Von Volker Mrasek
Der wohl prominenteste Anwalt der irdischen Artenvielfalt heißt E.O.Wilson. Der angesehene US-Biologe und Buchautor schätzt, dass jedes Jahr 27.000 Arten von Lebewesen aussterben. Die meisten von ihnen, ohne jemals von Zoologen, Botanikern oder Mikrobiologen entdeckt und beschrieben worden zu sein ...
Die große Mehrheit der Arten wird überhaupt nicht registriert. Sie verschwinden einfach unbemerkt von der Erde - wie die Toten in der Elegie auf einem Dorfkirchhof des englischen Dichters Thomas Gray.
Der heimliche Artenschwund gilt vielen Ökologen heute als die bedrohlichste Veränderung unserer Umwelt - fataler noch als vielleicht der Klimawandel. Der deutsche Zoologe Wolfgang Wägele beschreibt anschaulich das große Dilemma:
Alle Tier- und Pflanzenarten sind unverzichtbare Bausteine unserer Ökosysteme. Jeder Organismus trägt in seiner Erbsubstanz einen Reichtum an Information, mit kostbaren Rezepten zur Bewältigung von schwierigen Aufgaben - wie das Geheimnis des Überlebens in der Tiefsee oder in heißen Quellen, oder einen Trick zur Entgiftung von Blausäure, die in der Nahrung enthalten ist. Die Erbsubstanz der Organismen ist eine "genetische Schatzkammer" für künftige Generationen. Artensterben ist deshalb immer auch eine Gefährdung der ökologischen Lebensgrundlage der Menschen.
Etwa drei Viertel aller Tier- und Pflanzenarten kommen in den Tropen vor, nimmt man heute an. Mehr als die Hälfte davon lebt in Regenwald-Regionen. Im Wissenschaftsmagazin "Science" wurde vor Jahren das Arten-Inventar eines einzigen tropischen Baumes veröffentlicht. Forscher entdeckten auf dem Holzgewächs allein eintausend-einhundert verschiedene Käfer-Arten; 160 davon, schrieben sie, lebten nur auf dieser einen Baum-Art. Insofern wird schnell klar: Die größte Bedrohung für die Artenvielfalt oder "Biodiversität" geht vom rücksichtlosen Roden tropischer Urwälder aus. Doch der Aderlass hat noch eine ganze Reihe anderer Gründe...
Wenn Korallenriffe infolge des Klimawandels und erhöhter Wassertemperaturen ausbleichen oder gar absterben, gehen Meeresorganismen verloren.
Wenn die Landwirtschaft Naturflächen urbar macht und intensiv beackert, gehen vorher dort ansässige Arten verloren.
Wenn sich der Getreideanbau auf einige wenige Kultursorten stützt, gehen Arten verloren - und zwar Hunderte sonstiger in der Natur vorkommender Getreidegräser.
Wenn der Mensch Flüsse aufstaut, Auen entwässert und Überschwemmungsflächen kultiviert, gehen Arten verloren.
Wenn immer mehr Shrimps-Farmen die natürlichen Überschwemmungswälder in den Tropen, die sogenannten Mangroven, verdrängen, gehen Arten verloren.
Wenn Böden und Gewässer durch Umweltgifte verseucht werden, gehen Arten verloren.
Wenn fremde Arten mit dem globalen Handelsverkehr in Ökosysteme verfrachtet werden, in die sie nicht gehören, und dort die angestammte Flora oder Fauna verdrängen, gehen Arten verloren.
Schon vor zehn Jahren auf dem Welt-Umweltgipfel in Rio galt die Lage als ernst. Damals verabschiedeten die versammelten Staatschefs neben der UN-Klima-Konvention auch ein Abkommen zum Schutz der Biologischen Vielfalt. Es enthält die Forderung, den Raubbau an der Natur zu bremsen, vor allem die Abholzung der artenreichen Urwälder. Das sollte vor allem durch die Einrichtung von Schutzgebieten geschehen. Tatsächlich sind hier gewisse Erfolge erzielt worden. Das hält der aktuelle Welt-Umweltreport der Vereinten Nationen fest:
Schutz-Zonen wie zum Beispiel Nationalparks haben sich in ihrer Flächenausdehnung zwischen 1970 und dem Jahr 2000 mehr als vervierfacht. Ihre Zahl stieg von 3.400 auf 11.500. Eine Untersuchung in 93 Schutzgebieten hat gezeigt, dass in den meisten der Kahlschlag gestoppt werden konnte.
Noch bleibt aber enorm viel zu tun. So etwas wie das Kyoto-Protokoll mit konkreten Klimaschutz-Zielen fehlt auf dem Feld des Artenschutzes bisher. Solange Industrie- und Tropenländer hier nicht alle an einem Strang ziehen und der Naturausbeutung Grenzen setzen, wird sich der heimliche Artenschwund fortsetzen.
Der wohl prominenteste Anwalt der irdischen Artenvielfalt heißt E.O.Wilson. Der angesehene US-Biologe und Buchautor schätzt, dass jedes Jahr 27.000 Arten von Lebewesen aussterben. Die meisten von ihnen, ohne jemals von Zoologen, Botanikern oder Mikrobiologen entdeckt und beschrieben worden zu sein ...
Die große Mehrheit der Arten wird überhaupt nicht registriert. Sie verschwinden einfach unbemerkt von der Erde - wie die Toten in der Elegie auf einem Dorfkirchhof des englischen Dichters Thomas Gray.
Der heimliche Artenschwund gilt vielen Ökologen heute als die bedrohlichste Veränderung unserer Umwelt - fataler noch als vielleicht der Klimawandel. Der deutsche Zoologe Wolfgang Wägele beschreibt anschaulich das große Dilemma:
Alle Tier- und Pflanzenarten sind unverzichtbare Bausteine unserer Ökosysteme. Jeder Organismus trägt in seiner Erbsubstanz einen Reichtum an Information, mit kostbaren Rezepten zur Bewältigung von schwierigen Aufgaben - wie das Geheimnis des Überlebens in der Tiefsee oder in heißen Quellen, oder einen Trick zur Entgiftung von Blausäure, die in der Nahrung enthalten ist. Die Erbsubstanz der Organismen ist eine "genetische Schatzkammer" für künftige Generationen. Artensterben ist deshalb immer auch eine Gefährdung der ökologischen Lebensgrundlage der Menschen.
Etwa drei Viertel aller Tier- und Pflanzenarten kommen in den Tropen vor, nimmt man heute an. Mehr als die Hälfte davon lebt in Regenwald-Regionen. Im Wissenschaftsmagazin "Science" wurde vor Jahren das Arten-Inventar eines einzigen tropischen Baumes veröffentlicht. Forscher entdeckten auf dem Holzgewächs allein eintausend-einhundert verschiedene Käfer-Arten; 160 davon, schrieben sie, lebten nur auf dieser einen Baum-Art. Insofern wird schnell klar: Die größte Bedrohung für die Artenvielfalt oder "Biodiversität" geht vom rücksichtlosen Roden tropischer Urwälder aus. Doch der Aderlass hat noch eine ganze Reihe anderer Gründe...
Wenn Korallenriffe infolge des Klimawandels und erhöhter Wassertemperaturen ausbleichen oder gar absterben, gehen Meeresorganismen verloren.
Wenn die Landwirtschaft Naturflächen urbar macht und intensiv beackert, gehen vorher dort ansässige Arten verloren.
Wenn sich der Getreideanbau auf einige wenige Kultursorten stützt, gehen Arten verloren - und zwar Hunderte sonstiger in der Natur vorkommender Getreidegräser.
Wenn der Mensch Flüsse aufstaut, Auen entwässert und Überschwemmungsflächen kultiviert, gehen Arten verloren.
Wenn immer mehr Shrimps-Farmen die natürlichen Überschwemmungswälder in den Tropen, die sogenannten Mangroven, verdrängen, gehen Arten verloren.
Wenn Böden und Gewässer durch Umweltgifte verseucht werden, gehen Arten verloren.
Wenn fremde Arten mit dem globalen Handelsverkehr in Ökosysteme verfrachtet werden, in die sie nicht gehören, und dort die angestammte Flora oder Fauna verdrängen, gehen Arten verloren.
Schon vor zehn Jahren auf dem Welt-Umweltgipfel in Rio galt die Lage als ernst. Damals verabschiedeten die versammelten Staatschefs neben der UN-Klima-Konvention auch ein Abkommen zum Schutz der Biologischen Vielfalt. Es enthält die Forderung, den Raubbau an der Natur zu bremsen, vor allem die Abholzung der artenreichen Urwälder. Das sollte vor allem durch die Einrichtung von Schutzgebieten geschehen. Tatsächlich sind hier gewisse Erfolge erzielt worden. Das hält der aktuelle Welt-Umweltreport der Vereinten Nationen fest:
Schutz-Zonen wie zum Beispiel Nationalparks haben sich in ihrer Flächenausdehnung zwischen 1970 und dem Jahr 2000 mehr als vervierfacht. Ihre Zahl stieg von 3.400 auf 11.500. Eine Untersuchung in 93 Schutzgebieten hat gezeigt, dass in den meisten der Kahlschlag gestoppt werden konnte.
Noch bleibt aber enorm viel zu tun. So etwas wie das Kyoto-Protokoll mit konkreten Klimaschutz-Zielen fehlt auf dem Feld des Artenschutzes bisher. Solange Industrie- und Tropenländer hier nicht alle an einem Strang ziehen und der Naturausbeutung Grenzen setzen, wird sich der heimliche Artenschwund fortsetzen.