"Wir müssen uns gegen die wehren, die die Freiheit der Presse nutzen wollen, um sie später abzuschaffen", betonte Petzold im Gespräch mit @mediasres. Zu den politisch und wirtschaftlich Mächtigen Distanz zu wahren, gehöre zum Selbstverständnis des Wochenmagazins.
Es gehe nicht darum, einzelne politischen Ziele zu verfolgen, "sondern, bei den Fakten zu bleiben und diese aufzuschreiben". Der "Stern" mit seiner Glaubwürdigkeit müsse die "Demokratie hochhalten" und auch in anderen Ländern die Pressefreiheit verteidigen.
Glaubwürdigkeit zurückerobert
Der "Stern" verstehe sich weiterhin als Reportermagazin mit einem "großen visuellen Vortrag im Blatt". Die Leser des Stern schätzten diese "optische Erzählung" mit einer "Konzentration auf den Menschen", glaubt Petzold. Nicht mehr viele Medien könnten sich diesen Rechercheaufwand leisten.
Nach dem Skandal um die gefälschten Hitler-Tagebücher vor 35 Jahren sei es dem Magazin gelungen, seine Glaubwürdigkeit zurückzuerobern. Diese Episode sei der Redaktion Mahnung gewesen, es genau zu nehmen mit der Recherche. "Das was man druckt, muss auch stimmen."
Andreas Petzold hat fast drei Jahrzehnte lang Redaktionen geleitet, zuletzt war er fünf Jahre lang Herausgeber des "Stern". Jetzt geht er in den Ruhestand.
Gruner + Jahr, der Verlag, in dem der "Stern" erscheint, feiert das 70. Jubiläum mit einem Sonderheft. Außerdem lädt das Magazin am 15. September in seine Redaktionsräume am Hamburger Baumwall zum "Tag des Journalismus" ein. Dann sollen auch die berühmten gefälschten Hitler-Tagebücher ausgestellt werden.
In den ersten Jahrzehnten hatte der "Stern" eine Millionenauflage, zuletzt wurde gut eine halbe Million Ausgaben verkauft.