Arbeitszeit
Abschaffung eines Feiertags zugunsten der Wirtschaft? - Fachleute und Politik uneinig

Wie kann die Wirtschaft in Deutschland wieder angekurbelt werden? Bei dieser Frage stehen auch die Feiertage zur Diskussion. Die Wirtschaftswissenschaftlerin Grimm spricht sich dafür aus, einen zu streichen. Dies sei zwar unbeliebt, jedoch eine Möglichkeit, weiterzukommen, sagte sie im Deutschlandfunk.

    Reiter auf ihren geschmückten Pferden nehmen nahe Bad Kötzting (Oberpfalz) am traditionellen Pfingstritt teil.
    Vor allem christliche Feierage wie der Pfingsmontag (hier mit traditionellem Pfingstritt) stehen in der Diskussion (picture-alliance / dpa / Marcus Führer)
    Grimm betonte, insgesamt müsse das Arbeitsvolumen gestärkt werden. Strukturell habe man das Problem, dass dieses durch den Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge in den kommenden Jahren weiter zurückgehe. Das dämpfe nochmals die Wirtschaftsleistung. Einen Feiertag abzuschaffen könne daher eine Möglichkeit sein. Grimm hält es aber auch für wichtig, zusätzliche Arbeitsanreize zu schaffen, beispielsweise durch Anpassungen beim Bürgergeld.

    Hüther: "Abschaffung eines Feiertags sinnvoll" - Fratzscher: "Löst nicht den Fachkräftemangel"

    Gerade hatte sich auch der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, Hüther, für eine Reduktion der Feiertage in Deutschland ausgesprochen. Die Abschaffung eines Feiertages würde das deutsche Bruttoinlandsprodukt rein rechnerisch um bis zu 8,6 Milliarden Euro erhöhen, sagte Hüther den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Er verwies auf die Abschaffung des Buß- und Bettags als gesetzlichen Feiertag im Jahr 1995.
    Skeptisch äußerte sich dagegen der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Fratzscher. Er sagte ebenfalls den Funke-Medien, der Arbeitskräftemangel in Deutschland werde nicht durch eine Streichung von Feiertagen gelöst. Vielmehr müssten die Hürden für die Erwerbstätigkeit von Frauen und Geflüchteten abgebaut werden.

    SPD und Linke dagegen, AfD gespalten

    In der Politik stößt der Feiertags-Vorstoß bisher weitgehend auf Ablehnung: "Gesetzliche Feiertage fördern die Erholung und stärken damit auch die Leistungsfähigkeit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer", hieß es aus der SPD-Fraktion im Bundestag. Auch die Linke sieht die Debatte kritisch. Es gebe immer mehr Stress und Burn-out-Erkrankungen. Der Vorschlag sei daher "aus dem letzten Jahrtausend" und löse keine Probleme.
    In der AfD-Fraktion auf Bundesebene gab es dagegen Zustimmung. Man "wäre ja schon froh, wenn nicht noch zusätzliche Feiertage eingeführt würden", sagte der wirtschaftspolitische Sprecher, Holm. Das könne man sich angesichts der wirtschaftlichen Lage ganz sicher nicht leisten. Anders positionierte sich die AfD-Fraktion im Landtag Baden-Württemberg: Dort fordert man in einem Facebook-Posting: "Diäten streichen statt Feiertage!". Wer hier die Axt anlege, rede einer Wirtschaftsordnung das Wort, "die außer Arbeit nichts kennt".
    Diese Nachricht wurde am 17.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.