
"Im Hintergrund zeigt sich der See, über welchem anfangs ein Mondregenbogen zu sehen ist," heißt es bei Schiller in den Anmerkungen zum Bühnenbild.
Der Rütli-Schwur zur Geisterstunde hat die ersten Schweizer zutiefst beeindruckt: "Ha seht! Seht dorthin! Seht ihr nichts?" "Was denn? – Ja wahrlich! Ein Regenbogen mitten in der Nacht!" "Es ist das Licht des Mondes, das ihn bildet."
Friedrich Schiller verrät exzellente Sachkenntnis. Denn leuchtet der Mond hell genug und steht er nicht zu hoch am Firmament, so zaubert auch er mit Hilfe von Wassertropfen einen Bogen an den Himmel.
"Das ist ein seltsam wunderbares Zeichen! Es leben viele, die das nicht gesehn," schwärmen die Eidgenossen.
Auch hier liegt Schiller richtig. Mondregenbögen sind sehr viel seltener zu beobachten als Regenbögen am Tage. Sie sind viel schwächer, die Mondphase muss passen und nachts blicken bei Regen ohnehin nur wenige an den Himmel.
Aber der Rütli-Schwur kann dennoch nicht ganz so stattgefunden haben, wie Friedrich Schiller es schildert. Vielleicht ist auch nur die spätere Datierung dieses Treffens fehlerhaft.
Jedenfalls stand am 1. August 1291 nur eine schmale Mondsichel am Himmel – ein Regenbogen mitten in der Nacht war unmöglich.