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500 Pflanzensamen unterwegs zum Mond
Apollo und die vergessenen Mondbäume

Morgen vor 50 Jahren kehrte Apollo 14 vom Mond zurück. Der Astronaut Stuart Roosa hatte beim Raumflug seines Lebens ganz besonderes Gepäck dabei: 500 Samen verschiedener Bäume. Dies war eine Mischung aus PR-Gag und wissenschaftlichem Experiment.

Von Dirk Lorenzen | 08.02.2021
Dem Astronauten Stuart Roosa (1933-1997) sind die Mondbäume zu verdanken
Dem Astronauten Stuart Roosa (1933-1997) sind die Mondbäume zu verdanken (NASA)
Biologen wollten untersuchen, ob das Umkreisen des Mondes die Keimfähigkeit der Samen beeinträchtigt. Mehr als 450 Samen wuchsen in den folgenden Jahren zu kleinen Kiefern, Douglasien, Ahorn- und Redwoodbäumen. Die NASA verschenkte die Gewächse vor allem zur 200-Jahre-Feier der USA zumeist an Schulen und Regierungseinrichtungen. Ein Mondbaum vor der Tür machte sich immer gut.
Danach gerieten die Bäume schnell in Vergessenheit. Ein Vierteljahrhundert später fragte eine Schulklasse bei der NASA an, was es mit einem Baum in der Nähe auf sich habe, den eine Gedenktafel als Mondbaum ausweise. Bei der Weltraumbehörde war man ratlos. Selbst die Mitglieder des Apollo-Teams hatten so lange Zeit nach dem Flug keine Ahnung mehr von Mondbäumen. Erst das offizielle NASA-Büro für Geschichte klärte nach einiger Zeit den Sachverhalt auf.
Die Pflanzung eines Mondbaums auf dem Nationalfriedhof Arlington, auf dem auch Stuart Roosa und andere Mondfahrer begraben sind, im Jahr 2005
Die Pflanzung eines Mondbaums auf dem Nationalfriedhof Arlington, auf dem auch Stuart Roosa und andere Mondfahrer begraben sind, im Jahr 2005 (NASA)
Heute ist nicht einmal mehr von einem Fünftel der damals verschenkten Exemplare der Standort bekannt. Denn ähnlich wie manche Konstruktionspläne der Mondrakete ist auch die Liste der Mondbaumempfänger verloren gegangen.
Der Astronaut Stuart Roosa, der die Samen mit ins All nahm, ist bereits 1994 gestorben. Doch seine Mondbäume blühen noch immer – vor allem wohl an unbekannten Orten.