Folgen des Zweiten Weltkriegs
75. Jahre Charta der Heimatvertriebenen - Merz würdigt Aufbauleistung der Vertriebenen

Mit einem Festakt im Neuen Schloss in Stuttgart ist an den 75. Jahrestag der Charta der deutschen Heimatvertriebenen erinnert worden.

    Das schwarz-weiße Bild zeigt Flüchtlinge auf Pferdekutschen vor einer ausgebrannten Häuserzeile. Am linken Bildrand zwei Soldaten mit Gewehren.
    Kriegsende 1945: Ankunft von einem Flüchtlingstreck in Berlin (akg-images / NordicPhotos)
    Bundeskanzler Merz würdigte in seiner Festrede die Aufbauleistung der Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg. Trotz widriger Bedingungen hätten Millionen von ihnen in den 50er und 60er Jahren am deutschen Wirtschaftswunder mitgearbeitet, sagte der CDU-Chef. Oft seien Vertriebene und Spätaussiedler behandelt worden wie Menschen zweiter Klasse. Vor diesem Hintergrund sei das Bekenntnis zu Frieden, Freiheit und Versöhnung in der Charta alles andere als eine Selbstverständlichkeit gewesen.
    Der Präsident des Vertriebenenbundes, Fabritius, sprach von einem Dokument, das seiner Zeit weit voraus gewesen sei. Die Unterzeichner hätten eine der ersten modernen Visionen eines freien und vereinten Europas gezeichnet. Heute frühe hatte Fabritius die Charta als ein Zukunftsdokument für ein friedliches und freies Europa gewürdigt. Nach wie vor sei es angesichts kriegerischer Auseinandersetzungen wichtig, sich für ein strafbewehrtes Vertreibungsverbot einzusetzen und ein Recht auf Heimat zu reklamieren, sagte der CSU-Politiker, der auch Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten ist.
    Mit der Charta von 1950 verzichteten Deutsche, die im Zuge des Zweiten Weltkriegs vor allem aus Ost- und Mitteleuropa vertrieben wurden, ausdrücklich auf Rache und Vergeltung. Kritiker sprechen dennoch von einer historisch einseitigen Erklärung, da die Charta den Nationalsozialismus und damit die Vorgeschichte der Vertreibung ausklammert. Fabritius sagte dazu, die Charta sei ein Dokument ihrer Zeit. Natürlich hätte man die Schuldfrage heute vielleicht deutlicher formuliert.
    Diese Nachricht wurde am 05.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.