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Abfallmanagement leicht gemacht

Abfallmanagement wird aufgrund von immer raffinierteren Recyclingmethoden zu einer eigenen Wissenschaft. Gerade für kleinere und mittlere Unternehmen ist es gar nicht so einfach, sich an alle Vorschriften zu halten und die Kostenvorteile einer organisierten Entsorgung auszuschöpfen. Deshalb haben Wissenschaftler Software entwickelt, mit der alles viel einfacher werden soll.

Von Gerhard Trey |
    Jeder Betrieb braucht ein Abfallkonzept. Aber damit tun sich viele Firmen schwer, wie Dr. Thomas Sterr vom Institut für Umweltwirtschaftsanalysen in Heidelberg berichtet:

    "Gerade im Bereich Abfallmanagement haben kleine und mittelständische Betriebe besondere Probleme. Die haben keine Umweltabteilung, die sich mit diesen Fragen beschäftigt, sondern im Allgemeinen sind irgendwelche Facharbeiter mitbeauftragt, solche Fragen zu beantworten, und das können sie allenfalls fünf oder zehn Stunden im Monat machen. Das heißt, die gesamte Abfallproblematik muss recht stiefmütterlich behandelt werden, weil die Informationsbeschaffung für den Einzelnen sehr teuer ist. "

    Eine neue Software – sie trägt den flotten Namen "Abfallmanager" – soll den Unternehmen helfen. Das fängt schon bei der Daten-Erfassung an. Da geht es um genaue Angaben, was die Eigenschaften der Abfallstoffe angeht. Vage Begriffe wie "Holz" oder "Stahl" reichen nicht aus, wenn man einen möglichen Wiederverwerter finden möchte. Und selbst bei "unbehandeltem Holz" muss der Interessent zusätzlich wissen, ob es sich um Sägespäne, Bretter oder Einwegpaletten handelt. Dasselbe gilt für Eisenmetalle, hinter denen sich eine ganze Reihe verschiedener Stahlsorten, aber auch einfaches Eisen in unterschiedlicher Form verbergen kann.

    Mit dem Abfallmanager kann alles anhand eines neunstelligen Abfall-Katalogs exakt definiert werden, versichert Dr. Thomas Ott, Wirtschaftsgeograph an der Uni Mannheim. Die Software übertrifft damit das offizielle europäische Abfall-Schlüsselnummersystem, das nur sechs Stellen kennt:

    "Die Daten, die aus dem Abfallmanager geliefert werden, kommen in einer ganz homogenen Form, das heißt, es werden dieselben Einheiten verwendet, es werden die Stoffe nach denselben Kriterien beurteilt, so dass die Fachleute in den Betrieben sofort erkennen können, kann ich diesen Stoff verwenden oder kann ich ihn nicht verwenden. Wir haben beispielsweise im Rhein-Neckar Raum eine Firma, die eine Holzhackschnitzel- Verbrennungsanlage aufgebaut hat. Die hätte sich allein nicht getragen, aber jetzt liefern mehrere Firmen ihre Alt-Paletten und Alt-Hölzer zu dieser Firma und dort werden sie verbrannt und in Energie umgewandelt. "

    Bei der Entwicklung des Abfallmanagers ging es vor allem auch um Praxisnähe. Deshalb setzte man sich mit den Unternehmern aus einem Industriegebiet in unmittelbaren Nachbarschaft zusammen:

    "Alle haben ihre Problemstellungen im Abfallbereich artikuliert, miteinander ausgetauscht und wir haben jetzt versucht, die Informationen, die wir da bekommen haben, zusammenzufassen, zu systematisieren und haben auf Basis dieser Informationen versucht, eine Software zu bauen, die all diesen Anforderungen der Firmen gerecht wird. "

    Wenn Firmen Abfallstoffe austauschen wollen, muss die Kommunikation untereinander reibungslos funktionieren. Auch dafür sorgt der Abfallmanager. Der Entsorgungsprozess der einzelnen Unternehmen wird dadurch transparent und jeder erfährt, was der andere an Abfall zu bieten hat.
    "Bevor die Stoffe zwischen den Firmen hin- und her transportiert werden können, müssen auch entsprechende Informationen fließen und diese Informationen werden mit Hilfe des Abfallmanagers erfasst, dann zu einer Pooling-Stelle geleitet und dort gefiltert und an die Firmen im Intranet weitergegeben. "

    Die Software wurde im letzten Jahr vom Land Baden-Württemberg mit dem doIT Software-Preis ausgezeichnet. Nach dem regionalen Start im Rhein-Neckar-Raum und einem Industriegebiet bei Ulm wollen die Entwickler auch in andere Bundesländer und ins europäische Ausland vorstoßen. Der bisherige Erfolg macht ihnen Mut. Denn die Kunden sehen im Abfallmanager eine große Erleichterung, wie Barbara Neef - Mitarbeiterin im Vertrieb – berichtet:

    "Am Telefon erlebe ich immer wieder, dass die Leute sehr froh sind. Durch den Abfallmanager sparen sie sehr viel Geld, die Erfassung hat sich wesentlich vereinfacht, ein wesentlicher Vorteil ist auch noch, dass die Firmen ihre Auswertung auf Knopfdruck haben und das spart enorm an Zeit. "