"Ich bin Süleyman, der zehnte Sultan des osmanischen Reiches. Ich regiere in der ehrenhaften Nachfolge meines Vaters Selim und trete mit jedem Atemzug für Recht und Gesetz ein."
So beginnt der Trailer für die neue türkische Fernsehserie "Das Prächtige Jahrhundert", ein Doku-Drama über das Leben eines osmanischen Sultans. Sultan Süleyman I., der wegen seines prachtvollen Hofes im Westen als "Süleyman der Prächtige" bekannt war und seinen eigenen Untertanen als "Süleyman der Gesetzgeber" galt, regierte zur Blütezeit des Osmanischen Reiches im 16. Jahrhundert. Unter seiner Führung eroberten die Osmanen den Nahen Osten, Nordafrika und europäisches Gebiet bis kurz vor Wien; nach Innen konsolidierte er das Reich mit tiefgreifenden Verwaltungsreformen; während seiner fast 50-jährigen Herrschaft blühten Kunst und Literatur auf.
Kein Wunder, dass Süleyman in der Türkei bis heute verehrt wird – ein naheliegender Held für ein historisches Kostümdrama im Topkapi-Palast. Mit den Reaktionen auf die erste Folge, die vor ein paar Tagen ausgestrahlt wurde, hatten die Macher der Serie deshalb nicht gerechnet. Der populäre islamische Prediger Cübbeli Ahmet Hoca ist häufig in türkischen Talkshows zu Gast; er brachte die Stimmung auf den Punkt:
"In einer Szene trinkt der Sultan Wein, dann hüpfen Tänzerinnen durch seinen Palast, jede Nacht scheint er Frauen zu haben. Dieser große Staatsmann, der unser Land 46 Jahre lang so weise regiert hat, der wird so dargestellt, als hätte er nur solche Sachen im Kopf gehabt. Das ist Ignoranz, das ist eine Schande."
Der Prediger ist nicht alleine mit seiner Kritik. Nicht weniger als 75.000 Beschwerden gingen nach der ersten Folge bei der Rundfunkaufsichtsbehörde ein, mehr als im gesamten Vorjahr und ein neuer Rekord. Demonstranten belagerten die Studios von Show TV, dem auftraggebenden Sender, und bewarfen das Funkhaus mit Eiern. Auch im Parlament kam das Thema auf die Tagesordnung. Vize-Ministerpräsident Bülent Arinc schlug sich auf die Seite der Kritiker:
"Ich bin auch besorgt und betrübt. Dass ein Mann, dessen historische Größe weltbekannt war, hier als dem Alkohol und Haremsdamen zugeneigt gezeigt wird, das ist besorgniserregend."
Der Rundfunkaufsichtsrat, der mit Verweisen und Sendeverboten normalerweise schnell bei der Hand ist, wies die Beschwerden aber zurück. Schließlich handele es sich beim "Prächtigen Jahrhundert" um ein Filmdrama und nicht um eine Dokumentation, die den historischen Fakten verpflichtet wäre, erklärte das Gremium. Vize-Ministerpräsident Arinc sprach sich für ein gesetzliches Verbot aus:
"Die Rundfunkaufsicht kann nur gegen Sendungen einschreiten, die gegen bestehende Gesetze verstoßen, deshalb haben wir das nicht unterbinden können. Wir haben ein Gesetz, dass die Beleidigung von Staatsgründer Atatürk unter Strafe stellt, aber das ist auf andere Persönlichkeiten der Geschichte nicht anwendbar. Wir werden einen Weg finden müssen, auch die Beleidigung anderer großer Persönlichkeiten unserer Geschichte zu verbieten."
Die Produzenten der Serie verfolgen die öffentliche Debatte staunend und amüsiert. Einschüchtern lassen wollen sie sich von dem Sturm der Entrüstung jedenfalls nicht, wie Drehbuchautorin Meral Okay in einem Fernsehinterview sagte:
"Haben Sie die erste Folge denn gesehen? Haben Sie gesehen, dass der Sultan da Alkohol trank? Okay, Sie haben ein Glas gesehen, aber da war kein Wein drin, sondern Sorbet. Bisher jedenfalls hat er keinen Tropfen Alkohol getrunken bei uns, aber das kann ja noch kommen."
So beginnt der Trailer für die neue türkische Fernsehserie "Das Prächtige Jahrhundert", ein Doku-Drama über das Leben eines osmanischen Sultans. Sultan Süleyman I., der wegen seines prachtvollen Hofes im Westen als "Süleyman der Prächtige" bekannt war und seinen eigenen Untertanen als "Süleyman der Gesetzgeber" galt, regierte zur Blütezeit des Osmanischen Reiches im 16. Jahrhundert. Unter seiner Führung eroberten die Osmanen den Nahen Osten, Nordafrika und europäisches Gebiet bis kurz vor Wien; nach Innen konsolidierte er das Reich mit tiefgreifenden Verwaltungsreformen; während seiner fast 50-jährigen Herrschaft blühten Kunst und Literatur auf.
Kein Wunder, dass Süleyman in der Türkei bis heute verehrt wird – ein naheliegender Held für ein historisches Kostümdrama im Topkapi-Palast. Mit den Reaktionen auf die erste Folge, die vor ein paar Tagen ausgestrahlt wurde, hatten die Macher der Serie deshalb nicht gerechnet. Der populäre islamische Prediger Cübbeli Ahmet Hoca ist häufig in türkischen Talkshows zu Gast; er brachte die Stimmung auf den Punkt:
"In einer Szene trinkt der Sultan Wein, dann hüpfen Tänzerinnen durch seinen Palast, jede Nacht scheint er Frauen zu haben. Dieser große Staatsmann, der unser Land 46 Jahre lang so weise regiert hat, der wird so dargestellt, als hätte er nur solche Sachen im Kopf gehabt. Das ist Ignoranz, das ist eine Schande."
Der Prediger ist nicht alleine mit seiner Kritik. Nicht weniger als 75.000 Beschwerden gingen nach der ersten Folge bei der Rundfunkaufsichtsbehörde ein, mehr als im gesamten Vorjahr und ein neuer Rekord. Demonstranten belagerten die Studios von Show TV, dem auftraggebenden Sender, und bewarfen das Funkhaus mit Eiern. Auch im Parlament kam das Thema auf die Tagesordnung. Vize-Ministerpräsident Bülent Arinc schlug sich auf die Seite der Kritiker:
"Ich bin auch besorgt und betrübt. Dass ein Mann, dessen historische Größe weltbekannt war, hier als dem Alkohol und Haremsdamen zugeneigt gezeigt wird, das ist besorgniserregend."
Der Rundfunkaufsichtsrat, der mit Verweisen und Sendeverboten normalerweise schnell bei der Hand ist, wies die Beschwerden aber zurück. Schließlich handele es sich beim "Prächtigen Jahrhundert" um ein Filmdrama und nicht um eine Dokumentation, die den historischen Fakten verpflichtet wäre, erklärte das Gremium. Vize-Ministerpräsident Arinc sprach sich für ein gesetzliches Verbot aus:
"Die Rundfunkaufsicht kann nur gegen Sendungen einschreiten, die gegen bestehende Gesetze verstoßen, deshalb haben wir das nicht unterbinden können. Wir haben ein Gesetz, dass die Beleidigung von Staatsgründer Atatürk unter Strafe stellt, aber das ist auf andere Persönlichkeiten der Geschichte nicht anwendbar. Wir werden einen Weg finden müssen, auch die Beleidigung anderer großer Persönlichkeiten unserer Geschichte zu verbieten."
Die Produzenten der Serie verfolgen die öffentliche Debatte staunend und amüsiert. Einschüchtern lassen wollen sie sich von dem Sturm der Entrüstung jedenfalls nicht, wie Drehbuchautorin Meral Okay in einem Fernsehinterview sagte:
"Haben Sie die erste Folge denn gesehen? Haben Sie gesehen, dass der Sultan da Alkohol trank? Okay, Sie haben ein Glas gesehen, aber da war kein Wein drin, sondern Sorbet. Bisher jedenfalls hat er keinen Tropfen Alkohol getrunken bei uns, aber das kann ja noch kommen."