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Adieu Budapest, bonjour Paris!

Das Ungetüm mit dem riesigen Trichter kennt man gemeinhin nur aus der hintersten Reihe der Militärkapellen oder den Brass Bands aus New Orleans. Das Sousaphon von Didier Havet sorgt in der Grupa Palotaï des aus Ungarn stammenden Gitarristen Csaba Palotaï allerdings für mehr als nur einen skurrilen Bassersatz. Es trägt zu eine ganz eigenwilligen Färbung des Gesamtklangs dieser erfrischend rau klingenden Formation bei.

Von Karl Lippegaus |
    Csaba Palotaï kam in einem kleinen Dorf an der Donau zur Welt und erlebte die stürmische Zeit der Wende 1989 in Budapest. Als die Riesenfête langsam abklang, verliebte er sich in eine Französin und zog mit ihr nach Paris, wo er seit zwölf Jahren lebt. Dort formierte Csaba Palotaï, der u.a. bei Bill Frisell sein Handwerk erlernte, sein Quintett, mit dem er seitdem drei Alben aufgenommen hat. Er möchte wissen, wie diese verrückte Welt klingt, und diesen Sound auf seine Band übertragen, sagt Palotaï. Mit den Saxofonisten Rémy Sciuto und Thomas de Pourquery sowie dem Drummer Nico Mathuriau blasen er und sein Mann am Sousaphon zum Sturm auf eingefahrene Hörgewohnheiten. Ihre mitreißenden Mazurkas erinnern an ausgelassene Hochzeitsmusik vom Balkan und den ironischen Punk-Jazz der frühen Lounge Lizards, während in anderen Passagen der urbane Blues und die Ästhetik des Spiels mit leeren Saiten aufblitzen.