Die Figuren, mit denen Heiner Link seine Geschichten bevölkert, sind Figuren, die er, wie ich annehme, alle von seinem Fenster aus sehen kann: bunte Radfahrer, Hutmacher, Girlies, Philosophen, Kaufleute, Sibylles, Marlas und Svens, Sandflohhändler. Ihnen allen eigen sei, wie der Klappentext meint, ein Drang zum Höheren. Ja, so kann man es wirklich sagen. Erfolg macht sexy, weiß zum Beispiel einer und erfindet eine Schmelzwasserkontrollmaschine. Leider mit geringem Erfolg, wie der Leser bald erfährt, wollen die Österreicher doch, wie ihm per Fax mitgeteilt wird, selber abtauen. So wird er am Ende von der Vergeblichkeit angegähnt - eine Erfahrung, die wir alle mit den Figuren problemlos teilen können. Und das ist Oberhaupt das Merkwürdige an Heiner Links Geschichten: so absurd, grotesk und bizarr sie sich auch ausnehmen, wir als Leser wissen ganz genau, wovon er spricht. Merkwürdig. Kennen wir alles aus unserem Alltag. Haben wir aber, wie auch im folgenden, so noch nie gesehen:
Ich hatte gerade meine ausgebeulteste Trainingshose und das Feinnrippshirt angezogen und mir eine Schachtel Pralinen hergerichtet, mir eine Decke um die Beine gewickelt und den Fernseher eingeschaltet. Hhmm! Schnapspralinen. Und zappen. Da läutete das Telefon. Reflexartig, ich meine, erstmal riß ich den Couchtisch um. Ja, j a, ich komme schon.
In Heiner Links Geschichten springt das Detail plötzlich aus dem Großen Ganzen, rumpelt das Profane gegen das Heilige, durchkreuzt der Alltag große Pläne, scheitert der Versuch, fette Geschäfte zu machen, an der Undurchdringlichkeit der Welt. Irgendwie ist immer der Kopf in der Quere, einfach, weil die Welt, die man im Kopf hat, partout mit der, die außerhalb des Kopfes liegt, nicht zusammenpassen will. Was soll man da machen? Aufgeben? Nein, heißt es bei dem Autor-. "Nicht aufgeben! Nicht aufgeben! Nicht aufgeben! Investieren Sie durchaus auch in größere Ausflüge!" Das wird in den anarchischen und chaplinesken Geschichten reichlich gemacht. Doch, um zu unser eieingangs gestellten Frage zurückzukehren: Wozu der ganze Aufwand? Wozu wird hier die ganze Metaphysik von den Füßen auf den Kopf gestellt? Um ihr noch die letzten Groschen zu entlocken? Genau.
Klauen, Fälschen und / oder Lümmeln. Gepriesen seien die Mittel zum Zweck. Kontrollverlust? Ach was! Let's be good friends, that's what I said, and she said: O.k. Two hundred.