Moderator: Der englische Maler Ian Mc Klever, Jahrgang 1946, macht große Ölgemälde, abstrakte. Aber nicht nur. Er zeigt Arbeiten im Bottroper Josef Albers Museum Quadrat. Christiane Vielhaber ist bei mir im Studio. Wenige Farben, strukturiert angeordnet, war ein so ein Ölgemälde, senkrecht. Helfen Sie mir mal, so das eine oder andere Werk zu beschreiben. Was zeichnet ihn aus?
Christiane Vielhaber: Erst mal mache ich das, was ich am liebsten mache, Sie nämlich verbessern. Es sind Gemälde, die aus Ölfarbe und Acrylfarbe bestehen. Er grundiert mit dieser ganz stumpfen Acrylfarbe und geht dann später mit Ölfarbe rüber, sodass sich auch glänzende und stumpfe Partien gegeneinander oder gegenüberstehen.
Moderator: Das ist wichtig?
Vielhaber: Ja, das ist wichtig für die Bildästhetik. Und sie merken das auch, wenn sie vor diesen großformatigen Bildern stehen, dass da etwas glänzt, dass da etwas zurückgeht, dass man sich fragt, was ist vorne, was ist hinten, was ist innen, was ist außen? Es sind Gemälde, die mit Sicherheit in der Tradition der englischen Landschaftsmalerei stehen. Denn dazu muss man wissen, dass Ian Mc Klever ein studierter Anglist ist, also englische Literatur studiert und im Nebenfach Kunst. Dass er nach dem Studium erst noch so ein bisschen gearbeitet hat, dann auf Reisen gegangen ist und dann sich nicht getraut hat, vor die leere Leinwand zu treten, ohne irgendwas drauf zu haben. Und dann hat er am Anfang, was man in dieser Ausstellung nicht sieht, aber nachvollziehen kann, hat er am Anfang ein Foto von der Landschaft, die er aufgenommen hat, auf die Leinwand drauf getan. Und dann hat er sich getraut, irgendwie so dieser Leinwand zu nähern oder auch dem Phänomen Landschaft. Was sie nicht mehr erkennen. Irgendwann hat er dann angefangen, die Bilder raus zu lassen, also es waren dann keine Montagen mehr und Collagen. Und da setzt diese Ausstellung ein.
Moderator: Sie sagen es. Ohne dass ich vorher groß was gelesen habe, haben mich manche Bilder ganz spontan an abstrakte Bilder von Birkenbäumen erinnert. Beispielsweise so zwei parallel stehende Birkenbäume. Und dachte so an die Kunstgeschichte, Alfred Stieglitz oder Anselm Adams Fotos, wo man sagt, ist parallel, wie so auf einem Hodler-Bild, so Birkenbäume oder irgendwas nebeneinander, aber sehr abstrakt, nur so ein Ausschnitt. Richtig oder ganz daneben?
Vielhaber: Nein, ganz richtig. Dann – wir haben ja alle die Lust, in Bildern, die scheinbar abstrakt sind, Formen zu erkennen, die uns an irgendetwas erinnern. Ian Mc Klever sagt, er möchte nichts darstellen, was es schon gibt. Oder er möchte keinen Kommentar zu etwas liefern, aber dass dem etwas zugrundeliegt, was er schon gesehen hat. Und insofern bin ich auch geneigt wie Sie, in manchen vertikal gerichteten Bildern Baumstämme zu sehen. Es gibt Bilder, da gibt es so Löcher, und wenn man weiß, dass er im Norden irgendwo war, dann denkt man an Höhleneingänge, wo das Licht ja reinkommt, rauskommt, also das ist alles gegeben.
Moderator: Macht aber nicht nur Ölgemälde, also Öl und Acryl, wie ich ja eben gelernt habe, sondern auch Fotos. Was sind das für Fotos?
Vielhaber: Das sind Fotos, die er in seinem Haus, in seinem Atelier gemacht hat, auch dort, wo er malt. Und dann muss ich sagen, am Schluss, als ich diese Ausstellung verließ, die Bilder sind sehr beeindruckend, die Gemälde, weil sie so eine Tiefe haben und so ein bisschen verschleiert sind. Manchmal denken sie, ach, ich möchte jetzt den Vorhang vor den Augen wegmachen und möchte wirklich ganz klar sehen. Bei den Fotos verunklart er auf eine Art und Weise, die eigentlich ganz nah bei Albers ist beziehungsweise beim Bauhaus. Es sind, sie können teilweise Kannen erkennen, Tassen erkennen, er muss Thonet-Stühle in der Wohnung haben. Sie erkennen ein Geländer im Haus ...
Moderator: Innen? Innenräume, Interieur?
Vielhaber: Ja. Aber es sind eben Anschnitte, Ausschnitte. Und die sind so gezeigt, dass sie eigentlich vom wirklichen Gegenstand wieder weggehen in eine Abstraktion. Und da ist er dann auch wieder ganz nah bei seiner Malerei. Und diese Gemälde sind schwarz-weiß mit allen möglichen Grautönen, aufgenommen mit einer Plattenkamera, also, große Bilder, während die Gemälde zwar auch, die meisten, schwarz-weiß, und das sind für mich eigentlich die schönsten. Sie sind nicht wirklich schwarz-weiß, sondern da liegen eben ganz viele Schichten mit grau und alles, was darüber hinausgeht, übereinander. Aber dann gibt es eben auch so mächtige, fast lodernde Bilder, wo das Schwarz und das Rot, wo die wirklich die Leinwand herunterlaufen.
Moderator: Wenige Farben ...
Vielhaber: Aber ich denke, er ist eine Entdeckung, er ist in Deutschland längst entdeckt. Aber er ist eine Entdeckung für die englische Malerei dieser Tage.
Moderator: Das wäre meine letzte Frage gewesen, haben Sie gerade beantwortet. Eine Entdeckung, dieser englische Maler. Ian Mc Klever im Josef Albers Museum Quadrat in Bottrop. Christiane Vielhaber gab uns Auskünfte dazu.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Ausstellungsinfos:
Ian McKeever. Hartgrove. Malerei und Fotografie
bis zum 2. September 2012
im Josef Albers Museum Quadrat in Bottrop
Christiane Vielhaber: Erst mal mache ich das, was ich am liebsten mache, Sie nämlich verbessern. Es sind Gemälde, die aus Ölfarbe und Acrylfarbe bestehen. Er grundiert mit dieser ganz stumpfen Acrylfarbe und geht dann später mit Ölfarbe rüber, sodass sich auch glänzende und stumpfe Partien gegeneinander oder gegenüberstehen.
Moderator: Das ist wichtig?
Vielhaber: Ja, das ist wichtig für die Bildästhetik. Und sie merken das auch, wenn sie vor diesen großformatigen Bildern stehen, dass da etwas glänzt, dass da etwas zurückgeht, dass man sich fragt, was ist vorne, was ist hinten, was ist innen, was ist außen? Es sind Gemälde, die mit Sicherheit in der Tradition der englischen Landschaftsmalerei stehen. Denn dazu muss man wissen, dass Ian Mc Klever ein studierter Anglist ist, also englische Literatur studiert und im Nebenfach Kunst. Dass er nach dem Studium erst noch so ein bisschen gearbeitet hat, dann auf Reisen gegangen ist und dann sich nicht getraut hat, vor die leere Leinwand zu treten, ohne irgendwas drauf zu haben. Und dann hat er am Anfang, was man in dieser Ausstellung nicht sieht, aber nachvollziehen kann, hat er am Anfang ein Foto von der Landschaft, die er aufgenommen hat, auf die Leinwand drauf getan. Und dann hat er sich getraut, irgendwie so dieser Leinwand zu nähern oder auch dem Phänomen Landschaft. Was sie nicht mehr erkennen. Irgendwann hat er dann angefangen, die Bilder raus zu lassen, also es waren dann keine Montagen mehr und Collagen. Und da setzt diese Ausstellung ein.
Moderator: Sie sagen es. Ohne dass ich vorher groß was gelesen habe, haben mich manche Bilder ganz spontan an abstrakte Bilder von Birkenbäumen erinnert. Beispielsweise so zwei parallel stehende Birkenbäume. Und dachte so an die Kunstgeschichte, Alfred Stieglitz oder Anselm Adams Fotos, wo man sagt, ist parallel, wie so auf einem Hodler-Bild, so Birkenbäume oder irgendwas nebeneinander, aber sehr abstrakt, nur so ein Ausschnitt. Richtig oder ganz daneben?
Vielhaber: Nein, ganz richtig. Dann – wir haben ja alle die Lust, in Bildern, die scheinbar abstrakt sind, Formen zu erkennen, die uns an irgendetwas erinnern. Ian Mc Klever sagt, er möchte nichts darstellen, was es schon gibt. Oder er möchte keinen Kommentar zu etwas liefern, aber dass dem etwas zugrundeliegt, was er schon gesehen hat. Und insofern bin ich auch geneigt wie Sie, in manchen vertikal gerichteten Bildern Baumstämme zu sehen. Es gibt Bilder, da gibt es so Löcher, und wenn man weiß, dass er im Norden irgendwo war, dann denkt man an Höhleneingänge, wo das Licht ja reinkommt, rauskommt, also das ist alles gegeben.
Moderator: Macht aber nicht nur Ölgemälde, also Öl und Acryl, wie ich ja eben gelernt habe, sondern auch Fotos. Was sind das für Fotos?
Vielhaber: Das sind Fotos, die er in seinem Haus, in seinem Atelier gemacht hat, auch dort, wo er malt. Und dann muss ich sagen, am Schluss, als ich diese Ausstellung verließ, die Bilder sind sehr beeindruckend, die Gemälde, weil sie so eine Tiefe haben und so ein bisschen verschleiert sind. Manchmal denken sie, ach, ich möchte jetzt den Vorhang vor den Augen wegmachen und möchte wirklich ganz klar sehen. Bei den Fotos verunklart er auf eine Art und Weise, die eigentlich ganz nah bei Albers ist beziehungsweise beim Bauhaus. Es sind, sie können teilweise Kannen erkennen, Tassen erkennen, er muss Thonet-Stühle in der Wohnung haben. Sie erkennen ein Geländer im Haus ...
Moderator: Innen? Innenräume, Interieur?
Vielhaber: Ja. Aber es sind eben Anschnitte, Ausschnitte. Und die sind so gezeigt, dass sie eigentlich vom wirklichen Gegenstand wieder weggehen in eine Abstraktion. Und da ist er dann auch wieder ganz nah bei seiner Malerei. Und diese Gemälde sind schwarz-weiß mit allen möglichen Grautönen, aufgenommen mit einer Plattenkamera, also, große Bilder, während die Gemälde zwar auch, die meisten, schwarz-weiß, und das sind für mich eigentlich die schönsten. Sie sind nicht wirklich schwarz-weiß, sondern da liegen eben ganz viele Schichten mit grau und alles, was darüber hinausgeht, übereinander. Aber dann gibt es eben auch so mächtige, fast lodernde Bilder, wo das Schwarz und das Rot, wo die wirklich die Leinwand herunterlaufen.
Moderator: Wenige Farben ...
Vielhaber: Aber ich denke, er ist eine Entdeckung, er ist in Deutschland längst entdeckt. Aber er ist eine Entdeckung für die englische Malerei dieser Tage.
Moderator: Das wäre meine letzte Frage gewesen, haben Sie gerade beantwortet. Eine Entdeckung, dieser englische Maler. Ian Mc Klever im Josef Albers Museum Quadrat in Bottrop. Christiane Vielhaber gab uns Auskünfte dazu.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Ausstellungsinfos:
Ian McKeever. Hartgrove. Malerei und Fotografie
bis zum 2. September 2012
im Josef Albers Museum Quadrat in Bottrop