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Abluft-Reinigungsanlage bei Großmastbetrieben

Das niedersächsische Südoldenburg wird häufig als der Fleischtopf der Nation bezeichnet. Mehr als 30 Millionen Hühner und knapp fünf Millionen Schweine sind in den Ställen des Weser-Ems-Gebiets zusammengedrängt. Die Luft in der Region ist häufig mit Stäuben und unerträglichem Gestank belastet. Verursacht wird der Gestank hauptsächlich durch Ammoniak. Dieses Gas stellt in der intensiven Tierproduktion nicht nur ein besonderes Geruchsproblem dar, es verunreinigt zudem Gewässer mit Nährstoffen. Ein Stalleinrichter hat nun ein Abluft-Reinigungssystem bereitgestellt, das einen hohen Wirkungsgrad verspricht.

von Werner Nording | 19.03.2002
    Hinrich Snell vom Forschungszentrum der Veredelungswirtschaft Weser-Ems in Vechta, einer Außenstelle der Universität Göttingen:

    Wir gehen nach Voruntersuchungen davon aus, dass etwa 65 Prozent des Ammoniaks und 90 Prozent des Staubes abgeschieden werden können und dass der Geruch so weit reduziert wird, dass man in einem Umkreis von zehn bis 20 Meter kaum noch wahrnehmen wird, dass hier ein Tierstall ist.

    Der Stalleinrichter will einen Prototyp des Reinigungssystems bereits Mitte Mai öffentlich vorstellen. Das Forschungszentrums für Veredelungswirtschaft hat die Aufgabe, das System wissenschaftlich zu bewerten. Deshalb soll im Herbst ein Stall in Südoldenburg bezogen werden, an dem die Untersuchungen stattfinden können. Die Ställe müssen für die Reinigungsanlage so gebaut sein, dass die Abluft nicht wie allgemein üblich aus Kaminen austritt, die auf dem Dach installiert sind. Vielmehr wird die Abluft giebelseitig zentral aus dem Stall gesaugt. An dieser Stelle ist das Filterelement an den Stall in einem separaten Raum angebaut:

    Die Abluft tritt aus dem Stall in dieses Gebäudeelement hinein, wird also wasservernetzt, fast wassergesättigt und tritt dann in das eigentliche Herzstück des Filters, eine so genannte Patbank, das ist ein Zelluloseelement 15 Zentimeter tief, mehrere Quadratmeter groß und durch diese Patbank rieselt permanent von oben nach unten Wasser herunter, mit diesem Wasser werden Staub und gasförmige Emissionen nach unten herausgewaschen.

    Im Praxistest wollen die Wissenschaftler herausfinden, ob sich an den Filtermatten Mikroorganismen ablagern und wenn ja, von welcher Art diese Mikroorganismen sind. Außerdem muss das Wasser beobachtet werden, das in einem Sedimentationsbecken gesammelt wird. Hier können sich die schweren Teilchen im Wasser ablagern. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Filterschlämme problemlos zusammen mit der Gülle als Dünger auf die Felder ausgebracht werden kann. Das Wasser kann dann in der Reinigungsanlage wiederverwertet werden. Snell kann nur ungefähre Angaben machen, was eine solche Abluft-Reinigungsanlage kostet. Grundsätzlich sei es heute schon möglich, Tierställe mit solchen Systemen auszurüsten, auch wenn die wissenschaftliche Begleitung noch nicht abgeschlossen ist, sagt der Agrarwissenschaftler:

    Entsprechend können wir die Kosten nur sehr grob kalkulieren, wir haben das mal getan für einen Schweinemaststall mit 600 Schweinemastplätzen und sind darauf gekommen, dass jedes Mastschwein mit cirka zwei Euro 70 Cent belastet wird, was dort produziert wird.

    Zwei Euro siebzig Cent pro Mastschwein muss ein Tiermäster also nach bisherigen Schätzungen zusätzlich einplanen, wenn er seine Ställe mit einer solchen Reinigungsanlage ausstatten will. Snell meint, dass sich diese zusätzliche Investition an vielen Standorten rechnen wird:

    Das Interesse an der Abluftfiltertechnologie ist sehr groß, weil viele Landwirte sehen, dass hier zukünftig ein Bedarf ergibt, dass man Ställe kaum noch genehmigen wird in bestimmten Lagen, wenn hier nicht über eine Abluftfilteranlage gesprochen wurde. Viele Landwirte sehen, dass die Abluftfilteranlage ein Weg ist, um an einem bestimmten Standort noch weiter erfolgreich Tiere produzieren zu können.

    Gerade in den Intensiv-Tierhaltungsgebieten Südoldenburgs dürfte die Abluft-Reinigungsanlage auf großes Interesse stoßen. Aber auch international könnte die Anlage ein Renner werden. Geht man doch davon aus, dass rund 40 Millionen Tonnen des umweltschädlichen Ammoniaks in der weltweiten Tierproduktion entstehen.