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Adventskalender 19.12.: Doktorarbeit über eine pathetische Kommunikation

In den Sportsendungen am Samstag Abend bekommt man sie immer geballt zu hören: die Kommentare von Spielern und Trainer nach einem mehr oder weniger erfolgreichen Spiel. Der Linguist Marcel Schilling hat diese Äußerungen als Grundlage für seine Doktorarbeit genommen und ist zum Ergebnis gekommen, dass es so schlimm eigentlich gar nicht ist.

19.12.2001
    Wenn Fußballspieler Fremdwörter falsch benutzen, ihnen nichts mehr einfällt oder wenn ein Trainer stereotype Kommentare abgibt, dann bestätigt sich für viele das Bild des Fußballers: sie sind nicht besonders helle und benutzen Floskeln ohne Ende. Nach Hunderten von Stunden beim Training, in Halbzeitpausen, Mannschaftssitzungen und 160 Kassetten mit Tonaufnahmen hat der Linguist Marcel Schilling rausgefunden, dass Trainer eigentlich weder Dummschwätzer noch Schreihälse sind. Normalerweise gehen sie gesittet mit ihren Spielern um, benutzen sogar die Wörter Bitte und Danke.

    Und Trainer müssen reden, reden, reden. Dann nämlich schweigt die Mannschaft und hört zu, was der Boss zu sagen hat. Der aber hat es nicht leicht, denn er muss Psychologe und Coach sein und dabei immer auch erfolgreich. Denn nach fünf Niederlagen ist er meist schnell weg vom Fenster. Reden ist seine Waffe gegen den Schleudersitz und die setzt er ein, wenn es ums Dramatisieren, Instruieren, Tadeln und Motivieren geht. Den perfekten Trainer gibt es nicht, so das Ergebnis von Marcel Schilling, gute schon. Ganz vorne stehen für ihn Jürgen Röber, Otmar Hitzfeld oder Rudi Völler. Wie man am besten mit den Spielern redet, das haben sie jedoch nirgends gelernt. Deshalb will Marcel Schilling in den kommenden ein einhalb Jahren seine Doktorarbeit noch einmal überarbeiten und ein einfaches Handbuch für Trainer daraus machen. Wichtig - das hat er herausbekommen - ist, dass der Trainer authentisch, sportlich und aufrichtig ist. Dann klappt es auch, wenn mal schwierige Zeiten kommen.

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    Die Doktorarbeit von Marcus Schilling über Kommunikation zwischen Spielern und Trainer ist im Gunter Narr Verlag in Tübingen erschienen.