Die Wirksamkeit der Homöopathie ließ sich in klinischen Studien bislang weder beweisen noch eindeutig widerlegen. Doch das kümmert unzählige Ärzte, Heilpraktiker und ihre Patienten wenig. Sie vertrauen auf die sanfte Medizin und ihren Begründer: Samuel Hahnemann, 1755 in Meißen geboren - ein Arzt, Chemiker und Pharmazeut, der die damals herrschende Medizin während seines Studiums in Leipzig, Wien und Erlangen kennengelernt hatte. Dazu Hahnemanns Biograf Robert Jütte:
"Man hat die Medizin um 1800, also zu Lebzeiten Hahnemanns oder auch Goethes, einmal als 'heroische Medizin' bezeichnet - heroisch nicht, weil sie besonders großartige Leistungen vollbracht hätte, sondern weil diejenigen, die diese Medizin eingenommen haben oder sich haben behandeln lassen, ziemliche Helden sein mussten."
Aderlässe, Klistiere, Brech- und Abführmittel: Samuel Hahnemann fand, dass solche rabiaten, exzessiv eingesetzten Mittel den Patienten oft mehr schadeten als nutzten.
"Auf diese Art ein Mörder oder Verschlimmerer des Lebens meiner Menschenbrüder zu werden, war mir der fürchterlichste Gedanke, so fürchterlich und ruhestörend, dass ich in den ersten Jahren meines Ehestandes die Praxis ganz aufgab und bloß mich mit Chemie und Schriftstellerei beschäftigte."
Hahnemann lebte an verschiedenen Orten in Nord- und Mitteldeutschland. 1790 stieß er in einem Buch des schottischen Pharmakologen William Cullen auf eine Theorie zur Heilwirkung von Chinarinde bei Malaria. Cullen vermutete eine "magenstärkende Kraft". Hahnemann fand das nicht plausibel. Er schluckte das Medikament. Und verspürte typische Malariasymptome:
"Die Füße, die Fingerspitzen wurden mir erst kalt, ich ward matt und schläfrig, dann fing mir das Herz an zu klopfen, mein Puls ward hart und geschwind; eine unleidliche Ängstlichkeit, ein Zittern, eine Abgeschlagenheit durch alle Glieder."
Hahnemann testete weitere Substanzen an sich selbst, seinen Familienangehörigen, später auch an seinen Schülern.
"Und siehe! Die genau beobachteten Symptome, die sie hervorbrachten, stimmten zur Verwunderung mit den Symptomen der Krankheitszustände überein, die sie leicht und ohne Rückfall heilen konnten."
"Similia similibus curentur" - "Ähnliches soll mit Ähnlichem geheilt werden": Diese 1796 erstmals explizit formulierte Regel gehört zu den tragenden Säulen der Homöopathie. Jeder Kranke zeigte für Hahnemann eine individuelle Kombination von Symptomen, für die er ein passendes "Simile" suchte. 1810 trat er mit seinem theoretischen Grundlagenwerk, dem "Organon der rationellen Heilkunde", an die Öffentlichkeit. Er stellte die Homöopathie als die erste und einzig wahre Medizin dar, die sich auf wohlbegründete, unumstößliche Prinzipien zurückführen ließ. Von den Kollegen stieß ihm - neben Zustimmung - auch offene Feindschaft entgegen, wozu Hahnemanns eigene Polemik ihren Teil beitrug.
"Es wird sich zeigen, ob Ärzte, die es redlich mit ihrem Gewissen und der Menschheit meinen, nun noch ferner dem heillosen Gewebe der Vermuthungen und Willkürlichkeiten anhängen können,"
heißt es im "Organon", von dem Hahnemann noch vier weitere Fassungen publizierte. Eine sechste Auflage wurde erst 1921 veröffentlicht, 78 Jahre nach seinem Tod. Eine im Heidelberger Haug Verlag erschienene "Synopse" aller Varianten zeigt, wie Hahnemann seine Gedanken allmählich vertiefte. Er verstand Krankheit als "dynamisch veränderten Zustand" des ganzen Menschen, statt sie - wie die moderne Medizin - einzelnen Organen zuzuordnen. Bis heute entzündet sich der Streit um die Homöopathie vor allem an ihren pflanzlichen, tierischen oder mineralischen Arzneien. Sie werden mit Alkohol oder Milchzucker verschüttelt oder verrieben - und dabei dermaßen verdünnt, dass viele kein Molekül der Ausgangssubstanz mehr enthalten. Dass sie trotzdem wirken, ja an Wirkung sogar hinzugewinnen sollen, erscheint vielen unvorstellbar. Hahnemann selbst, der zuletzt in Paris mit seiner zweiten, 45 Jahre jüngeren Frau Mélanie eine blühende Praxis betrieb, war der Streit um seine Medizin letztlich egal:
"Da dieses Naturheilgesetz sich in allen reinen Versuchen und allen ächten Erfahrungen der Welt beurkundet, die Thatsache also besteht, so kommt auf die scientifische Erklärung, wie dieß zugehe, wenig an; und ich setze wenig Werth darauf, dergleichen zu versuchen."
"Man hat die Medizin um 1800, also zu Lebzeiten Hahnemanns oder auch Goethes, einmal als 'heroische Medizin' bezeichnet - heroisch nicht, weil sie besonders großartige Leistungen vollbracht hätte, sondern weil diejenigen, die diese Medizin eingenommen haben oder sich haben behandeln lassen, ziemliche Helden sein mussten."
Aderlässe, Klistiere, Brech- und Abführmittel: Samuel Hahnemann fand, dass solche rabiaten, exzessiv eingesetzten Mittel den Patienten oft mehr schadeten als nutzten.
"Auf diese Art ein Mörder oder Verschlimmerer des Lebens meiner Menschenbrüder zu werden, war mir der fürchterlichste Gedanke, so fürchterlich und ruhestörend, dass ich in den ersten Jahren meines Ehestandes die Praxis ganz aufgab und bloß mich mit Chemie und Schriftstellerei beschäftigte."
Hahnemann lebte an verschiedenen Orten in Nord- und Mitteldeutschland. 1790 stieß er in einem Buch des schottischen Pharmakologen William Cullen auf eine Theorie zur Heilwirkung von Chinarinde bei Malaria. Cullen vermutete eine "magenstärkende Kraft". Hahnemann fand das nicht plausibel. Er schluckte das Medikament. Und verspürte typische Malariasymptome:
"Die Füße, die Fingerspitzen wurden mir erst kalt, ich ward matt und schläfrig, dann fing mir das Herz an zu klopfen, mein Puls ward hart und geschwind; eine unleidliche Ängstlichkeit, ein Zittern, eine Abgeschlagenheit durch alle Glieder."
Hahnemann testete weitere Substanzen an sich selbst, seinen Familienangehörigen, später auch an seinen Schülern.
"Und siehe! Die genau beobachteten Symptome, die sie hervorbrachten, stimmten zur Verwunderung mit den Symptomen der Krankheitszustände überein, die sie leicht und ohne Rückfall heilen konnten."
"Similia similibus curentur" - "Ähnliches soll mit Ähnlichem geheilt werden": Diese 1796 erstmals explizit formulierte Regel gehört zu den tragenden Säulen der Homöopathie. Jeder Kranke zeigte für Hahnemann eine individuelle Kombination von Symptomen, für die er ein passendes "Simile" suchte. 1810 trat er mit seinem theoretischen Grundlagenwerk, dem "Organon der rationellen Heilkunde", an die Öffentlichkeit. Er stellte die Homöopathie als die erste und einzig wahre Medizin dar, die sich auf wohlbegründete, unumstößliche Prinzipien zurückführen ließ. Von den Kollegen stieß ihm - neben Zustimmung - auch offene Feindschaft entgegen, wozu Hahnemanns eigene Polemik ihren Teil beitrug.
"Es wird sich zeigen, ob Ärzte, die es redlich mit ihrem Gewissen und der Menschheit meinen, nun noch ferner dem heillosen Gewebe der Vermuthungen und Willkürlichkeiten anhängen können,"
heißt es im "Organon", von dem Hahnemann noch vier weitere Fassungen publizierte. Eine sechste Auflage wurde erst 1921 veröffentlicht, 78 Jahre nach seinem Tod. Eine im Heidelberger Haug Verlag erschienene "Synopse" aller Varianten zeigt, wie Hahnemann seine Gedanken allmählich vertiefte. Er verstand Krankheit als "dynamisch veränderten Zustand" des ganzen Menschen, statt sie - wie die moderne Medizin - einzelnen Organen zuzuordnen. Bis heute entzündet sich der Streit um die Homöopathie vor allem an ihren pflanzlichen, tierischen oder mineralischen Arzneien. Sie werden mit Alkohol oder Milchzucker verschüttelt oder verrieben - und dabei dermaßen verdünnt, dass viele kein Molekül der Ausgangssubstanz mehr enthalten. Dass sie trotzdem wirken, ja an Wirkung sogar hinzugewinnen sollen, erscheint vielen unvorstellbar. Hahnemann selbst, der zuletzt in Paris mit seiner zweiten, 45 Jahre jüngeren Frau Mélanie eine blühende Praxis betrieb, war der Streit um seine Medizin letztlich egal:
"Da dieses Naturheilgesetz sich in allen reinen Versuchen und allen ächten Erfahrungen der Welt beurkundet, die Thatsache also besteht, so kommt auf die scientifische Erklärung, wie dieß zugehe, wenig an; und ich setze wenig Werth darauf, dergleichen zu versuchen."