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Ägypten
Al-Jazeera-Journalisten frei - vorerst

Die drei verhafteten Al-Jazeera-Journalisten sind auf freiem Fuß, allerdings nur auf Kaution. Die neue ägyptische Regierung hat von Anfang an deutlich gemacht, was sie von Pressefreiheit hält. Auch für ausländische Journalisten wird das Klima immer ungemütlicher.

Von Elisabeth Lehmann | 14.02.2015
    Mohammed Mahmoud Fadil Fahmy wird auf Kaution freigelassen. Als der Richter die entscheidenden Worte spricht, gibt es für seine Verlobte Marwa Omara kein Halten mehr. Auch die Tatsache, dass die Kaution fast 30 000 Euro beträgt, kann ihre Freude in diesem Moment nicht trüben.
    "Wir sind einfach nur froh. Das ist eine große Summe, aber wir werden das bezahlen. Ich bin bereit, alles zu tun, damit Mohammed rauskommt."
    Die Freilassung ist ein Etappensieg für die Al-Jazeera-Journalisten Mohammed Fahmy und Baher Mohammed. Ihr Kollege, Peter Greste, durfte schon vergangene Woche das Land verlassen, weil er Australier ist. Ein neuer Erlass von Präsident Abdel Fattah Al Sisi erlaubt es, ausländische Straftäter abzuschieben. Darauf hatte auch Fahmy spekuliert. Er besaß neben der kanadischen auch die ägyptische Staatsbürgerschaft und hat die kurzerhand abgelegt. Eine Option, die Baher Mohammed nicht hatte. Seine Frau Jehan Rashid hatte deshalb Angst, dass nur die Ausländer freikommen:
    "Gott sei Dank, er ist jetzt auch erst einmal frei. Ich wollte doch meinen Kindern eine Freude machen. Und nun endlich ist es so weit. Wir werden eine große Party machen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll."
    Der Prozess ist auch die Botschaft an andere Journalisten: Eure Arbeit wird nicht gerne gesehen in Ägypten. Vor allem, seit Al Sisi die Macht übernommen hat, erzählt Heba Elkholy, Fotografin bei der ägyptischen Tageszeitung "El Shorouq":
    "Seit 2014 ist unsere Arbeit noch einmal viel schwieriger geworden. Fotografen und Journalisten werden verletzt und getötet. Viele von uns sitzen immer noch im Gefängnis."
    Der Fotograf Mahmoud Abu Zeid, bekannt unter dem Spitznamen Shawkan, zum Beispiel. Er wurde im August 2013 verhaftet. Auch ihm wird unterstellt, die Muslimbrüder zu unterstützen. Er wartet bis heute auf eine Anklage. Fälle wie diese hat auch Elkholy immer im Hinterkopf:
    "Natürlich habe ich Angst. Ich habe jeden Tag Angst. Egal, wo ich bin, können sie meinen Laptop aufmachen und sehen Fotos, die ihnen vielleicht nicht gefallen. So etwas ist vielen Kollegen passiert."
    Seit einigen Wochen verschärft sich der Ton auch gegenüber ausländischen Journalisten. Wiederholt haben Korrespondenten Post von Ministerien bekommen. Beschwerden darüber, dass sie zu negativ über den ägyptischen Staat berichteten. Ende Januar, nach dem vierten Jahrestag der Revolution, bei dem 20 Menschen in Kämpfen mit der Polizei gestorben waren, lud das Innenministerium eigens zu einer Pressekonferenz. Die Botschaft von Ministeriumssprecher Gamal Mokhtar: Ihr solltet die Polizei nicht kritisieren, sondern sie im Kampf gegen den Terrorismus unterstützen.
    "Ich appelliere an euer Gewissen. Erfüllt eure Rolle. Eure zentrale Rolle bei der Bekämpfung des Bösen und des Terrorismus. Denn wenn die Bombe explodiert, dann neben dem Polizisten, dem Journalisten, dem Korrespondenten und dem Bürger."
    Der Krieg gegen den Terror dient den ägyptischen Machthabern im Moment als Generalrechtfertigung. Und so stehen auch Mohammed Fahmy und Baher Mohammed weiterhin unter Verdacht. Sie sind zwar auf Kaution frei, dürfen das Land aber nicht verlassen und Baher Mohammed muss sich bis zum nächsten Prozesstermin jeden Tag bei der Polizei melden. Der Kampf um die Freiheit ist also noch nicht gewonnen.