Nur wenige Meter von der Akademie entfernt sonnen sich Tausende Touristen am Strand von Zinnowitz. Von dem schönen Wetter auf Usedom können die 16 Eleven dieser Tage allerdings nicht profitieren. Ein Teil der Studenten schwitzt bei Körpertraining und Stimmbildung. Andere bereiten sich auf ihre Teilprüfungen vor, wie Marit Lehmann aus Neubrandenburg.
Nach dem eigentlichen Theorieunterricht beginnt das Szenenstudium, das geht, wenn es hoch kommt, bis halb elf. Es dauert immer drei bis vier Wochen, bis es den ganzen anderen Dozenten präsentiert wird. Dann wird bewertet, ob man sich verbessert und Fortschritte gemacht hat.
Für Ute Kempowski, ebenfalls seit diesem Jahr an der Akademie, war der Start wie ein Wurf ins kalte Wasser.
Im Moment spielen wir fünf Mal die Woche. Dann haben wir zwei Wochen lang einen Tanzkurs und ein bisschen Theorieunterricht zwischendurch. Über die Wintermonate wird es ein wenig härter: Dann haben wir teilweise von 8:30 Uhr bis abends um neun Unterricht.
In jedem Jahr bewerben sich etwa 50 bis 60 junge Leute bei der Akademie. Zum Casting im Frühjahr kommt der Intendant der Vorpommerschen Landesbühne Wolfgang Bordel. Er ist der Initiator der jungen Schauspielakademie.
Am ersten Wochenende machen wir alle miteinander bekannt, machen Improvisationen, Gesang und Tanzen. Dann verringern wir den Kreis und wählen acht Kandidaten aus.
Unter Anleitung eines Dozenten trainieren die jungen Leute alles, was zu einem Stück gehört. Sie übernehmen vom ersten Tag an Regie, Dramaturgie und natürlich sämtliche Rollen. Intendant Bordel, an dessen Theater die Stücke aufgeführt werden, nutzt dabei einen simplen Trick: Kindertheater.
Das klingt immer so, als wenn es ganz einfach wäre. Dabei sind Kinderstücke eigentlich das schwierigste und emotional herausfordernste Theater. Denn Kinder sind ja nicht ruhig, sie gehen mit, diskutieren während der Inszenierung.
Bei der Ausbildung ist diese Bühnenerfahrung sehr hilfreich, sagt Heiko Gülland, der an der Akademie Sprecherziehung gibt. Gülland hat in Frankfurt am Main studiert und an verschiedenen Hochschulen in Hessen doziert. Diese praxisnahe Ausbildung in Zinnowitz hat ihn überzeugt, in den Nordosten zu gehen.
Ich war zuerst kritisch, denn ich wurde ganz anders ausgebildet, aber ich muss wirklich sagen: es geht auf. Ich bin sehr erstaunt, wie die Leute sich in den Produktionen entwickeln und wie in den Arbeiten auch das angewandt wird, was man ihnen im Unterricht beizubringen versucht.
Nachteil am Proben- und Ausbildungsplan: die Abgeschiedenheit, in der die Eleven ihre Zeit rund um die Uhr miteinander verbringen. Familiäre Atmosphäre, die leicht zu Stress werden kann, aber dennoch nützlich ist. Mit der Bühnenarbeit wird die Ausbildung und Unterbringung der jungen Leute finanziert. Mittlerweile sind viele Stücke an verschiedenen Bühnen der Region nicht mehr ohne die Schauspielstudenten umzusetzen. Gewünschter Nebeneffekt der Akademie ist für Intendant Bordel, den eigenen Nachwuchs auszubilden. Denn die Region Vorpommern gilt nicht gerade als ein Magnet für gut ausgebildete Schauspieler. Auch die Theaterakademie ist noch ein Geheimtipp, aber Intendant Bordel glaubt fest daran, Vorreiter für andere zu sein.
Die sicherlich sehr exzellente akademische Ausbildung an den Hochschulen und Universitäten lässt meiner Ansicht nach oft vermissen, dass der Theateralltag ein ganz anderer ist. Dort fängt man auch vom alter her ganz spät an, wir haben hier ganz junge Leute und auch ältere.
Im nächsten Frühjahr beenden die ersten Eleven nach drei Jahren ihre Ausbildung. Erst dann wird sich zeigen, ob Intendant Bordels Hoffnung aufgeht, frisches Blut für die heimischen Bühnen zu bekommen.
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Theaterakademie Vorpommern in Zinnowitz.
Nach dem eigentlichen Theorieunterricht beginnt das Szenenstudium, das geht, wenn es hoch kommt, bis halb elf. Es dauert immer drei bis vier Wochen, bis es den ganzen anderen Dozenten präsentiert wird. Dann wird bewertet, ob man sich verbessert und Fortschritte gemacht hat.
Für Ute Kempowski, ebenfalls seit diesem Jahr an der Akademie, war der Start wie ein Wurf ins kalte Wasser.
Im Moment spielen wir fünf Mal die Woche. Dann haben wir zwei Wochen lang einen Tanzkurs und ein bisschen Theorieunterricht zwischendurch. Über die Wintermonate wird es ein wenig härter: Dann haben wir teilweise von 8:30 Uhr bis abends um neun Unterricht.
In jedem Jahr bewerben sich etwa 50 bis 60 junge Leute bei der Akademie. Zum Casting im Frühjahr kommt der Intendant der Vorpommerschen Landesbühne Wolfgang Bordel. Er ist der Initiator der jungen Schauspielakademie.
Am ersten Wochenende machen wir alle miteinander bekannt, machen Improvisationen, Gesang und Tanzen. Dann verringern wir den Kreis und wählen acht Kandidaten aus.
Unter Anleitung eines Dozenten trainieren die jungen Leute alles, was zu einem Stück gehört. Sie übernehmen vom ersten Tag an Regie, Dramaturgie und natürlich sämtliche Rollen. Intendant Bordel, an dessen Theater die Stücke aufgeführt werden, nutzt dabei einen simplen Trick: Kindertheater.
Das klingt immer so, als wenn es ganz einfach wäre. Dabei sind Kinderstücke eigentlich das schwierigste und emotional herausfordernste Theater. Denn Kinder sind ja nicht ruhig, sie gehen mit, diskutieren während der Inszenierung.
Bei der Ausbildung ist diese Bühnenerfahrung sehr hilfreich, sagt Heiko Gülland, der an der Akademie Sprecherziehung gibt. Gülland hat in Frankfurt am Main studiert und an verschiedenen Hochschulen in Hessen doziert. Diese praxisnahe Ausbildung in Zinnowitz hat ihn überzeugt, in den Nordosten zu gehen.
Ich war zuerst kritisch, denn ich wurde ganz anders ausgebildet, aber ich muss wirklich sagen: es geht auf. Ich bin sehr erstaunt, wie die Leute sich in den Produktionen entwickeln und wie in den Arbeiten auch das angewandt wird, was man ihnen im Unterricht beizubringen versucht.
Nachteil am Proben- und Ausbildungsplan: die Abgeschiedenheit, in der die Eleven ihre Zeit rund um die Uhr miteinander verbringen. Familiäre Atmosphäre, die leicht zu Stress werden kann, aber dennoch nützlich ist. Mit der Bühnenarbeit wird die Ausbildung und Unterbringung der jungen Leute finanziert. Mittlerweile sind viele Stücke an verschiedenen Bühnen der Region nicht mehr ohne die Schauspielstudenten umzusetzen. Gewünschter Nebeneffekt der Akademie ist für Intendant Bordel, den eigenen Nachwuchs auszubilden. Denn die Region Vorpommern gilt nicht gerade als ein Magnet für gut ausgebildete Schauspieler. Auch die Theaterakademie ist noch ein Geheimtipp, aber Intendant Bordel glaubt fest daran, Vorreiter für andere zu sein.
Die sicherlich sehr exzellente akademische Ausbildung an den Hochschulen und Universitäten lässt meiner Ansicht nach oft vermissen, dass der Theateralltag ein ganz anderer ist. Dort fängt man auch vom alter her ganz spät an, wir haben hier ganz junge Leute und auch ältere.
Im nächsten Frühjahr beenden die ersten Eleven nach drei Jahren ihre Ausbildung. Erst dann wird sich zeigen, ob Intendant Bordels Hoffnung aufgeht, frisches Blut für die heimischen Bühnen zu bekommen.
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Theaterakademie Vorpommern in Zinnowitz.