und wer behaupte, sie sei vor allem eine Sendung für Westberliner, irre. Die Einschaltquoten geben Zelle Recht, die liegen zwischen 25 - 30 Prozent im Osten und im Westen. Am vergangenen Montag schauten sogar mehr Ostberliner als Westberliner die Abendschau um halb acht.
36 Stunden später. Auf dem Hof der Kulturbrauerei in Berlin Prenzlauer Berg proben die Berliner Symphoniker für ihr Konzert, das gleich beginnen wird. Es ist 19 Uhr. Ulli Zelle war am Morgen auf Schwanenwerder und hat dort die ersten Interviews mit Protestlern geführt. Jetzt steht er im hellen Sommeranzug am Übertragungswagen. In einer viertel Stunde wird er live in die Abendschau geschaltet für knapp drei Minuten.
Sein Blick geht fest und fröhlich in die Kamera. Hinter der Kamera hält eine Aushilfe einen Scheinwerfer in die Höhe. Weiches Licht fällt auf das puderbedeckte, leicht gebräunte Gesicht des Reporters. Der presst immer noch die Lippen aufeinander. Die Zuschauer zu Hause auf dem Sofa können ihn schon sehen.
"Das Konzert ist ausverkauft und der Blick geht besorgt an den Himmel. Wie wird das Wetter...."
Rechtsradikalismus in Lichtenberg, Wasserbüffel an einem Teich in der Innenstadt, Datenklau bei einer Krankenkasse. Das sind die Themen des Tages. Kein Auftrag für Ulli Zelle dabei. Egal, Zeit für Recherchen. Da gibt es nämlich einen Fall auf der kleinen Havel-Insel Schwanenwerder, der ihn interessiert.
"Wir gehen immer Dingen nach, von denen auch die Zuschauer uns berichten. Und da ist einigen aufgefallen, dass auf Schwanenwerder eben sehr viel gebaut wird. Da wird viel Erde bewegt. Da sind Bäume gefällt worden. Es regt sich Protest und dem gehen wir jetzt mal nach."
Anruf beim ehemaligen Polizeipräsidenten von Berlin. Der wohnt auf der Insel.
"Ulli Zelle. Abendschau..."
1984 hat Ulli Zelle beim SFB angefangen, damals als West-Berlin noch eine subventionierte Halbstadt war und es im Westen nur eine Himmelsrichtung gab.
"Ich habe die Abendschau kennen gelernt zu einer Zeit, als hier Häuser besetzt waren, als es hoch her ging in Berlin."
Ulli Zelle berichtete damals aus dem Westen. Privat war der 57-Jährige aber viel im Osten, erzählt er, während er sich zwischen Türmen aus Drehkassetten in seinem Drehstuhl zurücklehnt. Damals sorgte die Abendschau bei den Westberlinern für ein Gefühl von Sicherheit. Wenn sie von uns erfuhren, dass nichts Schlimmes passiert war, konnten die Zuschauer beruhigter zu Bett gehen, sagte der erste Abendschau- Moderator Harald Karas kürzlich dem Tagesspiegel. Die Abendschau berichtete über Mauerfluchten und war dabei, als der Schah von Persien in Berlin war. Jetzt übernimmt die wirklich wichtigen, politischen Themen die Tagesschau. Es sind die Stücke aus der Nachbarschaft, weswegen die Berliner heute einschalten. Das sage ich ganz ohne Wehmut, erklärt Zelle und lächelt. Da ist es, das Ulli-Zelle-Lächeln. Die Augen werden ein Stück größer, die dünne Haut an den Schläfen legt sich in hübsche Falten. Die Ohren rutschen ein Stück nach oben.
Ein Stockwerk unter der Redaktion sind die Schnittplätze für die Sendung und auch die schalldichten Räume für die Vertonung der Nachrichtenfilmchen. Auf dem Weg hinunter klopft Zelle auf Schultern, schwatzt hier und da. Irgendwann steht er neben einem nierenförmigen Schreibtisch aus hellem Holz.
"Der stand damals im Studio. (Zelle singt die Eingangsmelodie) Hier saß Harald Karas, der erste Moderator und hat 'Guten Abend meine Damen und Herren' gesagt. Ich glaub, das wissen die gar nicht. Den müssen wir hier mal rausholen. Ist doch ein schönes Tischchen!"
Mit der Abendschau von damals hat die Sendung heute allerdings nichts mehr zu tun. Die gelegentliche Abendschau-Lästerei von Journalistenkollegen ärgert ihn. Die Abendschau sei nicht provinziell und schon gar nicht betulich. Und wer behaupte, sie sei vor allem eine Sendung für Westberliner, irre. Die Einschaltquoten geben Zelle Recht, die liegen zwischen 25 - 30 Prozent im Osten und im Westen. Am vergangenen Montag schauten sogar mehr Ostberliner als Westberliner die Abendschau um halb acht.
36 Stunden später. Auf dem Hof der Kulturbrauerei in Berlin Prenzlauer Berg proben die Berliner Symphoniker für ihr Konzert, das gleich beginnen wird. Es ist 19 Uhr. Ulli Zelle war am Morgen auf Schwanenwerder und hat dort die ersten Interviews mit Protestlern geführt. Jetzt steht er im hellen Sommeranzug am Übertragungswagen. In einer viertel Stunde wird er live in die Abendschau geschaltet für knapp drei Minuten.
Sein Blick geht fest und fröhlich in die Kamera. Hinter der Kamera hält eine Aushilfe einen Scheinwerfer in die Höhe. Weiches Licht fällt auf das puderbedeckte, leicht gebräunte Gesicht des Reporters. Der presst immer noch die Lippen aufeinander. Die Zuschauer zu Hause auf dem Sofa können ihn schon sehen.
"Das Konzert ist ausverkauft und der Blick geht besorgt an den Himmel. Wie wird das Wetter...."