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AfD-Richtungsstreit
Lucke: Lager sind unvereinbar

Nach einem monatelangen Gezerre droht der Alternative für Deutschland (AfD) womöglich die Spaltung. Der AfD-Bundesvorsitzende Bernd Lucke hält die Trennung der radikalen und liberalen Kräfte seiner Partei für unausweichlich. "Ich glaube nicht, dass Appelle zur Geschlossenheit hier weiterhelfen", schreibt Lucke an die Mitglieder.

    AfD-Parteigründer Bernd Lucke gibt am 31.01.2015 auf dem 3. Bundesparteitag der Alternative für Deutschland (AfD) im Musicaltheater von Bremen seine persönliche Erklärung ab. Hintergrund ist die Wahl eines einzigen Parteivorsitzenden.
    AfD-Chef Bernd Lucke will im Parteistreit eine Entscheidung erzwingen. (picture alliance / dpa - Ingo Wagner)
    Schon am Wochenende hat es Gerüchte über die Zukunft der AfD gegeben. Parteichef Lucke gibt diesen nun neue Nahrung. Die Grundvorstellungen der beiden Flügel seien unvereinbar, hieß es in dem Schreiben an die Mitglieder.
    Pläne für neue Partei?
    Der Co-Vorsitzende Konrad Adam hatte zuvor erklärt, er habe Indizien dafür, dass Lucke seinen Austritt aus der AfD und die Gründung einer eigenen Partei vorbereite. Dem Vernehmen nach soll Lucke bereits mit Vertrauten Pläne für die Gründung einer neuen Partei schmieden. Diese wolle er noch in diesem Monat öffentlich verkünden, falls sich abzeichnen sollte, dass beim Bundesparteitag in Kassel Mitte Juni auch einige seiner Widersacher in den Vorstand gewählt werden. Zuletzt hatte es heftige Auseinandersetzungen zwischen dem nationalkonservativen und dem bürgerlich-liberalen Flügel der Partei gegeben, zu dem Lucke gehört. Dazu schrieb Lucke: "An diesem Gerücht ist lediglich wahr, dass ich mir große Sorgen um die AfD mache."
    In der "Welt" forderte Adam Lucke auf, bei allen Verdiensten um den Aufbau der AfD zu sagen, ob er "auch derjenige sein möchte, der die Zerstörung der Partei anführt". Zugleich distanzierte sich Adam von Lucke: "Wenn die AfD sich zu einer Partei entwickelt, die aus Brüssel geführt und von Berlin aus privat finanziert wird, ist sie nicht mehr meine Partei."
    Henkel mischt sich ein
    Der AfD-Europaabgeordnete Hans-Olaf Henkel vom liberalen Flügel, der in dem Streit bereits sein Stellvertreteramt niedergelegt hatte, forderte seinerseits Adam zum Rücktritt auf: "Erst fordert er meinen Rücktritt, jetzt sagt er Luckes Rücktritt voraus? Der ist völlig von der Rolle", sagte Henkel dem "Handelsblatt". "Er soll selbst gehen und zwei weitere aus dem Vorstand gleich mitnehmen", fügte Henkel mit Blick auf Co-Parteichefin Frauke Petry und Parteivize Alexander Gauland hinzu.
    Beide gehören zum nationalkonservativen Flügel und zu Luckes Kritikern. Gauland hatte Lucke mehrfach vorgeworfen, er fokussiere sich stark auf den bürgerlichen Mittelstand, obwohl die AfD unter den "kleinen Leuten" ein größeres Wählerpotenzial habe. Eine Spaltung hatte Gauland vor wenigen Wochen im Deutschlandfunk aber noch ausgeschlossen.
    Die AfD war Anfang 2013 von Gegnern der Eurorettungspolitik der Bundesregierung gegründet worden. Später war die Kritik an der aktuellen Asylgesetzgebung als weiteres wichtiges Thema hinzugekommen.
    (fwa/dk)