Johannes Gehrmann ist Absolvent der Technischen Uni Ilmenau. In dieser Woche ist er fertig geworden, hat nun sein Diplom als Wirtschaftsingenieur in der Tasche, Fachgebiet Elektrotechnik. Er ist ein gut aussehender, bodenständiger Thüringer, kommt aus dem Eichsfeld. Noch in dieser Woche beginnt er bei Audi in Nürnberg. Die Firma hatte er schon während des Studiums kennen gelernt.
Über dieses Praktikum bin ich halt in meinem speziellen Fall an die Firma Audi geraten, habe mich halt deutschlandweit beworben, habe halt auch da festgestellt, dass die meisten interessanten oder attraktiven Firmen für mich persönlich - die waren halt alle in dem südlichen Bereich, also sprich im Bereich Nürnberg, München, Stuttgart waren die meisten konzentriert.
Es war eine individuelle Entscheidung. Dass er damit Teil eines Trends ist, war ihm nicht bewusst. Auch wenn seine Kommilitonen - die jedenfalls, von denen er es weiß - ebenso in Richtung Bayern und Baden-Württemberg abwandern. Aber es sei, so sagt er ausdrücklich, keine Entscheidung gegen Thüringen, sondern lediglich für eine Stelle.
Ich habe die Vorzüge durch so einen Großkonzern kennen gelernt, im Arbeitsvertrag. Und da ist nicht nur das Brutto entscheidend, was am Ende bezahlt wird, sondern auch die Leistung, die drum herum mir geboten wurde oder auch den anderen Berufseinsteigern geboten werden. Ich habe um Beispiel unheimlich viel Möglichkeiten, mich weiter zu bilden.
Konzerninterne Weiterbildung, Aufstiegsmöglichkeiten, soziale Absicherung - all das hätte er - so vermutet Johannes Gehrmann - bei einer Thüringer Firma nicht gehabt. Obwohl er gerne im Lande geblieben wäre, zumal er die Lebensqualität hier als höher empfindet. Kunst und Kultur, mittelalterliche Bausubstanz beispielsweise .
...schöne Kneipenszene gibt's in Erfurt - wunderbar, im Sommer herrliche Innenstädte, schönere Innenstädte, als ich sie z.B. in Neckarsulm oder Mannheim kennen gelernt habe.
Die junge Leute sind Heimat verbunden, viele wollen nicht gehen, müssen aber wegen der Arbeit, so sagt es Thorsten Hoppe vom Thüringer Landesjugendring. Er koordiniert ein gut dotiertes Projekt, dass sich "Wir.. hier und jetzt" nennt. Es soll jungen Existenzgründern einen Zuschuss geben, dafür, dass sie in Thüringen ihr Glück versuchen. Bis zu 7.500 Euro gibt es für innovative Ideen, die - so die Hoffnung - auch Arbeitsplätze schaffen.
Ich denke ganz einfach: hier geht es darum, mental was zu machen, Mut zu machen, Leuchttürme zu schaffen, und zu sagen: schaut mal hier gibt es gute Projekte, auch gegen den Strom, einfach sich dagegen entscheiden abzuwandern.
Unterstützt vom Bundesjugendministerium und politischen Jugendstiftungen soll mit dem Geld etwas getan werden gegen die Abwanderung von jungen Leuten. Denn: erstens hat Thüringen zu wenig davon - immerhin kam mit der Wende ein massiver Geburtenknick, und zweitens: wenn die dann noch weg gehen, wird es bald eng. Viele Schulen wurden wegen Schülermangels geschlossen, an den Universitäten wird bald mehr Platz sein. Und wo sind sie dann - die gut ausgebildeten, die Leistungsträger, wie man so schön sagt. Wer soll die Firmen erhalten und neue bauen, wer soll regieren, wer soll die Kinder unterrichten? Gute Frage, sagt auch Winfried Palmowski, Prof. für Sonderpädagogik an der Uni Erfurt. Seine Studenten wandern erst recht ab, weil sie in Thüringen schlechter bezahlt und abgesichert werden.
Also die alten Bundesländern bieten Sonderschullehrern A 13, eine volle Stelle, eine Verbeamtung auf Lebenszeit, und der Lehremangel wird so groß, dass dann auch schon mitgeholfen wird bei der Haus- und Wohnungssuche, und dass die Länder anfangen, sich die Lehrer gegenseitig abzuwerben.
Das bedeutet: die Thüringer Schüler werden zunehmend von einer Großelterngeneration unterrichtet. Junge, innovative, reformwillige und -fähige Lehrer fehlen. Wenn hier nicht umgesteuert wird, sieht Prof. Palmowski rot.
Die Konsequenz kann ja nur sein: es gibt immer weniger Lehrer, das bedeutet: die Klassen werden immer größer, es wird immer mehr Unterricht ausfallen, die Lehrer werden immer schneller ausbrennen, weil die Überlast immer größer wird, die Bedingungen, unter denen pädagogisch gearbeitet wird, werden immer schwieriger, also das ist 'ne Horrorvision.
Vielleicht wendet sich aber das Blatt noch einmal. Möglicherweise kommen ja auch die jungen Abwanderer zurück, wenn sie sich ausprobiert und genug Geld fürs Erste verdient haben, wenn sie Familien gründen wollen. Das ist eine vage Hoffnung. Aber Wirtschaftsingenieur Johannes Gehrmann kann sich das gut vorstellen, will es sogar. Warum nicht: viele alte Thüringer Unternehmer suchen Nachfolger.
Das sehe ich so als die spannendere Herausforderung noch. Also wenn man den Berufseinstieg in vier, fünf Jahren gemeistert hat, dass man das als nächste Herausforderung ansieht, also: eine größere Verantwortung zu übernehmen, als in einer gesicherten Angestelltenposition, sag ich mal, ja. Das denke ich mal, könnte ich mir sehr gut vorstellen.
Über dieses Praktikum bin ich halt in meinem speziellen Fall an die Firma Audi geraten, habe mich halt deutschlandweit beworben, habe halt auch da festgestellt, dass die meisten interessanten oder attraktiven Firmen für mich persönlich - die waren halt alle in dem südlichen Bereich, also sprich im Bereich Nürnberg, München, Stuttgart waren die meisten konzentriert.
Es war eine individuelle Entscheidung. Dass er damit Teil eines Trends ist, war ihm nicht bewusst. Auch wenn seine Kommilitonen - die jedenfalls, von denen er es weiß - ebenso in Richtung Bayern und Baden-Württemberg abwandern. Aber es sei, so sagt er ausdrücklich, keine Entscheidung gegen Thüringen, sondern lediglich für eine Stelle.
Ich habe die Vorzüge durch so einen Großkonzern kennen gelernt, im Arbeitsvertrag. Und da ist nicht nur das Brutto entscheidend, was am Ende bezahlt wird, sondern auch die Leistung, die drum herum mir geboten wurde oder auch den anderen Berufseinsteigern geboten werden. Ich habe um Beispiel unheimlich viel Möglichkeiten, mich weiter zu bilden.
Konzerninterne Weiterbildung, Aufstiegsmöglichkeiten, soziale Absicherung - all das hätte er - so vermutet Johannes Gehrmann - bei einer Thüringer Firma nicht gehabt. Obwohl er gerne im Lande geblieben wäre, zumal er die Lebensqualität hier als höher empfindet. Kunst und Kultur, mittelalterliche Bausubstanz beispielsweise .
...schöne Kneipenszene gibt's in Erfurt - wunderbar, im Sommer herrliche Innenstädte, schönere Innenstädte, als ich sie z.B. in Neckarsulm oder Mannheim kennen gelernt habe.
Die junge Leute sind Heimat verbunden, viele wollen nicht gehen, müssen aber wegen der Arbeit, so sagt es Thorsten Hoppe vom Thüringer Landesjugendring. Er koordiniert ein gut dotiertes Projekt, dass sich "Wir.. hier und jetzt" nennt. Es soll jungen Existenzgründern einen Zuschuss geben, dafür, dass sie in Thüringen ihr Glück versuchen. Bis zu 7.500 Euro gibt es für innovative Ideen, die - so die Hoffnung - auch Arbeitsplätze schaffen.
Ich denke ganz einfach: hier geht es darum, mental was zu machen, Mut zu machen, Leuchttürme zu schaffen, und zu sagen: schaut mal hier gibt es gute Projekte, auch gegen den Strom, einfach sich dagegen entscheiden abzuwandern.
Unterstützt vom Bundesjugendministerium und politischen Jugendstiftungen soll mit dem Geld etwas getan werden gegen die Abwanderung von jungen Leuten. Denn: erstens hat Thüringen zu wenig davon - immerhin kam mit der Wende ein massiver Geburtenknick, und zweitens: wenn die dann noch weg gehen, wird es bald eng. Viele Schulen wurden wegen Schülermangels geschlossen, an den Universitäten wird bald mehr Platz sein. Und wo sind sie dann - die gut ausgebildeten, die Leistungsträger, wie man so schön sagt. Wer soll die Firmen erhalten und neue bauen, wer soll regieren, wer soll die Kinder unterrichten? Gute Frage, sagt auch Winfried Palmowski, Prof. für Sonderpädagogik an der Uni Erfurt. Seine Studenten wandern erst recht ab, weil sie in Thüringen schlechter bezahlt und abgesichert werden.
Also die alten Bundesländern bieten Sonderschullehrern A 13, eine volle Stelle, eine Verbeamtung auf Lebenszeit, und der Lehremangel wird so groß, dass dann auch schon mitgeholfen wird bei der Haus- und Wohnungssuche, und dass die Länder anfangen, sich die Lehrer gegenseitig abzuwerben.
Das bedeutet: die Thüringer Schüler werden zunehmend von einer Großelterngeneration unterrichtet. Junge, innovative, reformwillige und -fähige Lehrer fehlen. Wenn hier nicht umgesteuert wird, sieht Prof. Palmowski rot.
Die Konsequenz kann ja nur sein: es gibt immer weniger Lehrer, das bedeutet: die Klassen werden immer größer, es wird immer mehr Unterricht ausfallen, die Lehrer werden immer schneller ausbrennen, weil die Überlast immer größer wird, die Bedingungen, unter denen pädagogisch gearbeitet wird, werden immer schwieriger, also das ist 'ne Horrorvision.
Vielleicht wendet sich aber das Blatt noch einmal. Möglicherweise kommen ja auch die jungen Abwanderer zurück, wenn sie sich ausprobiert und genug Geld fürs Erste verdient haben, wenn sie Familien gründen wollen. Das ist eine vage Hoffnung. Aber Wirtschaftsingenieur Johannes Gehrmann kann sich das gut vorstellen, will es sogar. Warum nicht: viele alte Thüringer Unternehmer suchen Nachfolger.
Das sehe ich so als die spannendere Herausforderung noch. Also wenn man den Berufseinstieg in vier, fünf Jahren gemeistert hat, dass man das als nächste Herausforderung ansieht, also: eine größere Verantwortung zu übernehmen, als in einer gesicherten Angestelltenposition, sag ich mal, ja. Das denke ich mal, könnte ich mir sehr gut vorstellen.