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50 Jahre "IWF Wissen und Medien"

In diesem Jahr wird die "IWF Wissen und Medien" in Göttingen 50 Jahre alt. Gegründet wurde sie als "Institut für den Wissenschaftlichen Film". Viele werden sich vielleicht noch an dessen Filme erinnern, die in der Schule im Erdkunde- oder Biologieunterricht gezeigt wurden. Doch die Zeit der klappernden 16 Millimeter-Filmprojektoren ist lange vorbei. Und auch sonst hat sich einiges geändert.

Von Ulrich Kurzer |
    Im Archiv der "IWF Wissen und Medien" lagern mehr als 8000 wissenschaftliche Filme. Vor sechs Jahren hat man begonnen, den Bestand zu digitalisieren, so dass er auch im Internet betrachtet werden kann. Bis heute stehen circa 5000 Minuten online zur Verfügung. Langfristig will die IWF sich in Deutschland zum zentralen Knotenpunkt für audiovisuelle Medien in der Wissenschaft entwickeln, erklärt Michael Niehaus. Er ist Pressesprecher der IWF.

    " Wir haben deshalb als Kernstück eine Online-Mediathek aufgebaut, die es erlaubt, Medien, die wir innerhalb der Wissenschaft erwerben, die wir bearbeiten, wissenschaftlich, technisch, redaktionell, mit Annotationen, also mit Kommentaren versehen, dann wiederum in die Wissenschaft zurückgeben, das heißt, über ein Onlineportal kann ich heute bequem, schnell, gut recherchieren und habe diese Medien sofort verfügbar. "

    So werden die Filme etwa in einzelne Sinneinheiten zerlegt und mit zusätzlichen Informationen versehen. Diese Sequenzen können dann gezielt in Lehrveranstaltungen eingesetzt werden. Und noch etwas macht die Medien der IWF für die Wissenschaft interessant. Michael Niehaus:

    " Für uns ganz wesentlich, und ich denke für die wissenschaftliche Gemeinschaft auch ganz wesentlich ist, dass wir die Medien langfristig sichern, wenn man so will, über Jahrzehnte bereithalten. Wenn Sie heute ins Internet schauen, kann es Ihnen sehr leicht passieren, dass sie dort auf einen Film stoßen, aber dann schauen Sie vielleicht mal in einigen Wochen nach, dann ist er schon wieder weg. Und das passiert Ihnen bei der "IWF Wissen und Medien nicht. Ein ganz wichtiger Aspekt für uns ist auch noch, dass all die Medien, die wir anbieten, rechtlich gesichert sind. "


    Damit haben die Nutzer die Gewissheit, dass sie diese Filme einsetzen können, ohne die Urheberrechte der Autoren zu verletzen.

    Nun aber sind diese Dienstleistungen gefährdet. Bisher ist die IWF noch Mitglied der Leibniz Gemeinschaft und wird von Bund und Ländern finanziert. Doch wenn es nach dem Willen des Senats der Leibniz Gemeinschaft geht, soll damit Schluss sein.
    In den beiden letzten Jahren wurde die IWF evaluiert. Zwar zeigten sich die Gutachter nicht rundum zufrieden, doch im Ergebnis fanden sie bei nur einer Gegenstimme, dass das Institut auf dem richtigen Weg sei. Es ist zu erwarten, so urteilten sie, ZITAT: "dass sich die IWF mittelfristig zu der führenden Mediathek für wissenschaftliche AV-Medien im deutschsprachigen Raum entwickeln kann".

    Entsprechend geschockt waren die siebzig Beschäftigten in Göttingen dann, als sie trotz dieser positiven Bewertung von dem negativen Votum des Senats der Leibniz Gemeinschaft erfuhren.

    Dahinter vermutet die Betriebsrätin Wiltraud Neukirch das "Omnibusprinzip": Mehrere Institute wollen neu in die Leibniz Gemeinschaft aufgenommen werden, aber:

    " Die Zahl der Institute insgesamt soll gleich bleiben, und da es mehrere Anwärter gibt, müssen auch Institute aus ihr entfernt werden. Das zeigt sich meines Erachtens auch darin, dass man gerade keine akzeptablen Gründe angegeben hat, beziehungsweise so pauschal in der Begründung gewesen ist, dass man damit jedes Institut hätte bewerten können. "

    So meinte der Senat, das Gesamtkonzept des Instituts sei "zu risikobehaftet" und die Perspektive für eine Weiterförderung zu unsicher. Die Gutachter dagegen hatten die IWF nach ihrem Besuch vor Ort auf dem richtigen Weg gesehen!

    Im Sommer wird die Bund-Länder-Kommission endgültig entscheiden, ob die Göttinger IWF auch zukünftig gefördert wird. Michael Niehaus gibt die Angelegenheit noch nicht verloren:

    " Die entscheidende Argumentation liegt darin, dass wir einen weitgehenden, wichtigen Beitrag für die Wissenschaft und für die Lehre leisten. Audiovisuelle Medien sind ein entscheidender Beitrag in der Bildung heute, und wir stellen diese Medien zur Verfügung, wir sammeln sie überall und wir stellen sie nach Bearbeitung wieder zur Verfügung! "

    Und wenn das Institut doch aus der Förderung fällt? Dann wird man in zwei, drei Jahren wohl feststellen, dass ein neues Institut aufgebaut werden muss, weil die Serviceleistungen der IWF auf dem Gebiet audiovisueller Medien in der Wissenschaft schmerzlich vermisst werden.