Der Welt-Hungerindex ist ein Messinstrument, mit dem Mangelerscheinungen erfasst werden. Er setzt sich aus den wichtigsten Indikatoren für den Hunger zusammen:
1. Anteil der Unterernährten an der Bevölkerung in Prozent
2. Anteil der Kinder unter fünf Jahren mit Untergewicht und
3. die Sterblichkeitsrate der Kinder.
Aus diesen drei gleichgewichtigen Faktoren berechnet das Forschungsinstitut für Ernährungspolitik IFPRI sein Ranking, aufsteigend von 0 für keine Hungersnot bis 100. Seit drei Jahren stellen IFPRI und Welthungerhilfe diesen Index vor. Die aktuelle Situation ist dramatisch: 33 von insgesamt 88 relevanten Länder befinden sich in einer sehr ernsten bis gravierenden Hungersituation. Am schlechtesten schneiden die afrikanischen Länder südlich der Sahara ab, allen voran die Demokratische Republik Kongo. Auch die zuletzt wieder leicht gesunkenen Lebensmittelpreise ändern nichts an der weltweiten Zunahme des Hungers, sagt Joachim von Braun, Direktor des IFPRI:
"Die Agrarkrise ist nicht nur eine Preiskrise. Der Hunger hat nach Schätzungen der FHO im vergangenen Jahr um ca. 75 Millionen Menschen zugenommen auf 925 Millionen. Für dieses Jahr liegen noch keine Schätzungen vor, aber nach unseren Einschätzungen sind es mindestens noch mal 75 Millionen mehr, denn das Jahr 2008 war für die Ärmsten der Armen ein schlechtes Jahr."
Von Braun nennt drei Maßnahmen, die sowohl die reichen Länder als auch die Entwicklungsländer jetzt dringend ergreifen müssten. Alle Maßnahmen betreffen die Korrektur von verfehlter Politik, Innovation und mehr Geld:
1. Beruhigung der Märkte. Das betrifft auch ein Umdenken in der Biospritpolitik der Industrieländer. Nach Berechnung der IFPRI trägt sie zu einem Drittel des Preisanstiegs der Lebensmittel bei. Aber auch mehr Handel sei notwendig. Abschottung dagegen fatal, weil darunter besonders die Länder litten, die sowieso schon durch den katastrophalen Zustand ihrer Landwirtschaft Lebensmittel importieren.
Daraus folgt auch die zweite Maßnahme:
2. Investition in die Landwirtschaft der Entwicklungsländer
"Um das Milleniumsziel noch zu erreichen, brauchen wir pro Jahr zusätzliche öffentliche Investitionen von 14 Milliarden Dollar - von jetzt jedes Jahr bis 2015, sonst ist das nicht mehr erreichbar. Und drittens brauchen wir den Ausbau von Ernährungsprogrammen für Kinder und Frauen, und zwar sofort."
Das Problem dabei: Die aktuelle Finanzmarktkrise bremst die Investitionsbereitschaft der Industrieländer ganz erheblich:
"Das heißt, dass just zu dem Zeitpunkt, wo es erforderlich ist, das Hungerproblem nachhaltig anzugehen, die Kapitalverknappung oder der Zugang zu Kapital für diese Art langfristiger Investitionen erschwert wird. Das ist eine sehr schlechte Nachricht für die Hungernden in der Welt."
Dabei sei die Hungerkrise noch viel schlimmer als die Finanzmarktkrise, sagte Ingeborg Schäuble, die Vorstandsvorsitzende der Welthungerhilfe:
"Die Bundesregierung hat ein 480 Milliarden schweres Paket zur Rettung des Finanzsystems geschnürt. Für Entwicklungshilfe hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr 12 Milliarden Euro veranschlagt, also etwa ein Vierzigstel. Erlauben Sie mir aus meiner Sicht als langjährige Vorstandsvorsitzende der Welthungerhilfe die Bemerkung: Fast eine Milliarde Hungernde sind eine Schande für die Menschheit. Und im Gegensatz zu den Banken sind diese Menschen an dieser Misere nicht selbst schuld."
1. Anteil der Unterernährten an der Bevölkerung in Prozent
2. Anteil der Kinder unter fünf Jahren mit Untergewicht und
3. die Sterblichkeitsrate der Kinder.
Aus diesen drei gleichgewichtigen Faktoren berechnet das Forschungsinstitut für Ernährungspolitik IFPRI sein Ranking, aufsteigend von 0 für keine Hungersnot bis 100. Seit drei Jahren stellen IFPRI und Welthungerhilfe diesen Index vor. Die aktuelle Situation ist dramatisch: 33 von insgesamt 88 relevanten Länder befinden sich in einer sehr ernsten bis gravierenden Hungersituation. Am schlechtesten schneiden die afrikanischen Länder südlich der Sahara ab, allen voran die Demokratische Republik Kongo. Auch die zuletzt wieder leicht gesunkenen Lebensmittelpreise ändern nichts an der weltweiten Zunahme des Hungers, sagt Joachim von Braun, Direktor des IFPRI:
"Die Agrarkrise ist nicht nur eine Preiskrise. Der Hunger hat nach Schätzungen der FHO im vergangenen Jahr um ca. 75 Millionen Menschen zugenommen auf 925 Millionen. Für dieses Jahr liegen noch keine Schätzungen vor, aber nach unseren Einschätzungen sind es mindestens noch mal 75 Millionen mehr, denn das Jahr 2008 war für die Ärmsten der Armen ein schlechtes Jahr."
Von Braun nennt drei Maßnahmen, die sowohl die reichen Länder als auch die Entwicklungsländer jetzt dringend ergreifen müssten. Alle Maßnahmen betreffen die Korrektur von verfehlter Politik, Innovation und mehr Geld:
1. Beruhigung der Märkte. Das betrifft auch ein Umdenken in der Biospritpolitik der Industrieländer. Nach Berechnung der IFPRI trägt sie zu einem Drittel des Preisanstiegs der Lebensmittel bei. Aber auch mehr Handel sei notwendig. Abschottung dagegen fatal, weil darunter besonders die Länder litten, die sowieso schon durch den katastrophalen Zustand ihrer Landwirtschaft Lebensmittel importieren.
Daraus folgt auch die zweite Maßnahme:
2. Investition in die Landwirtschaft der Entwicklungsländer
"Um das Milleniumsziel noch zu erreichen, brauchen wir pro Jahr zusätzliche öffentliche Investitionen von 14 Milliarden Dollar - von jetzt jedes Jahr bis 2015, sonst ist das nicht mehr erreichbar. Und drittens brauchen wir den Ausbau von Ernährungsprogrammen für Kinder und Frauen, und zwar sofort."
Das Problem dabei: Die aktuelle Finanzmarktkrise bremst die Investitionsbereitschaft der Industrieländer ganz erheblich:
"Das heißt, dass just zu dem Zeitpunkt, wo es erforderlich ist, das Hungerproblem nachhaltig anzugehen, die Kapitalverknappung oder der Zugang zu Kapital für diese Art langfristiger Investitionen erschwert wird. Das ist eine sehr schlechte Nachricht für die Hungernden in der Welt."
Dabei sei die Hungerkrise noch viel schlimmer als die Finanzmarktkrise, sagte Ingeborg Schäuble, die Vorstandsvorsitzende der Welthungerhilfe:
"Die Bundesregierung hat ein 480 Milliarden schweres Paket zur Rettung des Finanzsystems geschnürt. Für Entwicklungshilfe hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr 12 Milliarden Euro veranschlagt, also etwa ein Vierzigstel. Erlauben Sie mir aus meiner Sicht als langjährige Vorstandsvorsitzende der Welthungerhilfe die Bemerkung: Fast eine Milliarde Hungernde sind eine Schande für die Menschheit. Und im Gegensatz zu den Banken sind diese Menschen an dieser Misere nicht selbst schuld."