"Mein Papa hat jetzt mal so Listen geführt, wie mein Bruder gelebt hat, wie ich gelebt habe, und so groß ist der Unterschied gar nicht. Also wenn man das mal wirklich aufrechnet: die Studiengebühren, die fallen natürlich dann immer einmal im Jahr an, weil man die jährlich zahlt. Dann ist das ein Batzen, aber wenn man es dann auf einen Monat verteilt, und ich zahle hier halt jetzt für eine 80-Quadratmeter- Wohnung 280 Euro und habe, wenn ich gut lebe, noch 15o Euro nebenbei fürs ganze Leben. Also damit kommt man in Deutschland nicht aus.""
Die 26-jährige Medizinstudentin Mirjia Dröse hat sich entschlossen, nach Budapest zurückzukehren, um ihr Medizinstudium dort am deutschsprachigen Studiengang der Budapester Semmelweis-Universität für Medizin abzuschließen - trotz der hohen Studiengebühren. Denn die belaufen sich auf 10.000 Euro pro Jahr. Eine Menge Geld. Und doch: Es lohnt sich. Das bestätigen alle, die hier studieren. Viele von ihnen verdienen sich das Geld für ein/zwei Studienjahre im Voraus, andere beantragen BAföG und wieder andere borgen es sich von ihren Eltern. Immerhin: Die, die gut arbeiten, bekommen einen Teil der Studiengebühren zurück, erklärt Magdolna Fonyo, die Verwaltungsleiterin.
" Stipendien gibt es nicht, aber wenn der Student gut und fleißig ist, kann er eine Studiengebührenermäßigung bekommen am Ende eines jeden Semesters. 10 bis 15 Prozent der Gebühren kriegt der Student zurück, wenn er einen guten bis sehr guten Leistungsdurchschnitt aufweisen kann."
Und die Zahlen beweisen es: Immer mehr angehende Mediziner aus Deutschland zieht es zum Studium nach Budapest. Allein im letzten Jahr bewarben sich 13oo Studenten um die 200 Studienplätze. Dabei kommen sie schon lange nicht mehr nur, weil sie hier den deutschen Numerus Clausus umgehen und dabei trotzdem auf Deutsch studieren können. Ganz im Gegenteil: Auf Grund der hohen Bewerbungsquoten, schaut man mittlerweile auch hier ein wenig auf den Notendurchschnitt. Der Grund ist ein anderer, meint Professor Erzsébet Ligeti, die Leiterin dieses Studienganges.
"Wir haben etwas Interessantes an dieser Universität: eine organisierte Form von Forschungsarbeit für die Studenten, feiwillige Forschungsarbeit. Sie kommen meistens ab dem dritten Studienjahr in die Forschungslabors: Wir führen sie ein, wir zeigen ihnen die Methoden. Wir geben ihnen ein Problem. Sie sind involviert in unsere Besprechungen. Und sie arbeiten selber."
Darum ist auch Mirija Dröse wieder in Budapest. Nach ihrem zweiten Studienjahr hatte sie in Süddeutschland einen Studienplatz bekommen und wollte eigentlich dort fertig studieren. Doch schon bald war ihr klar, was sie dort vermisste
"Der Unterschied ist einfach auch, dass man in Deutschland nicht in jedem Fach ein Praktikum hat. Also ich hatte die kleinen Fächer, also jetzt Augenheilkunde oder HNO, Urologie, da hatten wir einen Tag auf Station drei Stunden, wo man einfach mitgegangen ist und einen Patienten sich angeguckt hat. Und hier hat man wirklich maximal ein ganzes Semester in jedem Fach wirklich Unterricht. Pathologie und Rechtsmedizin beispielsweise wirklich an der Leiche ein ganzes Jahr oder ein Semester. Also ich lerne da schon besser mit, wenn man einfach auch sieht und selber mitarbeitet und die Organe auch selber in die Hand nehmen kann. Dann vergisst man doch nicht so schnell eine Krankheit."
Die Mehrheit der deutschen Jungmediziner kehrt dann nach Deutschland zurück. Obwohl sich die Lage der Ärzte dort zuspitzt. Trotzdem beobachtet Erzsébet Ligeti.
"Dass die später dann in verschiedene Länder aussteuern, das merke ich dann dabei. Da gibt es eine kleine interessante Geschichte: Ich hab eine Zusammenarbeit in Amerika, an der Harvard-Universität. Aber das Labor, wo ich hingehe, liegt ganz außerhalb der Main-Campus im Hafen. Und da stand ich an einem Winterabend. Es war schrecklich kalt und wartete auf den Bus. Und da kommt jemand und spricht mich Deutsch an: Sind Sie Frau Dr. Ligeti aus Budapest. Also dass sie später dann doch ins Ausland gehen, das merke ich und das ist schon richtig, dass sie auch Erfahrung haben."
Sie möchte nun durchsetzen, dass deutsche Absolventen, wenn sie möchten, auch nach ihrem Diplom bleiben und mit Unterstützung von Stipendien an der Universität weiterforschen können. Was bislang unmöglich ist, denn Deutsche, die auf eigene Faust ins Ausland gehen, haben keinen Anspruch auf Stipendien - weder von staatlicher Seite, noch von Seiten der Stiftungen. Und Erzsébet Ligeti findet, dass Europa nicht nur ein freier Wirtschafts- sondern auch ein freier Forschungsraum sein sollte.
"Praktisch, wo sie leben, sind sie keine Staatsbürger, wo sie Staatsbürger sind, leben sie nicht. Dementsprechend fallen sie aus jeder Kategorie. Wir haben gute Studenten gehabt, die gerne ihr Forschungsstudium in Ungarn hätten weiterführen können. Wenn sie aber schon etliche Jahre hier gelebt haben, dann leider bekommen sie es nicht, weil die Mobilität als erstes Gesichtspunkt angesehen ist. Ich habe hier schon seit langen Jahren überall, wo ich konnte, dieses Problem erläutert, denn diese Studenten sind innerhalb der Europäischen Union irgendwie verloren."
Das Medizinstudium am deutschsprachigen Studiengang ist sehr arbeitsintensiv. Zwischen 27 und 38 Stunden Unterricht und Praktikum absolvieren die Studierenden hier pro Woche. Der Vorteil: Es sind kleine Gruppen mit maximal 15 Studenten pro Professor. Insgesamt 400 Studenten zählt der deutschsprachige Studiengang zurzeit. Und in Deutschland hat er einen exzellenten Ruf. Denn mittlerweile hat es sich herumgesprochen: Wer hier eine zeitlang studiert, der bekommt garantiert eine Stelle.
Die 26-jährige Medizinstudentin Mirjia Dröse hat sich entschlossen, nach Budapest zurückzukehren, um ihr Medizinstudium dort am deutschsprachigen Studiengang der Budapester Semmelweis-Universität für Medizin abzuschließen - trotz der hohen Studiengebühren. Denn die belaufen sich auf 10.000 Euro pro Jahr. Eine Menge Geld. Und doch: Es lohnt sich. Das bestätigen alle, die hier studieren. Viele von ihnen verdienen sich das Geld für ein/zwei Studienjahre im Voraus, andere beantragen BAföG und wieder andere borgen es sich von ihren Eltern. Immerhin: Die, die gut arbeiten, bekommen einen Teil der Studiengebühren zurück, erklärt Magdolna Fonyo, die Verwaltungsleiterin.
" Stipendien gibt es nicht, aber wenn der Student gut und fleißig ist, kann er eine Studiengebührenermäßigung bekommen am Ende eines jeden Semesters. 10 bis 15 Prozent der Gebühren kriegt der Student zurück, wenn er einen guten bis sehr guten Leistungsdurchschnitt aufweisen kann."
Und die Zahlen beweisen es: Immer mehr angehende Mediziner aus Deutschland zieht es zum Studium nach Budapest. Allein im letzten Jahr bewarben sich 13oo Studenten um die 200 Studienplätze. Dabei kommen sie schon lange nicht mehr nur, weil sie hier den deutschen Numerus Clausus umgehen und dabei trotzdem auf Deutsch studieren können. Ganz im Gegenteil: Auf Grund der hohen Bewerbungsquoten, schaut man mittlerweile auch hier ein wenig auf den Notendurchschnitt. Der Grund ist ein anderer, meint Professor Erzsébet Ligeti, die Leiterin dieses Studienganges.
"Wir haben etwas Interessantes an dieser Universität: eine organisierte Form von Forschungsarbeit für die Studenten, feiwillige Forschungsarbeit. Sie kommen meistens ab dem dritten Studienjahr in die Forschungslabors: Wir führen sie ein, wir zeigen ihnen die Methoden. Wir geben ihnen ein Problem. Sie sind involviert in unsere Besprechungen. Und sie arbeiten selber."
Darum ist auch Mirija Dröse wieder in Budapest. Nach ihrem zweiten Studienjahr hatte sie in Süddeutschland einen Studienplatz bekommen und wollte eigentlich dort fertig studieren. Doch schon bald war ihr klar, was sie dort vermisste
"Der Unterschied ist einfach auch, dass man in Deutschland nicht in jedem Fach ein Praktikum hat. Also ich hatte die kleinen Fächer, also jetzt Augenheilkunde oder HNO, Urologie, da hatten wir einen Tag auf Station drei Stunden, wo man einfach mitgegangen ist und einen Patienten sich angeguckt hat. Und hier hat man wirklich maximal ein ganzes Semester in jedem Fach wirklich Unterricht. Pathologie und Rechtsmedizin beispielsweise wirklich an der Leiche ein ganzes Jahr oder ein Semester. Also ich lerne da schon besser mit, wenn man einfach auch sieht und selber mitarbeitet und die Organe auch selber in die Hand nehmen kann. Dann vergisst man doch nicht so schnell eine Krankheit."
Die Mehrheit der deutschen Jungmediziner kehrt dann nach Deutschland zurück. Obwohl sich die Lage der Ärzte dort zuspitzt. Trotzdem beobachtet Erzsébet Ligeti.
"Dass die später dann in verschiedene Länder aussteuern, das merke ich dann dabei. Da gibt es eine kleine interessante Geschichte: Ich hab eine Zusammenarbeit in Amerika, an der Harvard-Universität. Aber das Labor, wo ich hingehe, liegt ganz außerhalb der Main-Campus im Hafen. Und da stand ich an einem Winterabend. Es war schrecklich kalt und wartete auf den Bus. Und da kommt jemand und spricht mich Deutsch an: Sind Sie Frau Dr. Ligeti aus Budapest. Also dass sie später dann doch ins Ausland gehen, das merke ich und das ist schon richtig, dass sie auch Erfahrung haben."
Sie möchte nun durchsetzen, dass deutsche Absolventen, wenn sie möchten, auch nach ihrem Diplom bleiben und mit Unterstützung von Stipendien an der Universität weiterforschen können. Was bislang unmöglich ist, denn Deutsche, die auf eigene Faust ins Ausland gehen, haben keinen Anspruch auf Stipendien - weder von staatlicher Seite, noch von Seiten der Stiftungen. Und Erzsébet Ligeti findet, dass Europa nicht nur ein freier Wirtschafts- sondern auch ein freier Forschungsraum sein sollte.
"Praktisch, wo sie leben, sind sie keine Staatsbürger, wo sie Staatsbürger sind, leben sie nicht. Dementsprechend fallen sie aus jeder Kategorie. Wir haben gute Studenten gehabt, die gerne ihr Forschungsstudium in Ungarn hätten weiterführen können. Wenn sie aber schon etliche Jahre hier gelebt haben, dann leider bekommen sie es nicht, weil die Mobilität als erstes Gesichtspunkt angesehen ist. Ich habe hier schon seit langen Jahren überall, wo ich konnte, dieses Problem erläutert, denn diese Studenten sind innerhalb der Europäischen Union irgendwie verloren."
Das Medizinstudium am deutschsprachigen Studiengang ist sehr arbeitsintensiv. Zwischen 27 und 38 Stunden Unterricht und Praktikum absolvieren die Studierenden hier pro Woche. Der Vorteil: Es sind kleine Gruppen mit maximal 15 Studenten pro Professor. Insgesamt 400 Studenten zählt der deutschsprachige Studiengang zurzeit. Und in Deutschland hat er einen exzellenten Ruf. Denn mittlerweile hat es sich herumgesprochen: Wer hier eine zeitlang studiert, der bekommt garantiert eine Stelle.