Freitag, 17. Mai 2024

Erdüberlastungstag
Ab heute macht Deutschland Berechnungen zufolge "ökologische Schulden" bei anderen Ländern

Mit dem heutigen Donnerstag haben die Menschen in Deutschland die erneuerbaren Ressourcen verbraucht, die ihnen rechnerisch für das gesamte Jahr zustehen. Das teilte die Umweltorganisation Germanwatch in Bonn zum "deutschen Erdüberlastungstag" mit. An der Berechnung gibt es jedoch Kritik.

03.05.2024
    Dampfwolken steigen auf vom Kohlekraftwerk Niederaußem des Stromkonzerns RWE.
    Der CO2-Ausstoß ist zu hoch, findet auch das Institut der deutschen Wirtschaft, das die Berechnungen zum Erdüberlastungstag an sich kritisiert. (Symbolbild) (picture alliance / Panama Pictures / Christoph Hardt)
    Germanwatch beruft sich auf Zahlen des US-amerikanischen Global Footprint Network. Demnach ist die Erdüberlastung so groß, dass drei Erden nötig wären, wenn alle Menschen so leben und wirtschaften würden wie die Menschen hierzulande. Tendenziell nehme die Erdüberlastung durch Deutschland seit 2010 zwar etwas ab - aber viel zu langsam, erklärte Germanwatch.
    Im weltweiten Vergleich liegt der Tag für Deutschland regelmäßig so früh im Jahr - wie auch für weitere Industriestaaten. Der globale Erdüberlastungstag wurde zuletzt für Anfang August errechnet.

    Fleisch-Erzeugung spielt große Rolle

    Gründe für den frühen Stichtag im Jahr hierzulande sind ein hoher Energieverbrauch, ein steigender CO2-Ausstoß – vor allem durch den Verkehrssektor - , industrielle Tierhaltung und Umweltverschmutzung. Germanwatch zufolge nimmt Deutschland etwa für die Fütterung von Tieren zur Fleischerzeugung "massiv Flächen im Ausland in Anspruch", weil das hierzulande erzeugte Getreide den Bedarf nicht deckt.
    Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kritisierte einen rücksichtslosen Umgang mit Böden, Wasser und Rohstoffen. Er forderte ein Ressourcenschutzgesetz, um die Verschwendung und Verschmutzung der Lebensgrundlagen zu stoppen. Das katholische Hilfswerks Misereor verlangte eine Energieproduktion vollständig aus erneuerbaren Energien sowie nachhaltige Mobilitäts- und Stadtkonzepte.

    Kritik an der Berechnung

    Für die Berechnung des Erdüberlastungstages werden zwei rechnerische Größen gegenübergestellt: Auf der einen Seite geht es um die biologische Kapazität der Erde, also die Fähigkeit, die vom Menschen verbrauchten Ressourcen zu erneuern und Schadstoffe wie Treibhausgase abzubauen. Auf der anderen Seite steht der "ökologische Fußabdruck" der Menschen, also ihr Verbrauch an natürlichen Ressourcen durch ihre Lebens- und Wirtschaftsweise. Ist der Verbrauch größer als der Nachschub, spricht man von Überlastung, also einer Art ökologischer Verschuldung.
    An dieser Gegenüberstellung gibt es auch Kritik. Das Institut der Deutschen Wirtschaft Köln etwa schrieb schon 2021, nachwachsende Ressourcen, nicht-nachwachsende Ressourcen und Emissionen würden für die Berechnung zusammengefasst, obwohl sie sich schlecht vergleichen ließen. Es gehe bei der globalen Erwärmung nicht um zu viel Flächenverbrauch. Vor allem produziere die Welt zu viel CO2. Das - so das Institut - solle man dann aber auch so benennen.
    Diese Nachricht wurde am 02.05.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.