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50 Jahre HFF Babelsberg

Die älteste Filmhochschule Deutschlands feiert Geburtstag: Die Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) in Potsdam Babelsberg wird 50 Jahre alt. Regisseure wie Andreas Dresen ("Halbe Treppe") haben hier studiert, aber auch die Schauspielerin Jutta Wachowiak. Der PDS-Vorsitzende Lothar Bisky war von 1986 bis zur Wende Rektor der HFF, Rosa von Praunheim arbeitet heute als Dozent an der Hochschule.

Von Claudia van Laak |
    Wir sind hier angetreten, haben einen Film gesehen und sind drei Wochen in die Kartoffelernte gefahren.

    Wenn ich an die ersten Dinge denke, 1954, als es hieß, bringt mal die Stühle mit und dann gucken wir, was wir veranstalten.

    Studenten der ersten Stunde erinnern sich. Die "Deutsche Hochschule für Filmkunst" beginnt 1954 mit ein paar Tischen und Stühlen und einem Filmvorführgerät. Studios, Kameras, Schneidetische? Alles Fehlanzeige. Stattdessen viel Enthusiasmus bei Lehrenden und Lernenden. Die technische Ausstattung wird mit den Jahren besser, die ideologischen Zügel straffer gespannt. 1968 bekommt die Schule einen neuen Namen. "Hochschule für Film und Fernsehen." Die Studentenfilme werden auch im DDR-Fernsehen gezeigt, der Preis dafür: sie mussten eindeutig linientreu sein.

    Also eine schöne Episode ist, bei der Aufnahmeprüfung ein Freund von mir, dem wurde gesagt, gehen Sie doch mal ans Fenster. Er ging ans Fenster und sah die Grenze draußen. Was empfinden Sie jetzt? Ich hasse den Imperialismus. Der wurde angenommen, die anderen nicht.

    1986 wird der Medienwissenschaftler Lothar Bisky Rektor der Filmhochschule. Er versucht, den Studierenden den Rücken frei zu halten. "Die Schere ist kein pädagogisches Mittel mehr" verkündet der neue Rektor und handelt sich damit Ärger mit der SED ein. Lothar Bisky ist im Nachhinein den Studierenden dankbar. Sie haben mir die DDR-Realität gezeigt, sagt er.

    Da haben sie den Professor belehrt. Zum Glück gibt es junge Leute, die das tun, sie haben mir die Augen geöffnet. Sie haben den ersten Film über Punker in der DDR gedreht, das war für mich eine neue Welt.

    Die Hochschule für Film und Fernsehen hat die Wende überlebt. Mehr noch, sie residiert seit einigen Jahren in einem imposanten Neubau aus Glas, Stahl und Beton. Bessere Studienbedingungen gibt es nirgendwo - sagen die Glücklichen, die einen Studienplatz ergattert haben.

    Was natürlich gigantisch ist, sind die Mittel, die wir hier haben, das ist ein Luxus, den kann man niemandem erzählen, ohne rot zu werden, welche Technik, welche Schnitträume, welche Kameras, wie hochprofessionell das alles ist, unglaublich.

    sagt Absolventin Marina Caba Rall, die vor kurzem mit ihrem Diplomfilm "Last Minute" den Debütpreis des Kölner Frauenfilmfestivals gewonnen hat. Der große Vorteil der Filmhochschule Babelsberg: hier werden neben Regisseuren auch Drehbuchschreiber, Kameraleute, Tontechniker und Schauspieler ausgebildet - das gesamte Personal für eine Filmproduktion ist also vorhanden. Marina Caba Rall fehlen im Studium allerdings die Bereiche Marketing und Vertragsgestaltung.

    Dass sie zum Beispiel lernen, welche vertragliche Rechte sie haben, dass sie lernen, an wen sie sich wenden können, und dass sie lernen, was auf sie zukommt und sie nicht blauäugig in Verträge reintappen.

    So steht am Ende des Studiums für die meisten der Realitätsschock. Doch die Guten beißen sich durch. Den Beleg dafür will die Filmhochschule heute Abend liefern - mit einer großen Geburtstagsgala in Potsdam-Babelsberg, bei der bekannte Absolventinnen und Absolventen der letzten 50 Jahre auftreten.