Auch wenn das Stück gar nichts taugen würde, allein der Spielort wäre den Besuch schon wert: die kleine Seebühne bei Kreuzlingen, dem Schweizer Teil von Konstanz. Sie hat sich im Gegensatz zur Bregenzer Opernplattform am anderen Ende des Bodensees eher Kammerspieldimensionen, aber sie ist noch schöner, noch idyllischer gelegen. Auf dieser Seebühne also ist das zerbrochene Skelett eines Zeppelins zu sehen, und damit ist schon klar, dass es um eine alles andere als idyllische Geschichte geht.
Ferdinand Graf Zeppelin war ein Katastrophentyp, also eine perfekte Figur fürs Theater, findet der Autor, Regisseur und Leiter des Seeburg-Theaters Leopold Huber:
"Der Hugo von Hofmannsthal hat das sehr genau beschrieben. Der hat gesagt: Die Essenz dieses Mannes ist Mut und zwar in der geläutertsten und höchsten Form, nämlich in der Geduld. "
Das Leben des Luftschiffpioniers war von faustischem Schaffensdrang und von gigantischen Tiefschlägen des Schicksals geprägt. Seine Fluggeräte stürzten ab, seine militärische Karriere wurde von Kaiser Wilhelm abrupt beendet, er verlor sein ganzes Geld (und das seiner Frau), aber er rappelte sich immer wieder hoch, geleitet von einem Genius oder Schutzengel, der während der ganzen Aufführung in Gestalt einer Akrobatin in silbernem Trikot zu sehen ist. Diese Figur ist die einzige Dauerpräsenz; die übrigen fünf Darsteller schlüpfen nacheinander in 47 Rollen - von Hitler und Göring über den amerikanischen Präsidenten Lincoln und Admiral Tirpitz bis zu Familienmitgliedern und Mitarbeitern des Grafen Zeppelin. Er selbst wird - je nach Lebensalter - von verschiedenen Ensemblemitgliedern gespielt. Das alles ist virtuos konzipiert, inszeniert und choreographiert - und vor allem: es ist leicht und lustig, ohne Längen oder Peinlichkeiten.
Klamauk gehört zum Geschäft einer Revue, und davon gibt es reichlich: zum Beispiel ein besoffener Kaiser Wilhelm, ein debiles Brautelternpaar, ein tanzender Priester, ein homophiler Präsident Lincoln und ein selbstverliebter Hermann Hesse. Gags und Slapstick folgen einander im Minutentakt.
"Und kaum haben wir darüber gelacht, wird der Witz noch mal rückwärts gedreht - so funktioniert perfekte Comedy. Es wäre aber falsch zu glauben, daß hier über einen im Grunde tragischen Helden nur herumgealbert wird. "
Die militärischen Anwendungen der Zeppeline haben deren Entwicklung und Bau erst ermöglicht. Die schönen ruhigen Riesenluftschiffe waren in erster Linie Kriegsgerät - geeignet, um Furcht und Schrecken zu verbreiten und Bomben auf London zu werfen. Doch die düstere Seite des Erfinders hängt nicht nur damit zusammen, sondern auch mit den vielen Unfällen und Rückschlägen, die seine Karriere säumten.
"Er hatte das ganze Geld verbraten von seiner Frau - nichts mehr! Dann ist er dagestanden, das Militär hat ihm nichts gegeben; und dann ist dieser weinende Mann vor den Trümmern seiner Existenz, ist er um die Welt gegangen. Und dann hat der Hugo Eckener, der ein scharfer Kritiker von ihm war, der immer herumgenörgelt hat, den er aber dann am Schluß in sein Team genommen hat - auch eine gute Entscheidung! - der hat gesagt: Machen Sie doch eine Lotterie! Der Louis Napoléon hat doch so seinen ganzen Staatshaushalt finanziert!"
Der französische Kaiser Napoleon III. war just Gegenstand von Leopold Hubers voriger Produktion, denn das Seeburg-Theater Kreuzlingen greift stets lokale Stoffe auf, die dann an authentischen Schauplätzen gespielt werden. Und Schloß Arenenberg, wo Louis Napoléon aufgewachsen ist, liegt bloß ein paar Kilometer neben der jetzigen Spielstätte, von der aus man im Abendrot über den See bis Friedrichshafen blicken kann, wo die Zeppeline einst gebaut wurden.
Zur Musik von - natürlich ! - Led Zeppelin, Reinhard Mey, Frank Sinatra und vielen anderen flugtauglichen Songs ist so eine intelligente und mitreißende Revue entstanden, die es sich auch leisten kann, auf die Chronologie zu pfeifen, denn sie beginnt mit einem Ereignis aus dem Jahr 1937, als der Graf schon 20 Jahre tot war. Doch das Unglück von Lakehurst bei New York, das das Ende dieser Form von Luftschifffahrt bedeutete, bleibt schließlich in der kollektiven Erinnerung am stärksten mit dem Namen Zeppelin verbunden.
Ferdinand Graf Zeppelin war ein Katastrophentyp, also eine perfekte Figur fürs Theater, findet der Autor, Regisseur und Leiter des Seeburg-Theaters Leopold Huber:
"Der Hugo von Hofmannsthal hat das sehr genau beschrieben. Der hat gesagt: Die Essenz dieses Mannes ist Mut und zwar in der geläutertsten und höchsten Form, nämlich in der Geduld. "
Das Leben des Luftschiffpioniers war von faustischem Schaffensdrang und von gigantischen Tiefschlägen des Schicksals geprägt. Seine Fluggeräte stürzten ab, seine militärische Karriere wurde von Kaiser Wilhelm abrupt beendet, er verlor sein ganzes Geld (und das seiner Frau), aber er rappelte sich immer wieder hoch, geleitet von einem Genius oder Schutzengel, der während der ganzen Aufführung in Gestalt einer Akrobatin in silbernem Trikot zu sehen ist. Diese Figur ist die einzige Dauerpräsenz; die übrigen fünf Darsteller schlüpfen nacheinander in 47 Rollen - von Hitler und Göring über den amerikanischen Präsidenten Lincoln und Admiral Tirpitz bis zu Familienmitgliedern und Mitarbeitern des Grafen Zeppelin. Er selbst wird - je nach Lebensalter - von verschiedenen Ensemblemitgliedern gespielt. Das alles ist virtuos konzipiert, inszeniert und choreographiert - und vor allem: es ist leicht und lustig, ohne Längen oder Peinlichkeiten.
Klamauk gehört zum Geschäft einer Revue, und davon gibt es reichlich: zum Beispiel ein besoffener Kaiser Wilhelm, ein debiles Brautelternpaar, ein tanzender Priester, ein homophiler Präsident Lincoln und ein selbstverliebter Hermann Hesse. Gags und Slapstick folgen einander im Minutentakt.
"Und kaum haben wir darüber gelacht, wird der Witz noch mal rückwärts gedreht - so funktioniert perfekte Comedy. Es wäre aber falsch zu glauben, daß hier über einen im Grunde tragischen Helden nur herumgealbert wird. "
Die militärischen Anwendungen der Zeppeline haben deren Entwicklung und Bau erst ermöglicht. Die schönen ruhigen Riesenluftschiffe waren in erster Linie Kriegsgerät - geeignet, um Furcht und Schrecken zu verbreiten und Bomben auf London zu werfen. Doch die düstere Seite des Erfinders hängt nicht nur damit zusammen, sondern auch mit den vielen Unfällen und Rückschlägen, die seine Karriere säumten.
"Er hatte das ganze Geld verbraten von seiner Frau - nichts mehr! Dann ist er dagestanden, das Militär hat ihm nichts gegeben; und dann ist dieser weinende Mann vor den Trümmern seiner Existenz, ist er um die Welt gegangen. Und dann hat der Hugo Eckener, der ein scharfer Kritiker von ihm war, der immer herumgenörgelt hat, den er aber dann am Schluß in sein Team genommen hat - auch eine gute Entscheidung! - der hat gesagt: Machen Sie doch eine Lotterie! Der Louis Napoléon hat doch so seinen ganzen Staatshaushalt finanziert!"
Der französische Kaiser Napoleon III. war just Gegenstand von Leopold Hubers voriger Produktion, denn das Seeburg-Theater Kreuzlingen greift stets lokale Stoffe auf, die dann an authentischen Schauplätzen gespielt werden. Und Schloß Arenenberg, wo Louis Napoléon aufgewachsen ist, liegt bloß ein paar Kilometer neben der jetzigen Spielstätte, von der aus man im Abendrot über den See bis Friedrichshafen blicken kann, wo die Zeppeline einst gebaut wurden.
Zur Musik von - natürlich ! - Led Zeppelin, Reinhard Mey, Frank Sinatra und vielen anderen flugtauglichen Songs ist so eine intelligente und mitreißende Revue entstanden, die es sich auch leisten kann, auf die Chronologie zu pfeifen, denn sie beginnt mit einem Ereignis aus dem Jahr 1937, als der Graf schon 20 Jahre tot war. Doch das Unglück von Lakehurst bei New York, das das Ende dieser Form von Luftschifffahrt bedeutete, bleibt schließlich in der kollektiven Erinnerung am stärksten mit dem Namen Zeppelin verbunden.