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Abzocke mit Ansage

Geld abheben an einem fremden Geldautomaten kann teuer werden. Die Banken kassieren Wucherpreise von zehn, 15 oder sogar 20 Euro. Ab Samstag informieren die Banken die Kunden nun über die anfallenden Gebühren.

Dieter Nürnberger im Gespräch mit Theo Geers | 14.01.2011
    Theo Geers: Was kostet das Geldabheben dann am fremden Automaten?

    Dieter Nürnberger: Hier muss man zwischen den privaten Geschäftsbanken und den Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken deutlich unterscheiden. Die privaten Banken haben schon vor Jahresbeginn angekündigt, dass sie einen einheitlichen Betrag von maximal 1,95 Euro nehmen werden. Diese Einheitlichkeit wird es bei den Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken jedoch nicht geben. Hier entscheiden letztendlich die Regionalverbände über die Gebühren. Erste Markterhebungen zeigen, dass es auch hier etwas billiger für die Fremdkunden werden wird, Beträge zwischen 3,50 Euro und fünf Euro werden genannt. Deshalb sollte der Geldabhebende hier auch etwas vorsichtiger sein, es kann im Einzelfall weiterhin teurer sein als diese ermittelten Durchschnittsbeträge. Die Tendenz ist aber klar – es wird in den allermeisten Fällen billiger, allerdings gibt es auch weiterhin unterschiedliche Konditionen.

    Geers: Bisher gab es vereinzelt Aufkleber an den Automaten, wie funktioniert das künftig?

    Nürnberger: Im Idealfall wird es so sein, dass der Kunde beim Abhebungsvorgang den konkreten Betrag auf dem Display des Geldautomaten angezeigt bekommt. Und zwar rechtzeitig, sodass er – wenn er die Gebühr dann doch als zu hoch betrachtet – noch rechtzeitig abbrechen kann. Allerdings wurde jetzt kurz vor dem Stichtag der Umstellung auch mitgeteilt, dass einige Banken dies nicht rechtzeitig bewerkstelligen können. Konkret: Es wird vorkommen, dass in einer Übergangsphase ein schlichter Aufkleber auf dem Geldautomaten über die jeweilige Gebühr Auskunft gibt.

    Geers:Wird es auch weiterhin Kunden geben, die benachteiligt sind?

    Nürnberger: Überall dort, wo die Dichte an Banken und Sparkassen - somit an Geldautomaten - geringer ist als anderswo, wird es wohl weiterhin Nachteile geben. Auf dem Land beispielsweise. Da sollte also genau geschaut werden, wo die billigste Möglichkeit ist. Inzwischen bieten ja auch Supermärkte oder Tankstellen für bestimmte Kartenkunden eine Abhebungsmöglichkeit an – mitunter auch kostenlos. Deren Konditionen sollten bei der Auswahl eines Automaten eventuell berücksichtigt werden.

    Geers: Wenn jetzt 1,95 Euro bei den Privatbanken, zwei bis vier oder gar fünf Euro bei Sparkassen und Volksbanken kassiert werden – dann ist das aus Kundensicht eine Verbesserung gegenüber früher, aber die Banken verdienen immer noch prächtig - wie hoch sind die realen Kosten einer Bank?

    Nürnberger: Da haben die Banken bei der Auskunft bislang gerne gemauert. Es gibt aber Untersuchungen von Finanzdienstleistern und auch Verbraucherverbänden, die davon ausgehen, dass die realen Transaktionskosten einer Geldabhebung an einem Fremdautomaten deutlich unter einem Euro liegen. Und dem haben die Banken auch nicht widersprochen.

    Geers: Können Bankkunden den Gebühren am Fremdautomaten auch ausweichen – und wenn ja wie?

    Nürnberger: Erster Tipp: So wenig wie möglich fremde Automaten nutzen. Das galt bisher ja auch. Fremd heißt, Automaten einer anderen Bank oder auch eines anderen Bankenverbundes. Deutsche Bank, Commerz- und Postbank sowie die Hypovereinsbank haben sich beispielsweise im Verbund Cash-Group zusammengeschlossen – und auch innerhalb eines solchen Verbundes bleibt das Abheben weiterhin kostenlos.

    Zweiter Tipp: Konditionen der jeweiligen Girokarte und eventuell auch der Kreditkarte genau studieren – auch hier gibt es Anbieter, meist Direktbanken, die den Einsatz generell kostenlos im Inland ermöglichen. Aber das sind eher Ausnahmen.