Ulrike Köllner hat längst alle Hoffnungen aufgegeben. Die Vorsitzende des Verbandes der Gymnasialeltern Bayern kennt niemanden, der mit dem bayerischen Vorgehen bei der Umsetzung der verkürzten Gymnasialzeit zufrieden wäre. Im Gegenteil. Die bevorstehenden Nachprüfungen für 308 bayerische Schüler ab dem 5. September sei der Höhepunkt in einem Hickhack zulasten der künftigen Abiturienten:
"Die Stimmung ist natürlich verzweifelt, weil ja die Kinder, wenn sie in der Nachprüfung scheitern, praktisch keine Möglichkeit mehr haben, außer in der 11. Klasse wieder anzufangen, sei es auf der FOS, sei es in der Q11, Q12 – das ist ja für die Kinder überhaupt nicht vermittelbar. Die sind dann 19 bzw. 20 Jahre alt und sollen sich zu den 16-Jährigen in die Klasse setzen."
Was für Schüler anderer Bundesländer absurd klingt, hat in Bayern Methode. Bei der Einführung des G-8 im Herbst 2004 wurde die Gymnasialstufe gleichzeitig verkürzt und reformiert, das heißt, seitdem gelten für die auf die G9-Klassen folgenden G-8 komplett neue Kurse und: Mathe, Englisch und Deutsch sind obligatorische Prüfungsfächer. Die Möglichkeit einer Wiederholung des letzten Gymnasialjahres im G9 schließt sich damit aus. Deshalb wurde nur für dieses Jahr eine Nachprüfung im September ermöglicht. Ein Sonderfall. Wer diese Nachprüfung nicht wahrnimmt, muss die gesamte Oberstufe wiederholen. Hieß es bisher. Der neueste Stand im Kultusministerium sei anders, betont Sprecherin Marie Brune:
"Diejenigen Schülerinnen und Schüler des letzten G9-Jahrganges, die im Frühjahr dieses Jahres die Abiturprüfungen nicht bestanden haben, haben jetzt die Möglichkeit entweder im September an einer Nachprüfung teilzunehmen oder alternativ dazu haben sie die Möglichkeit in die 12. Jahrgangsstufe des laufenden G-8 zurück zu wechseln."
Für Ulrike Köllner und die betroffenen Eltern ist das ganz neu. Doch selbst wenn es die Möglichkeit zwischenzeitlich gäbe - wie soll das funktionieren?
"Es ist mir nicht vorstellbar. Die müssen doch verpflichtend Deutsch, Mathe, Englisch Abitur machen und wie soll das gehen, wenn ihnen dann die 11. Klasse fehlt? Das ist mir ein völliges Rätsel. Denn wenn sie vorher zum Beispiel Sport und Chemie oder Physik Leistungskurs hatten und dann müssen sie in ganz anderen Fächern Abitur machen. Ich weiß nicht, ob das dann reicht."
Höchstens 30 Prozent der Nachprüflinge schaffen im Schnitt die Nachprüfungen in Bayern, zeigen Erfahrungswerte. Das hieße 200 Schüler stünden im September nach 13 Schuljahren mit dem Realschulabschluss da. Das sei zwar bedauerlich, aber nicht zu ändern, so das Kultusministerium. Denn man habe mit der sogenannten Günstigkeitsklausel vom September 2010 alle Register gezogen, um es den Absolventen so leicht wie möglich zu machen: Die Zahl der Schulaufgaben in den Leistungskursen war reduziert worden, in den Leistungskursen wurde im ersten Halbjahr nur jeweils eine Klausur geschrieben, die entweder doppelt oder einfach zählte jeweils zugunsten der besseren Zeugnisnote der Schüler. Für die Nachprüflinge würden in den Sommermonaten sogar extra Lehrkräfte abgestellt werden, die sich um die Prüfungsvorbereitung kümmern. Außerdem sei hinter vorgehaltener Hand eine gute Benotung angemahnt worden.
Für den Bund der Lehrerinnen und Lehrer in Bayern BLLV eine Lachnummer. Der Vorsitzende Klaus Wenzel:
"Also ich rate meinen Kollegen und Kolleginnen, dass sie ganz gelassen umgehen mit diesen Nachprüfungen. Wenn selbst der Kultusminister in laufende Verfahren eingreift und die Hürden ändert, warum sollen wir uns dann Stress machen? Schüler wissen alle etwas und man kann so prüfen, dass sie dann auch genau das auf den Punkt bringen, was entscheidend ist für eine passable Note. Deshalb sollten sich die Lehrer und Lehrerinnen bei diesen Nachprüfungen sehr pädagogisch verhalten."
Für die Eltern der nachfolgenden G-8-Klassen ein Hohn. Denn dieses "Abitur light" verwässere doch den hohen Anspruch, den das bayerische Abitur in Deutschland zu haben glaubt. BLLV-Chef Wenzel:
"Das wird nicht nur dadurch verwässert, sondern das haben wir bereits gesehen beim G-8, da wurden die Hürden ja auch noch mal nachträglich verändert. Es wird jetzt beim Zugang zur Fachoberschule die Hürde verändert. Also ich mache mir wirklich Sorgen um die Qualität insgesamt der bayerischen Bildungssysteme, weil hier viel Geld eingespart wird und kein Konzept vorhanden ist. Und wenn es eng wird, ändert man einfach die Hürden."
Dass im September alle 308 Nachprüflinge in Bayern das Abitur schaffen werden, gilt als abgemacht. An den Lehrern soll und wird es nicht liegen, wenn jemand versagt, meint Wenzel. Denn Noten seien ja sowieso willkürlich und subjektiv.
"Die Stimmung ist natürlich verzweifelt, weil ja die Kinder, wenn sie in der Nachprüfung scheitern, praktisch keine Möglichkeit mehr haben, außer in der 11. Klasse wieder anzufangen, sei es auf der FOS, sei es in der Q11, Q12 – das ist ja für die Kinder überhaupt nicht vermittelbar. Die sind dann 19 bzw. 20 Jahre alt und sollen sich zu den 16-Jährigen in die Klasse setzen."
Was für Schüler anderer Bundesländer absurd klingt, hat in Bayern Methode. Bei der Einführung des G-8 im Herbst 2004 wurde die Gymnasialstufe gleichzeitig verkürzt und reformiert, das heißt, seitdem gelten für die auf die G9-Klassen folgenden G-8 komplett neue Kurse und: Mathe, Englisch und Deutsch sind obligatorische Prüfungsfächer. Die Möglichkeit einer Wiederholung des letzten Gymnasialjahres im G9 schließt sich damit aus. Deshalb wurde nur für dieses Jahr eine Nachprüfung im September ermöglicht. Ein Sonderfall. Wer diese Nachprüfung nicht wahrnimmt, muss die gesamte Oberstufe wiederholen. Hieß es bisher. Der neueste Stand im Kultusministerium sei anders, betont Sprecherin Marie Brune:
"Diejenigen Schülerinnen und Schüler des letzten G9-Jahrganges, die im Frühjahr dieses Jahres die Abiturprüfungen nicht bestanden haben, haben jetzt die Möglichkeit entweder im September an einer Nachprüfung teilzunehmen oder alternativ dazu haben sie die Möglichkeit in die 12. Jahrgangsstufe des laufenden G-8 zurück zu wechseln."
Für Ulrike Köllner und die betroffenen Eltern ist das ganz neu. Doch selbst wenn es die Möglichkeit zwischenzeitlich gäbe - wie soll das funktionieren?
"Es ist mir nicht vorstellbar. Die müssen doch verpflichtend Deutsch, Mathe, Englisch Abitur machen und wie soll das gehen, wenn ihnen dann die 11. Klasse fehlt? Das ist mir ein völliges Rätsel. Denn wenn sie vorher zum Beispiel Sport und Chemie oder Physik Leistungskurs hatten und dann müssen sie in ganz anderen Fächern Abitur machen. Ich weiß nicht, ob das dann reicht."
Höchstens 30 Prozent der Nachprüflinge schaffen im Schnitt die Nachprüfungen in Bayern, zeigen Erfahrungswerte. Das hieße 200 Schüler stünden im September nach 13 Schuljahren mit dem Realschulabschluss da. Das sei zwar bedauerlich, aber nicht zu ändern, so das Kultusministerium. Denn man habe mit der sogenannten Günstigkeitsklausel vom September 2010 alle Register gezogen, um es den Absolventen so leicht wie möglich zu machen: Die Zahl der Schulaufgaben in den Leistungskursen war reduziert worden, in den Leistungskursen wurde im ersten Halbjahr nur jeweils eine Klausur geschrieben, die entweder doppelt oder einfach zählte jeweils zugunsten der besseren Zeugnisnote der Schüler. Für die Nachprüflinge würden in den Sommermonaten sogar extra Lehrkräfte abgestellt werden, die sich um die Prüfungsvorbereitung kümmern. Außerdem sei hinter vorgehaltener Hand eine gute Benotung angemahnt worden.
Für den Bund der Lehrerinnen und Lehrer in Bayern BLLV eine Lachnummer. Der Vorsitzende Klaus Wenzel:
"Also ich rate meinen Kollegen und Kolleginnen, dass sie ganz gelassen umgehen mit diesen Nachprüfungen. Wenn selbst der Kultusminister in laufende Verfahren eingreift und die Hürden ändert, warum sollen wir uns dann Stress machen? Schüler wissen alle etwas und man kann so prüfen, dass sie dann auch genau das auf den Punkt bringen, was entscheidend ist für eine passable Note. Deshalb sollten sich die Lehrer und Lehrerinnen bei diesen Nachprüfungen sehr pädagogisch verhalten."
Für die Eltern der nachfolgenden G-8-Klassen ein Hohn. Denn dieses "Abitur light" verwässere doch den hohen Anspruch, den das bayerische Abitur in Deutschland zu haben glaubt. BLLV-Chef Wenzel:
"Das wird nicht nur dadurch verwässert, sondern das haben wir bereits gesehen beim G-8, da wurden die Hürden ja auch noch mal nachträglich verändert. Es wird jetzt beim Zugang zur Fachoberschule die Hürde verändert. Also ich mache mir wirklich Sorgen um die Qualität insgesamt der bayerischen Bildungssysteme, weil hier viel Geld eingespart wird und kein Konzept vorhanden ist. Und wenn es eng wird, ändert man einfach die Hürden."
Dass im September alle 308 Nachprüflinge in Bayern das Abitur schaffen werden, gilt als abgemacht. An den Lehrern soll und wird es nicht liegen, wenn jemand versagt, meint Wenzel. Denn Noten seien ja sowieso willkürlich und subjektiv.