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Ab Montag wird Fernsehen digital

Am Montag beginnt im Köln-Bonner Raum sowie im Großraum Bremen bis Hannover ein neues Fernsehzeitalter. Denn dann wird das frei empfangbare Antennenfernsehen digitalisiert. Die neue Technologie, das so genannte Digital Video Broadcasting - Terrestrial (DVB-T) verspricht neue Qualitäten und Eigenschaften wie etwa den mobilen Fernsehempfang. Joachim Bareis vom DVB-T Projektbüro NRW erläuterte im Deutschlandfunk Details der neuen Technologie.

    Manfred Kloiber: Was wird sich denn ab Montag für die Zuschauer ändern?

    Joachim Bareis: Am Montag beginnt das digitale Antennenfernsehen. Ab diesem Zeitpunkt wird es möglich sein, zunächst 20 Programme digital zu empfangen. Ein halbes Jahr später werden weitere vier Sender dazu treten. Dieses Angebot wird dann in den Sendegebieten auch mobil mit kleinen Stabantennen zu empfangen sein.

    Kloiber: Welche Ausrüstung benötigt der Zuschauer hierfür?

    Bareis: Voraussetzung ist ein digital-taugliches Empfangsgerät, ein so genannter DVB-T-Empfänger, der zwischen eine bestehende Dach- oder Zimmerantenne und den Fernseher geschaltet wird. Diese Decoder sind bereits für rund 100 Euro erhältlich. Kleine Stabantennen für solche Empfänger sind für rund zehn Euro zu bekommen.

    Kloiber: Ein Reiz des Verfahrens ist vor allem der Empfang über eine kleine Zimmerantenne. Dazu wurden in der vergangenen Woche Messungen durchgeführt. Konnte DVB-T diese Erwartungen erfüllen?

    Bareis: Die Messungen haben die Prognosen, die durch ein Computerprogramm zu verschiedenen Ausbreitungsmodellen der Funkwellen erstellt wurden, bestätigt und der Empfang war an den Messpunkten gewährleistet.

    Kloiber: Die neue Technologie bringt mit sich, dass man für jedes einzelne Empfangsgerät, also auch einen Videorekorder, jeweils einen Decoder benötigt.

    Bareis: Das ist richtig. Bereits heute hat ja jedes Empfangsgerät, jeder Fernseher und jeder Videorekorder, einen analogen Decoder. Weil wir jetzt aber digitale Signale ausstrahlen, bringt das mit sich, dass wir vor jedes Gerät einen digitalen Empfänger vorschalten müssen, um die Signale zu verwerten.

    Kloiber: Eine beliebte Eigenschaft von Videorekordern ist das so genannte VPS, mit dem Aufnahmen exakt und einfach programmiert werden können. Müssen die Verbraucher auf diesen Komfort jetzt verzichten?

    Bareis: Nein, die VPS-Kodes für die Aufnahmeprogrammierung werden auch weiterhin ausgestrahlt. Allerdings muss man beim Kauf eines Empfangsgerätes darauf achten, dass es auch diese Signale generieren und an den Videorekorder weitergeben kann. So sind beispielsweise im Testgebiet Berlin auch Geräte in den Handel gekommen, die diese Funktionalität nicht abgedeckt haben. Alle Apparate, die die Kennung der deutschen Plattform und das Logo der "Überallfernsehens" tragen, müssen auch in der Lage sein, ein VPS-Signal zu generieren. Alle Hersteller, die diese Kennzeichung tragen, garantieren letztlich auch, das Funktionalitäten wie VPS, aber auch beispielsweise Zweikanalton oder Videotext gewährleistet sind.

    Kloiber: Oft wird für DVB-T mit einer Verbesserung der Bilder geworben. Allerdings sind die bei der Technologie verwendeten Datenraten nicht sonderlich hoch. Daher klagen vor allem Nutzer von Großbildschirmen über deutliche Bildverschlechterungen gegenüber dem analogen Fernsehsignal. Können Sie also guten Gewissens sagen, dass die Qualität bei DVB-T wirklich optimal ist?

    Bareis: Angepasst auf die Nutzungssituation und verglichen mit der PAL-Norm haben wir mit DVB-T eine sehr gute Bildqualität, so meine ich. Richtig ist aber, dass wir die hohe Datenkompression mit bis zu drei Megabit pro Sekunde verwenden. Daher kann es sein, dass insbesondere bei sehr großformatigen und hochwertigen Bildschirmen Artefakte aufgrund dieser Reduktion der Bildinformation sehr deutlich zu sehen sind. Die Anwendung von DVB-T zielt aber insbesondere auf die Verwendung von Zweit- und Drittgerätenutzung, wo überwiegend eben keine derartigen Großgeräte eingesetzt werden. Hochwertige Plasmabildschirme dagegen sind doch eher Anwendungen für Qualitätsübertragungen wie etwa Kabel- und Satellitenfernsehen. Trotzdem zeigten unsere Tests, dass DVB-T eine sehr gute Bildqualität liefert. Die Wirkung des Bildes auf den Zuschauer ist nicht mehr vergleichbar mit dem analogen Verfahren, bei dem ja Artefakte wie Rauschen und Schattenbilder auftreten können. Dies ist bei DVB-T nicht mehr der Fall. Es können allerdings Effekte aus der Datenreduktion sichtbar werden, die aber bei üblichen Bildschirmgrößen nicht auffallen werden.

    Kloiber: DVB-T wird derzeit als "Überallfernsehen" beworben, aber tatsächlich ist DVB-T derzeit nur in umschriebenen Gebieten zu empfangen. Gibt es denn auch eine Perspektive für Zuschauer abseits großer Ballungsräume?

    Bareis: Zunächst beginnt die DVB-T-Ausstrahlung am 24. Mai im Raum Köln-Bonn und wird sich dann ab dem 8. November im Düssseldorf-Ruhrgebiet fortsetzen. Dies sind aber zumindest für Nordrhein-Westfalen Projektgebiete, in denen DVB-T startet. Wie es danach weiter geht, werden wir erst sehen können, wenn die Vorlaufprojekte erfolgreich abgeschlossen sind.

    Weitere detaillierte Informationen zu Sendegebieten und Technik von DVB-T bietet
    www.ueberallfernsehen.de.

    [Quelle: Manfred Kloiber]