Nein, ganz so glatt und einfach ist diese Geschichte vielleicht doch nicht abgelaufen. Die Ausstellung in der Stiftung Moritzburg ermöglicht zum ersten Mal einen genaueren, einen umfassenden Blick auf Feiningers Spätwerk, das von Kunsthistorikern bislang eher wenig beachtet wurde, weil sie es für einen schwachen Abglanz seiner produktivsten Phasen hielten. Diese lagen unbestritten zwischen 1911 und dem Anfang der dreißiger Jahre. In der Hallenser Ausstellung gibt es auch einige Reminiszenzen an diese Zeit, mit und ohne Ortsbezug. Stadtansichten von Halle, aber natürlich auch viele Landschafts- und Architekturskizzen aus dem Thüringischen, wie zu der durch ihn zu Berühmtheit gelangten Kirche von Gelmeroda oder Seestücke mit Seglern und Dünen von der Mecklenburger Ostseeküste.
Ein Hauptwerk Feiningers ist die geradezu kubistisch anmutende, kristalline Auflösung der Brücke in Oberweimar von 1919, ein Gemälde, das heute in Philadelphia hängt und den Übergang von Feiningers geometrischer Gegenständlichkeit in die Abstraktion markiert.
Dieses Bild ist deshalb so entscheidend für diese Ausstellung, weil es dramatisch verdeutlicht, wie Feininger ab 1937 in den USA gemalt hat. Dort finden sich zwar immer noch vereinzelte Ansätze zu Abstraktion und formalen Neuerungen. Doch im Wesentlichen ist Feininger nach seiner Flucht damit beschäftigt, seine thüringischen oder mecklenburgischen Landschaften, aus dem Gedächtnis wiederherzustellen.
Zahllose Skizzen aus früheren Jahren hatte Feininger in die USA mitgebracht. In ihnen sucht er nach dem Schlüsselerlebnis, das ihn in seinen Jahrzehnten in Deutschland immer wieder inspiriert und vorangetrieben hat. Die Bilder, die daraus entstehen, versuchen in erster Linie, das Gefühl für die Landschaften wieder wachzurufen, sie bleiben letztlich Rekonstruktionsversuche und meist gegenständlich. Feiningers Meisterschaft der Farbflächenbehandlung, die Licht- und Raumregie ist immer noch erkennbar, viele dieser Bilder sind von einprägsamer Eleganz und Schlichtheit, seine Energie zu malen ungebrochen. Manche Bilder führen das Ringen um das alte Landschaftsgefühl sogar im Titel: "Baltic: a Recollection" beispielsweise, ein Gemälde von Anfang der vierziger Jahre als "Neusammlung" von früheren Eindrücken. Feininger war zu diesem Zeitpunkt selbst fast siebzig Jahre alt.
Und er hatte Schwierigkeiten, in New York und Umgebung die richtigen Motive zu finden für seine Malerei. New York war selber zu geometrisch. Feiningers Malerei lebte aber aus dem Gegensatz von Naturform und Geometrie. In New York gab es keine Naturformen, die er hätte überformen können. So beschränken sich die amerikanischen Motive, die er malt, eher auf Ausnahmen. "Walls and Windows" von 1949 erinnert in seiner verästelten Strichtextur fast an einen mittleren, halbabstrakten Paul Klee, und die Häuserlandschaft, die man erkennt, ist so allgemein gehalten, dass sie überall sein könnte. Fast scheint es, als versuche Feininger, New York in seinen Bildern zu renaturalisieren: "Manhattan I" zeigt eine pastose, ungewohnt teigige und farbenfrohe Straßenschlucht, in der sich Hochhäuser wie verzweigte Bäume hinaufranken. "Manhattan II", kurz darauf entstanden, einen Wolkenkratzer kristallin wie ein Bergkristall. Feiningers Unermüdlichkeit, sich die alten Inspirationen in der neuen Umgebung zu bewahren, ist bewundernswert und berührend zugleich. Kaum deutlicher ließe sich der Verlust dokumentieren, den er durch die Heimkehr, die für ihn letztlich doch nichts anderes als eine Flucht war, erlitten hat.
Ein Hauptwerk Feiningers ist die geradezu kubistisch anmutende, kristalline Auflösung der Brücke in Oberweimar von 1919, ein Gemälde, das heute in Philadelphia hängt und den Übergang von Feiningers geometrischer Gegenständlichkeit in die Abstraktion markiert.
Dieses Bild ist deshalb so entscheidend für diese Ausstellung, weil es dramatisch verdeutlicht, wie Feininger ab 1937 in den USA gemalt hat. Dort finden sich zwar immer noch vereinzelte Ansätze zu Abstraktion und formalen Neuerungen. Doch im Wesentlichen ist Feininger nach seiner Flucht damit beschäftigt, seine thüringischen oder mecklenburgischen Landschaften, aus dem Gedächtnis wiederherzustellen.
Zahllose Skizzen aus früheren Jahren hatte Feininger in die USA mitgebracht. In ihnen sucht er nach dem Schlüsselerlebnis, das ihn in seinen Jahrzehnten in Deutschland immer wieder inspiriert und vorangetrieben hat. Die Bilder, die daraus entstehen, versuchen in erster Linie, das Gefühl für die Landschaften wieder wachzurufen, sie bleiben letztlich Rekonstruktionsversuche und meist gegenständlich. Feiningers Meisterschaft der Farbflächenbehandlung, die Licht- und Raumregie ist immer noch erkennbar, viele dieser Bilder sind von einprägsamer Eleganz und Schlichtheit, seine Energie zu malen ungebrochen. Manche Bilder führen das Ringen um das alte Landschaftsgefühl sogar im Titel: "Baltic: a Recollection" beispielsweise, ein Gemälde von Anfang der vierziger Jahre als "Neusammlung" von früheren Eindrücken. Feininger war zu diesem Zeitpunkt selbst fast siebzig Jahre alt.
Und er hatte Schwierigkeiten, in New York und Umgebung die richtigen Motive zu finden für seine Malerei. New York war selber zu geometrisch. Feiningers Malerei lebte aber aus dem Gegensatz von Naturform und Geometrie. In New York gab es keine Naturformen, die er hätte überformen können. So beschränken sich die amerikanischen Motive, die er malt, eher auf Ausnahmen. "Walls and Windows" von 1949 erinnert in seiner verästelten Strichtextur fast an einen mittleren, halbabstrakten Paul Klee, und die Häuserlandschaft, die man erkennt, ist so allgemein gehalten, dass sie überall sein könnte. Fast scheint es, als versuche Feininger, New York in seinen Bildern zu renaturalisieren: "Manhattan I" zeigt eine pastose, ungewohnt teigige und farbenfrohe Straßenschlucht, in der sich Hochhäuser wie verzweigte Bäume hinaufranken. "Manhattan II", kurz darauf entstanden, einen Wolkenkratzer kristallin wie ein Bergkristall. Feiningers Unermüdlichkeit, sich die alten Inspirationen in der neuen Umgebung zu bewahren, ist bewundernswert und berührend zugleich. Kaum deutlicher ließe sich der Verlust dokumentieren, den er durch die Heimkehr, die für ihn letztlich doch nichts anderes als eine Flucht war, erlitten hat.