Dienstag, 16. April 2024

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Ägypten
Die Katastrophe von Port Said lähmt den Fußball

Fünf Jahre ist es her, dass Ausschreitungen bei einem Fußballspiel im ägyptischen Port Said 74 Menschen das Leben kosteten. Mittlerweile sind mehrere Ultras der Heimmannschaft al-Masry zur Todesstrafe verurteilt worden. Sollten diese vollstreckt werden, werde es einen neuen Aufruhr geben, sagte der Politikwissenschaftler Jan Busse im DLF.

Jan Busse im Gespräch mit Jessica Sturmberg | 25.02.2017
    Ob die Todesurteile gegen die Angreifer der Stadionkatastrophe von Port Said 2012 vollstreckt werden, mag Jan Busse nicht einzuschätzen. Busse ist Politikwisenschaftler an der Universität der Bundeswehr in München. Seit dem Militärputsch 2013 seien in Ägypten hunderte Todesurteile gefällt worden, erklärt er. Einige seien auch vollstreckt worden.
    Sollte dies im Fall der al-Masry-Ultras ebenfalls geschehen, werde es auf jeden Fall einen neuen Aufruhr geben. Ob die al-Masry-Ultras aber noch mächtig genug seien, um Unruhen zu verursachen ist für Busse fraglich.
    Interessant ist aber eine weitere Frage: Treffen die Urteile überhaupt die Richtigen? Denn entgegen der Erklärung des aktuellen ägyptischen Regimes, ist die Katastrophe von Port Said nicht unbedingt nur ein Ausruck der verrohten Fußballkultur.
    "Die Polizei hat versagt."
    Eine Theorie von Regimegegner besagt, dass die Ereignisse von Port Said eine konzertierte Aktion der al-Masry-Ultras und von Anhängern des Diktators Mubarak waren. Dies wäre dann eine Racheaktion an den pro-revolutionären Anhängern des Gastvereins al-Ahly Kairo.
    Busse sagt dazu: "Meine Einschätzung ist, dass wir irgendwo dazwischen die Wahrheit finden. Anhand der Fernsehbilder können wir beobachten, dass die Polizei die Gewalt zugelassen hat und damit Verantwortung für die Toten trägt. Letzten Endes hat die Polizei damit versagt."
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