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Absatzprobleme und Filterpflichten

Die Diskussion über die Feinstaub-Luftbelastung durch Holzverbrennung kommt für den Markt für Holzpellets, also aus Holzspänen gepresste zylinderförmige Stäbchen, zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Denn nach beachtlichen Steigerungsraten in den Jahren 2005 und 2006 ist der Absatz von Holzpellets im laufenden Jahr eingebrochen.

Von Tonia Koch |
    Nach Angaben des Deutschen Energie-Pellet-Verbandes ist der Absatz von Holzpellets auf dem deutschen Markt in diesem Jahr um über 60 Prozent zurück gegangen. Für diese Entwicklung führt der Verband mehrere Gründe ins Feld. Zum einen hätte sich die Abschaffung der Eigenheimzulage negativ ausgewirkt. Wenn keine privaten Ein- und Zweifamilienhäuser gebaut würden, so würden dort auch keine Heizungsanlangen nachgefragt. Im öffentlichen Sektor werde ohnehin - so der Verband- nur selten auf Pellet-Heizungen zurück gegriffen. Zum zweiten hätte der milde Winter zum Jahreswechsel 2006/2007 und der zu diesem Zeitpunkt vergleichsweise niedrige Ölpreis, die Verbraucher davon abgehalten in die Jahre gekommene Heizungsanlagen auszutauschen. Martin Bentele, Geschäftsführer des Deutschen Energie-Pellet-Verbandes:

    "Die Heizungsbranche ist gerade in einem historischen Tief. Der deutsche Kunde kauft keine Heizung mehr, weil er verunsichert ist, anhand einer Vielzahl von Alternativen aus dem erneuerbaren Bereich. Und nicht zuletzt: Bei ihm ist der Aufschwung im Geldbeutel nicht angekommen. Er kann nicht sagen, ich kaufe mir jetzt für 15.000 Euro eine neue Heizung."

    Verunsichert wurden die Verbraucher allerdings auch durch eine Diskussion, die sich um die Freisetzung von Feinstäuben durch Pellet-Heizungen entzündet hatte sowie durch die hohen Preise zu Beginn des Jahres. Inzwischen sind die Preise von 265 Euro die Tonne auf 180 Euro die Tonne gesunken. Das entspricht - nach Angaben des Verbandes - etwa der Hälfte dessen, was der Verbraucher augenblicklich für die fossilen Energieträger Öl und Gas zahlen muss. Einen Nachfrageschub hat die Preisentwicklung nach unten bei den Pellets allerdings nicht ausgelöst. Im Gegenteil. Der Markt kämpft mit Überkapazitäten. Martin Bentele:

    "Die Produktionskapazitäten haben sich in den letzten vier Jahren vervierfacht. Es wird sogar nur die Hälfte dessen produziert, was man machen könnte. Und nur die Hälfte dessen wird innerhalb Deutschlands verbraucht. Die andere Hälfte geht nach Holland und Belgien in Kraftwerke. "

    Hinzu kommt, dass immer mehr ausländische Anbieter den deutschen Markt entdecken. Und das führt dazu, dass nach Auffassung einer Reihe von Händlern immer mehr Qualitätsprobleme im Pellet-Bereich auftreten. Die Eigenschaften, die ein Pellet aufweisen muss, beispielsweise hinsichtlich seiner Dichte, seines Wassergehaltes oder seiner chemischem Zusammensetzung sind genormt. Und der deutsche Energie-Pellet-Verband vergibt auch ein Prädikatsiegel, wenn Pellets die sogenannte Din-Plus-Norm erfüllen. Allerdings eröffneten die festgelegten Schwankungsbreiten bei den Grenzwerten zu viele Spielräume. Thomas Merz vom Rohstoffhändler RAT im saarländischen Waldhölzbach:

    "Die Norm ist zu weit gesteckt. Die Problematik ergibt sich einfach daraus, dass viele Dinge, insbesondere Feinst-Anteile, zu ungenau geregelt sind und der Endverbraucher den Schaden hat beziehungsweise Probleme mit der Regulierung bekommt."

    Die Qualitätsproblematik ist beim Verband angekommen. Sie wird von Produzenten, Händlern und Anlagenbauern gemeinsam gelöst werden müssen, damit das Vertrauen der Verbraucher nicht leidet. Denn der Modernisierungsstau in deutschen Heizkellern ist enorm. Nach Angaben des Bundesverbandes für Haus- Energie- und Umwelttechnik sind 20 Prozent der Heizungsanlagen in Deutschland älter als 24 Jahre. Anfang Dezember will die Bundesregierung das Erneuerbare Energien-Wärme-Gesetz auf den Weg bringen. Davon erwartet sich die Pellet-Branche neue Impulse. Denn der Gesetzgeber will Häuslebauer dazu verpflichten, dass sie zukünftig einen Teil ihrer Wärmeversorgung über erneuerbare Energien abdecken.