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Abgehoben zum Erfolg

Die Lufthansa ist die mit Abstand größte Fluggesellschaft in Deutschland, 120 000 Passagiere täglich machen sie zur zweitgrößten Europas. Vor 80 Jahren wurde die Deutsche Luft Hansa AG gegründet. Eine wechselhafte Geschichte begann.

Von Jürgen Bräunlein | 06.01.2006
    Am Anfang stand politischer Pragmatismus. Die Deutsche Reichsregierung hatte es satt, die zwei wichtigsten einheimischen Fluglinien – Deutsche Aero Lloyd AG und Junkers Luftverkehr AG - permanent zu subventionieren. Sie drängte die verschuldeten Unternehmen zur Fusionierung. Mit Erfolg: Am 6. Januar 1926 trafen sich im vornehmen Berliner Hotel Kaiserhof Politiker, Bankiers und Industrielle und entkorkten Sektflaschen: Die Deutsche Luft Hansa erblickte das Licht der Welt.

    Zum Firmenlogo – ein aufsteigender Kranich in Blau und Gelb - hatten beide Vorgänger-Fluglinien ihr Scherflein beigetragen. Der Kranich war das Emblem der Deutschen Aero Lloyd, die Farben Blau und Gelb standen bisher für Junkers Luftverkehr. Die neu gegründete Luft Hansa besaß anfangs 162 Flugzeuge, viele davon waren Restbestände aus dem Ersten Weltkrieg, also völlig unbrauchbar. Doch hatte man das ehrgeizige Ziel, ein kontinentales Streckennetz aufzubauen.

    Am 6. April 1926 startete die erste Maschine der Luft Hansa vom Heimatflughafen Berlin Tempelhof. Eine Fokker-Grulich F II mit vier Passagieren und dem Ziel Zürich. Im selben Jahr eröffnete man die Strecke Berlin-Moskau. Eine kleine Revolution: Mit dem Zug brauchte man dafür 65 Stunden, via Luft Hansa nur noch 15.

    Geflogen wurde unter abenteuerlichen Bedingungen. Über eine Stehleiter stieg der Passagier ins Flugzeug und musste sich dabei auch noch an der ausgestreckten Hand eines Helfers festhalten. Die Cockpits waren damals offen, einströmende Kälte setzte der Besatzung zu. Kopfhaube und Wollschal, Mantel und Pelzhandschuhe gehörten zur Grundausrüstung aller Piloten. Auch Navigationssysteme gab es noch nicht. Die Piloten orientierten sich an Kirchtürmen, Flussläufen und Eisenbahnlinien.

    Schon im ersten Jahr hatte die Fluglinie ein Unglück zu beklagen. Eine Junker F 13 stürzte bei einem Gewitter ins Wattenmeer. Fünf Menschen kamen ums Leben.

    Die Erfolgsgeschichte der Luft Hansa konnte das nicht bremsen. Als erste Fluglinie richtete sie 1934 einen Postflugdienst über den Südatlantik ein, vier Jahre später die erste Direktfluglinie von Berlin nach New York und zurück. Während des Dritten Reiches kam der Flugverkehr praktisch zum Erliegen. Nach dem Krieg übernahmen die Alliierten die Kontrolle über die gesamte deutsche Luftfahrt. Im Februar 1951 wurde die Lufthansa liquidiert, doch kehrte sie - wie der Phönix aus der Asche – putzmunter wieder. Unter Beteiligung von Bund und Bundesbahn gründete man 1953 die Aktiengesellschaft für Luftverkehrsbedarf. Bereits ein Jahr später übernahm sie den Traditionsnamen Deutsche Lufthansa AG. Am 1. April 1955 dann erlebte sie die zweite Geburt.

    In den folgenden Jahren profitierte die Lufthansa - wie ihre Konkurrenten auch - vom deutschen Wirtschaftswunder. Die Deutschen verreisten wieder. Mit der Boeing 707 trat die Lufthansa in das Düsenzeitalter ein. Fliegen war jetzt zu einem Massenphänomen geworden.

    Schon 1970 schickte die Lufthansa dann den ersten Jumbo in den Himmel und war nochmals die Avantgarde unter den Fluggesellschaften. In den 80er und 90er Jahren verzeichnete das Unternehmen massive wirtschaftliche Einbußen und hatte auch Imageprobleme. Mittlerweile hat man sich davon erholt. Heute werden von der Lufthansa täglich 120 000 Fluggäste befördert. Damit ist sie die zweitgrößte Fluggesellschaft Europas.