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7.5.1954 - Vor 50 Jahren

Der amerikanische Außenminister John Foster Dulles verkündete am

Von Otto Langels | 07.05.2004
    7. Mai 1954 den Fall der nordvietnamesischen Stadt Dien Bien Phu. Nach zweimonatigem Dauerbeschuss hatten die französischen Kolonialtruppen vor der vietnamesischen Befreiungsbewegung kapituliert. Dass ein amerikanischer Politiker vor der Öffentlichkeit die Niederlage eingestand, verdeutlichte die Verschiebung der Kräfteverhältnisse im Indochinakrieg. Zwar kämpfte ein französisches Expeditionskorps gegen die Viet Minh, aber die USA trugen längst die Hauptlast des kolonialen Feldzugs und trugen 1954 80 Prozent der Kriegskosten.

    Seit den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts herrschte Frankreich in Indochina. Dagegen bildete sich 1941 unter Führung Ho Chi Minhs die Liga für die Unabhängigkeit Vietnams, kurz Viet Minh. Ihr gehörten neben bürgerlichen Kräften vor allem junge kommunistische Intellektuelle an. Im September 1945 rief Ho Chi Minh die Demokratische Republik Vietnam aus. Daraufhin mobilisierten die französischen Kolonialherren ein hauptsächlich aus Fremdenlegionären bestehendes Expeditionskorps. Allein 35.000 Deutsche kämpften zwischen 1946 und 1954 in Indochina, darunter der damals 24jährige Waldemar Bär, der in Dien Bien Phu verwundet wurde.

    Es sind sehr viele Deutsche da, man kann sagen, bis zu 60 Prozent der Legion sind Deutsche, und die sind auch dort in Dien Bien Phu.

    Als die Franzosen unter fadenscheinigen Begründungen im November 1946 die Hafenstadt Haiphong bombardierten und dabei 6.000 Zivilisten töteten, begann der eigentliche, fast 30 Jahre dauernde Krieg in Vietnam.

    Bis Ende 1952 beklagten die Franzosen in dem sogenannten "schmutzigen Krieg" ohne klare Frontlinie und mit täglichen Guerilla-Angriffen über 90.000 Tote, Verwundete und Gefangene. Um eine Entscheidung herbeizuführen, plante der französische Oberbefehlshaber schließlich eine offene Feldschlacht. Das Tal von Dien Bien Phu zwischen den unzugänglichen nordvietnamesischen Bergen schien dazu geeignet. Im November 1953 eroberten Fallschirmjäger den Talkessel und begannen ihn zu befestigen. Zu Jahresbeginn 1954 hatten sich 12.000 Elitesoldaten in ihren Stellungen eingegraben.

    Der Einschließungsring um die französische Festung Dien Bien Phu verengt sich von Tag zu Tag. Der Kommandant der Festung, General Castre, gab bekannt, dass er stündlich den Generalangriff der kommunistischen Truppen erwarte.

    Die Viet Minh unter Führung von General Giap hatten in einer logistischen Meisterleistung Waffen, Munition und selbst schwere Artillerie unbemerkt über Dschungelpfade auf die umliegenden Berghänge transportiert.

    Am 13. März gab Giap das Signal zum Angriff: Tausende von Geschossen und Granaten gingen auf die überraschten französischen Truppen nieder. Am
    28. März konnte zum letzten Mal ein Flugzeug in der Festung landen, danach war die Versorgung nur noch per Fallschirm möglich.

    Bis zum 17., bis zum 18. März hatten wir warme Verpflegung, und dann hatten wir die eiserne Ration in den Blechbüchsen, wie man sagt.

    Am 7. Mai 1954 mussten die französischen Truppen vor einem überlegenen Gegner kapitulieren. Die Viet Minh hatten 20.000 Mann verloren, auf französischer Seite waren 6.000 gefallen, darunter mehrere hundert deutsche Fremdenlegionäre. Der gebürtige Dresdner Erhard Muscha kam verwundet in ein Pariser Militärkrankenhaus.

    Meine Offiziere, also mein Kompaniechef und die Offiziere von meiner Kompanie in Dien Bien Phu, die sind alle tot. Was aus meinen Kameraden geworden ist, das weiß ich nicht.

    Dien Bien Phu war der Anfang vom Ende der französischen Kolonialherrschaft in Vietnam. Auf der Genfer Indochina-Konferenz unterzeichneten die Demokratische Republik Vietnam und Frankreich am 20. Juli 1954 einen Waffenstillstand. Allen Beteiligten war klar, dass die vorläufige Waffenruhe nicht das Ende des Vietnam-Konflikts bedeutete.