Carl Richard Lepsius: "Ägypten muss einmal doch verschlungen werden. Meine Zeit ist da. Für Deutschland würde mich eine ägyptische Reise später besonders empfehlen. Wenn alle Stränge reißen, so nehme ich das nötige Geld auf und reise auf eigene Gefahr nach Kairo."
Von Bescheidenheit hielt der junge Sprachwissenschaftler Carl Richard Lepsius nicht viel. Der am 23.12.1810 in Naumburg geborene Sohn eines Landrats wollte als Ägyptologe Karriere machen. Das gelang ihm, indem er die bis dahin umstrittene Hieroglyphen-Übersetzung des früh verstorbenen Ägyptologen Jean François Champollion ergänzte und bestätigte.
Dietrich Wildung: "Bei einer Schrift, die in ihrem Grundbestand aus 750 Schriftzeichen besteht, die unterschiedlichste Funktionen haben, das geht nicht von einem Tag auf den anderen. Und das ist das große Verdienst von Lepsius, eine geduldige, bienenfleißige Arbeit am Detail. Man könnte sagen, Gott sei Dank ist auf diesen genialen Franzosen ein nüchterner Preuße gefolgt, der mit preußischer Selbstdisziplin dieses Werk zu Ende geführt hat."
Für den Ägyptologen Dietrich Wildung steht fest, dass ohne Lepsius Grundlagenforschung, die Kultur des alten Ägyptens niemals hätte entschlüsselt werden können.
"Altägypten nur aufgrund von Pyramiden, auf denen nichts draufsteht und aufgrund von Architektur, deren Bilder und Beischriften man nicht hätte lesen können, zu rekonstruieren, wäre nicht gegangen. Heute kennen wir zehntausende von altägyptischen Texten, die letzten Endes auf Lepsius zurückgehen. Unter den Texten sind Scheidungsurteile, sind Kaufverträge, sind Abrechnungslisten, sind Inventarlisten von Tempeln, usw. Bis ins kleinste Detail des Alltags sprechen diese Texte zu uns."
Lepsius stieg zum Ordinarius für Ägyptologie an der Berliner Universität auf. 1842 konnte er endlich zu den Pyramiden reisen. Seine Erinnerungen und Forschungsberichte hat er seinem Freund und Mentor Alexander von Humboldt gewidmet:
"Auf der einen Seite das Niltal. Auf der anderen Seite die libysche Wüste. Ein wunderbares Meer von Sandflächen und öden Felshügeln. Von keiner Spur menschlicher Gegenwart, nicht einmal von Gräbern belebt. Es ist zu verwundern, wie wenig bisher dieser besuchteste Ort von ganz Ägypten untersucht worden ist."
Bis dahin waren vor allem französische Forscher am Nil gewesen. Friedrich Wilhelm IV. finanzierte die deutsche Expedition, um Preußens Ruhm als Wissenschaftsnation zu stärken. Anlässlich des Geburtstags des Preußenherrschers ließ Lepsius über dem Eingang der Cheopspyramide in Hieroglyphen einen Gedenkspruch für den König einmeißeln. Drei Jahre lang untersuchte er mit seinem Team Pharaonengräber. Mit Erlaubnis des ägyptischen Vizekönigs brachte er mehr als anderthalbtausend antike Objekte nach Berlin. Damit konnte er das Ägyptische Museum, dessen Direktor er später wurde, zu einem Institut von Weltrang ausbauen. Vorwürfe, er habe seine Karriere durch Raubbau an ägyptischer Kultur aufgebaut, hat Lepsius stets zurückgewiesen:
"Es würde von einer gänzlichen Unwissenheit über die heutigen ägyptischen Verhältnisse zeugen, wenn jemand nicht wünschen sollte, dass von den ebenso kostbaren als in ihrer Heimat missachteten und noch täglich in Masse zerstörten Schätzen jener Länder möglichst viel in die öffentlichen Museen Europas gerettet würde."
Manche Reliefs und Inschriften, die Lepsius noch intakt vorgefunden hatte, sind später in Ägypten zerstört worden oder verfallen. Daher sind seine Aufzeichnungen und Karten bis heute unersetzliche Quellen der Ägyptologie, für Dietrich Wildung in ihrer Bedeutung nur vergleichbar mit den Schätzen, die Napoleon 1799 von seinem Feldzug an den Nil mitgebracht hatte.
"Man kann sagen, die wissenschaftlich betriebene Ägyptologie ist ein Kind einer Liaison fructueuse zwischen Frankreich und Preußen. Das nehmen wir als Berliner Ägyptologen durchaus für uns in Anspruch, dass nicht Paris alleine, sondern auch Berlin Geburtsort der wissenschaftlich betriebenen Ägyptenforschung ist."
Hoch dekoriert und als Inhaber zahlreicher wissenschaftlicher Ämter verstarb Carl Richard Lepsius 1884 in Berlin und wurde in einem städtischen Ehrengrab feierlich beigesetzt.
Von Bescheidenheit hielt der junge Sprachwissenschaftler Carl Richard Lepsius nicht viel. Der am 23.12.1810 in Naumburg geborene Sohn eines Landrats wollte als Ägyptologe Karriere machen. Das gelang ihm, indem er die bis dahin umstrittene Hieroglyphen-Übersetzung des früh verstorbenen Ägyptologen Jean François Champollion ergänzte und bestätigte.
Dietrich Wildung: "Bei einer Schrift, die in ihrem Grundbestand aus 750 Schriftzeichen besteht, die unterschiedlichste Funktionen haben, das geht nicht von einem Tag auf den anderen. Und das ist das große Verdienst von Lepsius, eine geduldige, bienenfleißige Arbeit am Detail. Man könnte sagen, Gott sei Dank ist auf diesen genialen Franzosen ein nüchterner Preuße gefolgt, der mit preußischer Selbstdisziplin dieses Werk zu Ende geführt hat."
Für den Ägyptologen Dietrich Wildung steht fest, dass ohne Lepsius Grundlagenforschung, die Kultur des alten Ägyptens niemals hätte entschlüsselt werden können.
"Altägypten nur aufgrund von Pyramiden, auf denen nichts draufsteht und aufgrund von Architektur, deren Bilder und Beischriften man nicht hätte lesen können, zu rekonstruieren, wäre nicht gegangen. Heute kennen wir zehntausende von altägyptischen Texten, die letzten Endes auf Lepsius zurückgehen. Unter den Texten sind Scheidungsurteile, sind Kaufverträge, sind Abrechnungslisten, sind Inventarlisten von Tempeln, usw. Bis ins kleinste Detail des Alltags sprechen diese Texte zu uns."
Lepsius stieg zum Ordinarius für Ägyptologie an der Berliner Universität auf. 1842 konnte er endlich zu den Pyramiden reisen. Seine Erinnerungen und Forschungsberichte hat er seinem Freund und Mentor Alexander von Humboldt gewidmet:
"Auf der einen Seite das Niltal. Auf der anderen Seite die libysche Wüste. Ein wunderbares Meer von Sandflächen und öden Felshügeln. Von keiner Spur menschlicher Gegenwart, nicht einmal von Gräbern belebt. Es ist zu verwundern, wie wenig bisher dieser besuchteste Ort von ganz Ägypten untersucht worden ist."
Bis dahin waren vor allem französische Forscher am Nil gewesen. Friedrich Wilhelm IV. finanzierte die deutsche Expedition, um Preußens Ruhm als Wissenschaftsnation zu stärken. Anlässlich des Geburtstags des Preußenherrschers ließ Lepsius über dem Eingang der Cheopspyramide in Hieroglyphen einen Gedenkspruch für den König einmeißeln. Drei Jahre lang untersuchte er mit seinem Team Pharaonengräber. Mit Erlaubnis des ägyptischen Vizekönigs brachte er mehr als anderthalbtausend antike Objekte nach Berlin. Damit konnte er das Ägyptische Museum, dessen Direktor er später wurde, zu einem Institut von Weltrang ausbauen. Vorwürfe, er habe seine Karriere durch Raubbau an ägyptischer Kultur aufgebaut, hat Lepsius stets zurückgewiesen:
"Es würde von einer gänzlichen Unwissenheit über die heutigen ägyptischen Verhältnisse zeugen, wenn jemand nicht wünschen sollte, dass von den ebenso kostbaren als in ihrer Heimat missachteten und noch täglich in Masse zerstörten Schätzen jener Länder möglichst viel in die öffentlichen Museen Europas gerettet würde."
Manche Reliefs und Inschriften, die Lepsius noch intakt vorgefunden hatte, sind später in Ägypten zerstört worden oder verfallen. Daher sind seine Aufzeichnungen und Karten bis heute unersetzliche Quellen der Ägyptologie, für Dietrich Wildung in ihrer Bedeutung nur vergleichbar mit den Schätzen, die Napoleon 1799 von seinem Feldzug an den Nil mitgebracht hatte.
"Man kann sagen, die wissenschaftlich betriebene Ägyptologie ist ein Kind einer Liaison fructueuse zwischen Frankreich und Preußen. Das nehmen wir als Berliner Ägyptologen durchaus für uns in Anspruch, dass nicht Paris alleine, sondern auch Berlin Geburtsort der wissenschaftlich betriebenen Ägyptenforschung ist."
Hoch dekoriert und als Inhaber zahlreicher wissenschaftlicher Ämter verstarb Carl Richard Lepsius 1884 in Berlin und wurde in einem städtischen Ehrengrab feierlich beigesetzt.