Chaotische, missglückte Krisenbewältigung, keine Selbstkritik, Beratungsresistenz: So beschreiben die beiden Kommissionsmitglieder, Christa Thiel und Clemens Basdorf das Handeln der DOSB-Führung im Umgang mit dem Brief. In dem anonymen Schreiben war das Verhalten und der Führungsstil des damaligen Verbandspräsidenten Alfons Hörmann kritisiert worden. In der Verbandszentrale herrsche eine „Kultur der Angst“.
Für die Juristin Thiel und ihren Fach-Kollegen Basdorf ist der Brief „anrüchig“, weil sich niemand dazu bekannt habe. Die darin aufgestellten Behauptungen seien allerdings strafrechtlich nicht relevant. Dass eine beträchtliche Anzahl von Mitarbeitenden dahinter steht erscheint den beiden Kommissionsmitgliedern „nicht unrealistisch“. Der damalige DOSB-Präsident Alfons Hörmann sei „im Tandem“ mit der ehemaligen Vorstandsvorsitzen Veronika Rücker getrieben gewesen von der fixen Idee, den oder die Urheberin des Schreibens ausfindig zu machen.
Ungenaue Angaben zu tatsächtlichen Beratungs- und Anwaltskosten
Zu diesem Zweck seien diverse Spezialkanzleien und Beratungsagenturen beauftragt und sogar ein Sprachgutachten erstellt worden. Den für diese Dienstleistungen aufgewendeten Betrag aus DOSB-Mitteln beziffert der Bericht mit „deutlich mehr als 700 000 Euro“ und bewertet das als „bedenkliches Ausmaß“. Ein „strafrechtliches Fehlverhalten“ im Agieren der Führungsgremien sieht die Kommission darin nicht.
Wie hoch die Summe an Kosten, die die ehemalige DOSB-Führung im Umgang mit dem anonymen Brief ausgegeben hat, tatsächlich ist, bleibt unklar. Die Seiten des Berichts mit den Auflistungen der Berater-Honorare und Abrechnungen sind komplett geschwärzt.