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Adam von Trott zu Solz: Entschieden gegen Hitler

Weil er aktiv Widerstand gegen das Hitler-Regime leistete, musste Adam von Trott zu Solz vorzeitig sterben: Als Verschwörer des 20. Juli im Kampf gegen das nationalsozialistische Regime. Heute vor 100 Jahren wurde Adam von Trott zu Solz geboren.

Von Benigna von Krusenstjern | 09.08.2009
    Trott:"Also ich habe meine Aussagen dahin gehend berichtigt, dass im Zusammenhang des Gesprächs und bei Kenntnis der stauffenbergschen Persönlichkeit es nur dahin gehend verstanden werden konnte, dass ein Versuch unternommen werden sollte, im Führerhauptquartier die Führung an sich zu reißen."

    Roland Freisler:"Aha."

    Adam von Trott zu Solz:"Ich habe mir gewiss die Vorstellung gemacht, dass auf irgendeinem Wege ..."

    Freisler:"Ja?"

    Von Trott zu Solz:"... versucht werden würde, die Person des Führers anzugreifen oder auszuschalten."

    Freisler:"Also auf Deutsch: Sie haben sich gedacht, gewaltsam heißt, den Führer ermorden, anzugreifen oder auszuschalten. Was heißt es denn sonst?"

    Von Trott zu Solz:"Gewiss."

    Es ist der 15. August 1944. Im Prozess gegen die Verschwörer des 20. Juli steht Adam von Trott zu Solz, Legationsrat im Auswärtigen Amt, vor dem Volksgerichtshof. Durch Folter hatte man zuvor sein Geständnis erpresst, vom Attentat auf Adolf Hitler gewusst zu haben. Er wird zum Tode verurteilt und elf Tage später hingerichtet.

    Adam von Trott zu Solz wurde am 9. August 1909 in Potsdam geboren. Seine Jugend- und Studienzeit fiel in die Weimarer Republik. Schon früh politisch interessiert, glaubte er an diese Republik und wünschte sich an ihrem Aufbau zu beteiligen. Daher schloss er seinem Jurastudium noch ein Politikstudium in Oxford an. Er wollte vor allem von der britischen Labour-Bewegung als seinem Vorbild lernen. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 zerstörte jedoch die politischen Hoffnungen des damals 23-Jährigen. Während seiner juristischen Referendarzeit in Deutschland erlebte Trott die Errichtung der NS-Diktatur. Sozialistische Widerstandsgruppen, mit denen er sympathisierte, sah er scheitern. Dennoch schrieb er 1935 in seiner von der Zensur unbeachteten Einleitung zu Texten von Heinrich von Kleist:

    "Die Freiheit ist nicht nur ein inneres, sondern ein politisches Postulat, insofern die äußere Macht und ihr Eingriff jenen allein rechtschaffenden Ursprung echter menschlicher Ordnung zu gefährden vermag. Je unsicherer es mit der Welt überhaupt bestellt ist, desto sicherer ist es notwendig, für dieses Recht zu kämpfen."

    Trott zeigte keine Bereitschaft, sich an das nationalsozialistische Regime anzupassen. Dem politischen Druck, dem er deswegen ausgesetzt war, entzog er sich zeitweilig durch einen Studienaufenthalt in China. Nach seiner Rückkehr schloss sich Trott 1939 dem sich bildenden Widerstand an und verfügte bald über ein Netz geheimer Kontakte, das er in den folgenden Jahren ständig erweiterte. Seit 1940 nutzte er eine Stelle im Auswärtigen Amt als Aktionsbasis. Auf Reisen ins neutrale Ausland suchte Trott unter hohem persönlichen Risiko den geplanten Regimesturz außenpolitisch abzusichern. Die Botschaften des Widerstands an die Alliierten blieben jedoch ohne Antwort. Der niederländische Ökumeniker Willem A. Visser 't Hooft, der ihn in Genf unterstützte:

    "Er dachte in internationalen Kategorien. Für ihn war der Krieg ein Bürgerkrieg und der Nationalsozialismus eine Bedrohung unserer ganzen modernen Zivilisation."

    Adam von Trott gehörte zum Kreisauer Kreis und beteiligte sich an dessen programmatischen Zukunftsentwürfen. In Denkschriften plädierte Trott für eine europäische Föderation unter der Maßgabe von Freiheit und Gleichberechtigung, eine Internationalisierung der Streitkräfte, die Schaffung gemeinsamer Wirtschaftsstrukturen, einer einheitlichen Währung, einer europäischen Sozialgesetzgebung und eines höchsten Gerichtshofes.

    Den Sturz des verbrecherischen NS-Regimes hielt Trott für die unerlässliche Aufgabe des Widerstands. Obwohl er sich der eigenen Todesgefahr bewusst war, hinderten ihn seine Lebensfreude und seine Lebensintensität nicht daran, jahrelang darauf zu drängen; auch nicht nach mehreren misslungenen Anläufen. Als sich schließlich Claus Schenk Graf von Stauffenberg im Herbst 1943 an die Spitze der Verschwörung stellte, arbeitete Trott besonders eng mit ihm und dem Sozialdemokraten Julius Leber zusammen. Nach dem Scheitern des Attentats am 20. Juli wurde seine Nähe zu Stauffenberg aufgedeckt. Sie führte fünf Tage später zu seiner Verhaftung. Am 26. August 1944 starb Adam von Trott zu Solz in Berlin-Plötzensee durch den Strang. Er wurde nur 35 Jahre alt.