Freitag, 19. April 2024

Archiv

Abschuss eines russischen Kampfjets
Putin verstärkt die Luftabwehr in Syrien

Der Abschuss eines russischen Kampfjets durch die türkische Luftwaffe hat das Verhältnis zwischen Moskau und Ankara massiv beschädigt. Präsident Wladimir Putin kündigte an, den russischen Stützpunkt in Syrien mit Flugabwehrraketen auszustatten. Zudem erhöht Moskau in wirtschaftlicher Hinsicht den Druck auf die Türkei.

Von Gesine Dornblüth | 25.11.2015
    Der russische Präsident Wladimir Putin spricht, schaut dabei zur Seite und erhebt den Zeigefinger.
    Präsident Putin droht der Türkei nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets mit Konsequenzen. (dpa / Mikhail Metzel)
    Russland wird, als Folge des Abschusses seines Kampfjets im syrisch-türkischen Grenzgebiet, die Luftabwehr des russischen Militärstützpunktes in Syrien verstärken. Dies gab Präsident Putin heute bekannt.
    "Ich habe das am Morgen mit dem Verteidigungsminister besprochen. Wir werden unseren Luftstützpunkt in Syrien mit Flugabwehrraketen ausstatten."
    Wie Putins Sprecher erläuterte, geht es um Boden-Luft-Raketen vom Typ S-400. Sie können Kampfflugzeuge und Marschflugkörper bekämpfen sowie taktische Raketen abfangen. Putin erhob heute weitere Vorwürfe gegen die Regierung der Türkei.
    "Die ganze Welt sieht: Innenpolitisch unterstützt die heutige Führung der Türkei seit mehreren Jahren schon die Islamisierung des Landes. Der Islam ist eine große Religion, aber hier geht es um die Unterstützung eines radikalen Islam."
    Russisch-türkische Freundschaftsgesten sind passé
    Noch vor zwei Monaten war der türkische Präsident Erdogan Gast bei der Eröffnung einer zentralen Moschee in Moskau gewesen – eine russisch-türkische Freundschaftsgeste. Jetzt spricht Russland von einer Terrorgefahr in der Türkei, die so groß sei wie in Ägypten. Das Außenministerium hat russischen Staatsbürgern empfohlen, von Reisen in das Land abzusehen. Die staatliche Tourismusbehörde hat sich dem angeschlossen und den Reiseunternehmen nahegelegt, keine Reisen mehr in die Türkei zu verkaufen. Der Außenpolitiker Konstantin Kosatschow sagt dazu:
    "Die Leute sollten mit den Füßen abstimmen. Es ist wichtig, dass die russische Gesellschaft der Türkei ein konsolidiertes Signal sendet, dass sie das Vorgefallene kategorisch ablehnt."
    Gemeinsame Wirtschaftsprojekte sind gefährdet
    Premierminister Dmitrij Medwedew sprach heute von einem "unüberlegten Verbrechen" der türkischen Regierung. Es habe die langjährigen gutnachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Russland und der Türkei zerstört. Eine ganze Reihe langfristiger gemeinsamer Wirtschaftsprojekte seien gefährdet, so Medwedew. Unter anderem wird in Russland diskutiert, das gemeinsame Pipelineprojekt Turk Stream auf Eis zu legen. Das Vorhaben stockt allerdings ohnehin schon, die Türkei bremst. Der Außenpolitiker Kosatschow mahnte denn auch zu Besonnenheit, die Gaspipeline entspreche türkischen und russischen Interessen.
    Unterdessen wurde bekannt, dass der zweite Pilot des abgeschossenen Kampfflugzeuges am Leben ist. Er soll sich auf dem russischen Stützpunkt in Syrien befinden. Er hatte sich mit dem Schleudersitz gerettet. Sein Kollege war gestern getötet worden, ebenso ein weiterer an der Rettungsaktion beteiligter russischer Soldat.