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Abschlussarbeiten kurz gefasst
"Ich habe sooo viele Fische getötet"

"Worüber schreibst du deine Abschlussarbeit?" Diese Frage - und die komplizierte Antwort - können Studierende und ihre Angehörigen in den Wahnsinn treiben. Bloggerin Angela Frankel hat eine Lösung gefunden: Auf "lol my thesis" sammelt sie witzige Zusammenfassungen von Abschlussarbeiten.

Von Sarah Kumpf | 07.02.2014
    Angela Frankel schreibt ihre Biologie-Bachelorarbeit an der amerikanischen Harvard-Universität über die embryonische Herzentwicklung von Zebrafischen, um herauszufinden, wie ein bestimmtes Gen eine Gruppe von Vorläuferzellen reguliert, die zur normalen Herzentwicklung gehören. Äh ja… Schon abgeschaltet? Zum Glück hat die 21-Jährige auch eine einfachere Erklärung: "Ich habe sooo viele Fische getötet", fasst sie ihre Arbeit zusammen.
    Kurze, prägnante und witzige Zusammenfassungen von Seminar- und Abschlussarbeiten wie diese sammelt Angela seit Dezember auf ihrem Blog "lol my thesis". Eigentlich war das Ganze ein privater Scherz zwischen der Studentin und ihren Freunden, die auch gerade an ihren Abschlussarbeiten sitzen.
    "Nach einer Weile waren wir wirklich witzig und ich habe mir gedacht: Das sollte ich irgendwo aufschreiben oder veröffentlichen", erzählt sie. So entstand ihr Blog.
    Mittlerweile hat Angela auf lolmythesis.com rund 1.400 Einträge aus der ganzen Welt gesammelt. Und immer noch bekommt sie täglich zwischen 30 und 40 Neue, aus denen sie die schönsten auswählt.
    Manche - wie der Post von Angela - machen aus einem langen und komplizierten Titel einen kurzen, schmissigen. Andere fassen auch ihre Ergebnisse zusammen. Aus: "Die verschiedenartige Nutzung von Lepilemur leucopus und Microcebus griseorufus der durch Menschen beschädigten Wälder im Beza Mahafaly Reservat" wird so: "Für Lemuren ist es doof, wenn ihr Lebensraum zerstört wird - außer für Maus-Lemuren, die kommen trotzdem klar."
    "Ich will mir Disney Prinzessinnen anschauen"
    Und aus "Organisierte Kommunikationskultur eines Waffen-Clubs" wird "Alte weiße Männer, die als Hobby schießen, reden komisch". Die ein oder andere überraschende Enthüllung ist auch dabei: Aus dem ursprünglichen Titel "Heldinnen Überdosis: Eine Studie über die Disney Prinzessinnen und ihre Vermarktung" wird so "Ich will mir Disney Prinzessinnen anschauen - und keiner kann mich daran hindern".
    Manche Schreiber scheinen geradezu desillusioniert, dass sie ein so offensichtliches Thema gewählt haben: "Wenig überraschend lügen dich Menschen online an, um dich ins Bett zu kriegen." Im Original klingt die Arbeit in Kommunikationswissenschaft allerdings ein bisschen beeindruckender: "Hübsche kleine Lügen: Individuelle Differenzvariablen und Täuschung in Online Dating Profilen."
    Und auch gescheiterte Projekte finden auf lol my thesis ihren Platz: "Wenn du Jahre deiner Arbeit an einen Ballon bindest und ihn durch die Antarktis fliegst - tu nicht so als wärst du überrascht, wenn er in eine Gletscherspalte stürzt und du ihn nie wiedersiehst." Das schreibt ein Physik-Studierender über das Ballon-betriebene Submillimeter-Teleskop BLAST.
    Angela Frankel hat nur noch wenige Wochen bis sie ihre Zebrafisch-Arbeit abgeben muss. Nachdem sie all die anderen Blog-Einträge gelesen hat, denkt sie darüber nach, ihren eigenen noch zu verbessern. Schließlich hat sie mit all den Fischen, die sie getötet hat, noch weitere Experimente gemacht. Wie der Eintrag dann heißen soll, möchte sie aber noch nicht verraten.