Beim Aufräumen entdeckt Patricia Böhmer eine Menge abgelaufener Medikamente: Antibiotika, Kopfschmerztabletten und sogar Beta-Blocker:
"Ich wollte ganz vorbildlich sein und meine abgelaufenen Medikamente in die Apotheke bringen. Da kam ich dann aber hin und wurde sofort zurechtgewiesen: die nähmen sie nicht mehr an, weil irgendwas im System hätte sich verändert."
Durch eine Novelle der Verpackungsverordnung rentiert sich das Apotheken-interne Rücknahmesystem für Altmedikamente nicht mehr. Die Folge: Apotheker müssen die Entsorgung von alten Arzneimitteln selbst bezahlen. Einige Apotheken nehmen daher die alten Tabletten ihrer Kunden nicht mehr zurück. Rein rechtlich sind Apotheker auch gar nicht dazu verpflichtet. Doch wohin sollen Verbraucher ihre alten Medikamente bringen?
"Ja und dann bin ich mit meinen Medikamenten wieder nach Hause gegangen und habe die in den Müll geworfen."
Doch jetzt quält die Kölnerin das schlechte Gewissen. Dass alte Pillen und Säfte wegen der Umwelt auf keinen Fall in die Toilette oder in den Ausguss dürfen, war ihr klar. Aber in den Hausmüll - ist das wirklich in Ordnung? Ja, sagt Ricardo Amato vom Umweltbundesamt – denn: Alte Medikamente gelten grundsätzlich nicht als Sondermüll.
"Von der rechtlichen Seite können die Medikamente dem Hausmüll zugeordnet werden. Und dementsprechend ist es auch rechtlich in Ordnung, die über den Hausmüll zu entsorgen."
Allerdings nur in haushalts-üblichen Mengen:
"Und wenn gewährleistet ist, dass ein missbräuchlicher Zugriff nicht erfolgen kann."
Und da fängt das Problem schon an: In Hausmülltonnen sind alte Pillen und Säfte nicht sicher unter Verschluss. Kinder oder Süchtige könnten sich zum Beispiel gefährden, wenn sie die Packungen im Müll finden und einnehmen. Wer alte Medikamente in den Hausmüll wirft, sollte sie daher zuvor in Zeitungspapier einwickeln, raten viele Entsorger.
Aber auch für die Umwelt bergen Altmedikamente im Hausmüll Risiken. Denn: Nur wenn der Hausmüll vollständig verbrannt wird, werden die Wirkstoffe der Medikamente auch vernichtet. Doch: nicht überall wird hierzulande der Hausmüll verbrannt, warnt Ricardo Amato. Wo dies nicht geschieht, könnten Wirkstoffe alter Arzneimittel in die Umwelt gelangen – zum Beispiel ins Grundwasser. Um da sicher zu gehen, kann man da jetzt beim lokalen Entsorger fragen, ob der Müll verbrannt wird oder nicht. Es gibt aber auch Apotheken, die noch freiwillig alte Arzneimittel annehmen und sie fachgerecht entsorgen. Welche das sind, lässt sich nur durch eigenes Fragen herausfinden. Ein Nachfragen lohnt sich auch bei Schadstoffsammelstellen - aber längst nicht mehr jede Stelle nimmt Altmedikamente an. Ein unhaltbarer Zustand, findet Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein:
"Wir sehen da den Gesetzgeber gefordert. Der Gesetzgeber muss eine Regelung treffen . Dass nämlich die Hersteller in die Pflicht genommen werden, so ein System zu installieren. Wir haben ja zum Beispiel bei anderen Gebrauchsgütern auch einen sehr guten Entsorgungsweg. Ich erinnere mal an die Altbatterien, das funktioniert auch. Und das muss auch für Arzneimittel gewährleistet sein. Und zwar kostenlos für den Verbraucher und auch für die Apotheken."
Weitere Informationen:
• Umweltbundesamt: Strategien zum Umgang mit Arzneimittelwirkstoffen im Trinkwasser
• Faltblatt Alte Medikamente richtig entsorgen vom Berliner Senat
• Grüne Tipps von der Europäischen Umweltagentur
• Sachverständigenrat für Umweltfragen: Risiken des Eintrags von Arzneimitteln in die Umwelt weitgehend unbekannt
"Ich wollte ganz vorbildlich sein und meine abgelaufenen Medikamente in die Apotheke bringen. Da kam ich dann aber hin und wurde sofort zurechtgewiesen: die nähmen sie nicht mehr an, weil irgendwas im System hätte sich verändert."
Durch eine Novelle der Verpackungsverordnung rentiert sich das Apotheken-interne Rücknahmesystem für Altmedikamente nicht mehr. Die Folge: Apotheker müssen die Entsorgung von alten Arzneimitteln selbst bezahlen. Einige Apotheken nehmen daher die alten Tabletten ihrer Kunden nicht mehr zurück. Rein rechtlich sind Apotheker auch gar nicht dazu verpflichtet. Doch wohin sollen Verbraucher ihre alten Medikamente bringen?
"Ja und dann bin ich mit meinen Medikamenten wieder nach Hause gegangen und habe die in den Müll geworfen."
Doch jetzt quält die Kölnerin das schlechte Gewissen. Dass alte Pillen und Säfte wegen der Umwelt auf keinen Fall in die Toilette oder in den Ausguss dürfen, war ihr klar. Aber in den Hausmüll - ist das wirklich in Ordnung? Ja, sagt Ricardo Amato vom Umweltbundesamt – denn: Alte Medikamente gelten grundsätzlich nicht als Sondermüll.
"Von der rechtlichen Seite können die Medikamente dem Hausmüll zugeordnet werden. Und dementsprechend ist es auch rechtlich in Ordnung, die über den Hausmüll zu entsorgen."
Allerdings nur in haushalts-üblichen Mengen:
"Und wenn gewährleistet ist, dass ein missbräuchlicher Zugriff nicht erfolgen kann."
Und da fängt das Problem schon an: In Hausmülltonnen sind alte Pillen und Säfte nicht sicher unter Verschluss. Kinder oder Süchtige könnten sich zum Beispiel gefährden, wenn sie die Packungen im Müll finden und einnehmen. Wer alte Medikamente in den Hausmüll wirft, sollte sie daher zuvor in Zeitungspapier einwickeln, raten viele Entsorger.
Aber auch für die Umwelt bergen Altmedikamente im Hausmüll Risiken. Denn: Nur wenn der Hausmüll vollständig verbrannt wird, werden die Wirkstoffe der Medikamente auch vernichtet. Doch: nicht überall wird hierzulande der Hausmüll verbrannt, warnt Ricardo Amato. Wo dies nicht geschieht, könnten Wirkstoffe alter Arzneimittel in die Umwelt gelangen – zum Beispiel ins Grundwasser. Um da sicher zu gehen, kann man da jetzt beim lokalen Entsorger fragen, ob der Müll verbrannt wird oder nicht. Es gibt aber auch Apotheken, die noch freiwillig alte Arzneimittel annehmen und sie fachgerecht entsorgen. Welche das sind, lässt sich nur durch eigenes Fragen herausfinden. Ein Nachfragen lohnt sich auch bei Schadstoffsammelstellen - aber längst nicht mehr jede Stelle nimmt Altmedikamente an. Ein unhaltbarer Zustand, findet Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein:
"Wir sehen da den Gesetzgeber gefordert. Der Gesetzgeber muss eine Regelung treffen . Dass nämlich die Hersteller in die Pflicht genommen werden, so ein System zu installieren. Wir haben ja zum Beispiel bei anderen Gebrauchsgütern auch einen sehr guten Entsorgungsweg. Ich erinnere mal an die Altbatterien, das funktioniert auch. Und das muss auch für Arzneimittel gewährleistet sein. Und zwar kostenlos für den Verbraucher und auch für die Apotheken."
Weitere Informationen:
• Umweltbundesamt: Strategien zum Umgang mit Arzneimittelwirkstoffen im Trinkwasser
• Faltblatt Alte Medikamente richtig entsorgen vom Berliner Senat
• Grüne Tipps von der Europäischen Umweltagentur
• Sachverständigenrat für Umweltfragen: Risiken des Eintrags von Arzneimitteln in die Umwelt weitgehend unbekannt