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Affenkotelett am Aschermittwoch

In diesen Tagen veröffentlicht der Würzburger Kriminologe Klaus Laubenthal das erste "Wörterbuch der Knastsprache". Der Untertitel: Vom Affenkotelett bis Zweidrittelgeier. Das Buch will aber nicht nur launige Begriffe aus dem Gefängnisalltag sammeln. Laubenthal sieht seine Arbeit auch vor kriminologischem Hintergrund. Die Knastsprache als Ausdruck der Subkultur hinter Gefängnismauern.

    Der Autor war lange Jahre Richter am Landgericht Würzburg und forscht seit dem Ruf an den Lehrstuhl für Kriminologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg zu den Gegebenheiten des Strafvollzugs: "Mir ist bei meinen wissenschaftlichen Tätigkeiten aufgefallen, dass Strafgefangene Begriffe benutzen, die wir außerhalb der Anstalt nicht kennen. Über mehrere Jahre hinweg habe ich ein dickes Vokabelheft geführt." Laubenthal beschäftigt sich mit Autobiographien ehemaliger Strafgefangener, zog literarische Textvorlagen, wie von Hans Fallada bei, der über Jahre hinweg im Gefängnis saß. Und Gespräche mit Vollzugsbediensteten waren eine wichtige Quelle. Durch vorsichtiges Nachfragen kam Laubenthal an die Bedeutung der Knastbegriffe: Ein Häftling äußerte im Prozess, er sei doch kein Lachplatten-Esser. Richter Laubenthal ließ sich erklären: Lachplatten sind Brotscheiben, die mit heimlich vergorener Marmelade bestrichen sind und im Gefängnis den verbotenen Alkohol ersetzen.

    Die Knastsprache sieht der Kriminologe als Opposition zur Gesellschaft. Die Begriffe formulieren die hierarchische Ordnung im Knast. Tradiert wird das Vokabular von den Langzeitgefangenen: "Begriffe sind aus anderen Sprachgemeinschaften entlehrt, die alte Deutsche Gaunersprache, das Rotwelsch, die Sprache der Zuhälter und Prostituierten." Der Wortschatz ist obszön und roh: die Augen auf null stellen; sexueller Missbrauch heißt banal der Sandkastenschreck. "Der Anstalspsychologe ist der Dachdecker und da geht man nicht zur Behandlung sondern da lässt man sich auswuchten."

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    Klaus Laubenthal

    "Lexikon der Knastsprache", erscheint am 30. September 2001

    19,80 Mark

    Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf