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Abgesang auf APS

Technik. - Vieles bleibt beim alten auch auf der diesjährigen Photokina in Köln. Wer gute Aufnahmen für die Nachwelt bewahren möchte, verlässt sich auch weiterhin vielfach auf analoge Geräte, wenngleich Digitaltechnik das alte Verfahren weiter verdrängt. Doch ohne Elektronik geht auch beim Zelluloid seit Jahren nichts mehr. Bis heute blieben dabei aber auch viele Verfahren auf der Strecke, wie etwa das so genannte Advanced Photo System.

    Als die Miniaturisierung begann, ihrem Namen Ehre zu machen, und digitale Chips nach Uhren und Computern auch andere Gerätschaften eroberten, strafte eine Industrie den Trend mit Ignoranz: die Fotoindustrie. Belächelt wurde zu Beginn der 80er Jahre die erste Digitalkamera. Als dann sehr viel später klar wurde, dass die Entwicklung nicht aufzuhalten war und bereits branchenfremde Unternehmen in den angestammten Revieren der Silberhalogenidindustrie wilderten, war das Entsetzen groß und sollte gegen gehalten werden. Auf stetig wachsende Speichermedien und höher auflösende Bildchips antworteten traditionelle Kamera- und Filmhersteller zunächst nur mit dem so genannten Dünnschichtfilm. Statt in verschiedenen Schichten herkömmlicher Filme waren dabei die farbempfindlichen Teilchen nebeneinander aufgetragen, was dem Material eine höhere Lichtempfindlichkeit verlieh. Gleichzeitig konnte dabei dennoch die Auflösung erhöht werden. Pocket- und Diskkameras tauchten am Markt auf und befriedigten die Nachfrage nach handlichen und unkomplizierten Apparaten, was schließlich in Wegwerfgeräten aus dem Supermarkt gipfelte.

    1996 stellten die Branchenriesen Canon, Fuji, Kodak, Minolta und Nikon gemeinsam das so genannte Advanced Photo System vor. APS bot eine vereinfachte Bestückung der Kameras mit Filmpatronen, die überdies frei gewechselt werden konnten. Erstmals konnte der Benutzer damit frei etwa zwischen Farb- und Schwarzweißfilmen wechseln, ohne zuerst alle Fotos verschießen zu müssen. Eine andere Neuerung war der Indexdruck, der auf einem Abzug eine Übersicht aller Aufnahmen lieferte. Doch der Clou der Entwicklung bestand in der Angabe von Umweltangaben wie Lichtverhältnisse oder Farbtemperatur zu jedem Bild direkt auf einen separaten Magnetstreifen, wodurch bei der Entwicklung kleinere Fehler automatisch ausgebügelt und insgesamt die Fotos weltweit in quasi standardisierter Qualität abgezogen werden konnten. Doch der neue Komfort konnte den Trend zur digitalen Fotografie nicht aufhalten und heute sind die APS-Eigenschaften nur wenige von zahlreichen selbstverständlichen Features, auf die jeder Hobbyfotograf spätestens am heimischen PC bei der Nachberarbeitung zugreifen kann. So ist von APS heute gerade noch die Wegwerfkamera geblieben, die im Handschuhfach ihres Gebrauchs harrt oder zum Einsatz kommt, wenn die "Digitale" mangels frischer Batterien ihren Dienst verweigert.

    Ein anderes Gebiet der Fotografie scheint ebenfalls vollends an die Nostalgiker gefallen: der Super-8-Film. Mit Tränen in den Augen dürften viele Familienväter auf Internetauktionen blicken, in denen die einstmals kostbaren Technikwunder zu Ramschpreisen den Besitzer wechseln. Diese Geräte erfordern noch ein gewisses Gefühl im Umgang mit ihnen und verlangen vor allem nach inzwischen rar gewordenen Filmkassetten. Gerade zwei Hersteller weltweit bieten heute noch Filme in diesem Format an. Leichter ist es indes, die bewegten Erinnerungen per Digitalisierung durch den versierten Fachhandel in die Gegenwart zu retten. Wie lange aber Video-CD oder DVD noch abspielbar sind und ob sie das biblische Alter von Super-8 überhaupt erreichen, ist wieder eine ganz andere Frage.

    [Quelle: Wolfgang Noelke]