Fünf Uhr früh im Regenwald. Zahlreiche Vögel singen zum Sonnenaufgang, Tukane mit großen, bunt leuchtenden Schnäbeln fliegen am Kinabatangan-Fluss von einem zum anderen Ufer. Zeitgleich erwachen Gibbons und turnen in den Bäumen. Ihre Gesänge hallen kilometerweit im Regenwald wieder. 560 Kilometer weit windet sich der Kinabatangan-Fluss durch den malayiischen Bundesstaat Sabah auf Borneo. Einst war der Regenwald am Flusslauf ein Paradies und bot zahlreiche Rückzugsmöglichkeiten für Gibbons, Orang-Utans, Nasenaffen und Elefanten. Heute ist der Wald kein zusammenhängender grüner Lebensraum mehr. Er ist zerstückelt wie ein unfertiges Puzzle, unterbrochen von kilometerweiten Plantagen, auf denen in Monokultur Ölpalmen wachsen. Ein trauriger Anblick - auch für Mincho Kacar. Der 25-jährige ist Dorf Sukau am Kinabatangan-Fluss geboren.
"Als ich noch ein Kind war, haben wir nicht oft Elefanten oder Orang-Utans gesehen, weil sie im dichten Regenwald lebten. Als die Palmölplantangen hier angelegt wurden, hat sich das schlagartig verändert. Wir haben die Tiere sehr, sehr oft gesehen, einfach weil sich ihr Lebensraum verkleinert hat. Früher haben wir wirklich nur die Geräusche der Tiere gehört und konnten erahnen, dass sie da draußen irgendwo im Regenwald sind. Man kann sich das so vorstellen. Denken Sie sich, sie leben in einem großen Haus und können sich überall aufhalten. Dann wird ihr Haus kleiner und auf einmal müssen sie auf der Veranda schlafen, weil kein Platz mehr da ist. So ist das hier im Regenwald am Kinabatangan-Fluss."
Vom Fluss aus beobachtet Mincho häufig den Regenwald in den Morgenstunden. Er hat sich entschieden, nicht tatenlos zu zusehen, wie der Regenwald als grünes Zuhause der Orang-Utans schwindet. Er ist aktiv geworden und arbeitet seit drei Jahren für das Kinabatangan Orang-Utan-Schutzprojekt. Als Assistent verbringt er viele Stunden im Regenwald und erforscht die Menschenaffen: Was fressen sie, welche Strecken legen sie im Wald zurück, wie viele Nachkommen zeugen sie, sind Fragen, die ihn interessieren. Neben der Forschung geht es den Beteiligten des Projektes aber auch darum, die Menschen am Kinabatangan-Fluss zu informieren, sagt Mincho.
"Die Menschen hier sind ja direkt umgeben von Elefanten und Affen. Und durch unser Festival erklären wir ihnen, wie es um den Lebensraum für die Tiere am Kinabatangan-Fluss steht und wie sie sich daran beteiligen können, ihn zu erhalten. Das tägliche Handeln der Menschen hier in Sukau ist geprägt durch alte Bräuche und übermitteltes Wissen aus der Familie. Es ist tief verwurzelt, dass einige Tiere Glück oder Unglück bringen und gejagt werden. Sie können trotzdem ja noch den Brauch ihrer Familie weiterführen, aber wir wollen, dass sie auch die Fakten kennen."
Um den Menschen von Sukau - vorwiegend sind sie Fischer - Fakten zu vermitteln, geht das Projekt neue Wege. Mehrstündige Vorträge hält Mincho für zu langweilig und eintönig. Ein zweitägiges Festival haben er und seine Kollegen auf die Beine gestellt. Das Motto: Der Mensch und seine Umwelt,
"Manusia dan Alamsekitar", "
sagt Mincho auf malay.
" "Während des Festivals haben wir Stände und Tische aufgebaut, an denen wir Informationen vor allem über die Orang-Utans geben. Wir machen Puzzlespiele für Kinder aus der Schule und Vorschule. Durch die Kinder versuchen wir natürlich auch ihre Eltern zu erreichen. Denn wenn die Kinder zu uns kommen, kommen auch ihre Eltern. Unser Festival haben wir auch über das Radio angekündigt. Der ganze Bundesstaat Sabbah weiß, dass wir hier sind."
Der Anziehungsmagnet sind Mitmachaktionen für Kinder: Marionettentheater, Malwettbewerbe, Puzzlespiele, eine Video-Show. Am Tag des Festivals tummeln sich schon am Vormittag gut hundert Kinder und Erwachsene auf dem Festivalgelände in Sukaau. Um auf das Motto einzustimmen, singen alle gemeinsam ein Lied zum Naturschutz. Treffend zum Fest ist der Liedtitel: "Grün".
Die 14-jährige Dania liest ihren Freundinnen die Strophen vor. Im Liedtext heißt es:
"Die Erde ohne Wald ist wie ein Sklave, die Erde ohne Luft ist wie ein Mensch ohne Seele". "
Im Refrain singen Jung und Alt mit voller Stimme:
" "Wir sind jung und müssen etwas unternehmen, wir sehen grün". "
Mincho hat in einem Kellerraum des Kinabatangan Orang-Utan Schutzprojekts ein Marionettentheater aufgebaut. Er holt verschiedene Stofffiguren hervor.
" "Das ist unser Marionettentheater. Dieses Jahr haben wir so ein Theater das erste Mal aufgebaut. Hier haben wir einen Gibbon, eine Pytonschlange, einen Orang-Utan, einen Elefant und einen Frosch. Durch Marionettentheater können wir den Kindern Natur- und Artenschutz vermitteln und greifbar machen. Zu guter letzt können sie auch einen kleinen Preis gewinnen. Unser Motto ist: Aufklärung im Naturschutz muss Spaß machen und wir vermitteln nebenbei Wissenswertes."
Die Kinder tummeln sich um das kleine Theater. Aus Pappe haben Mincho und seine Kollegen Bäume ausgeschnitten und einen Miniatur-Regenwald gebastelt. Mit verstellter Stimme erwecken sie die Marionetten zum Leben.
"Hier ist mein Freund der Orang-Utan. Ich bin kein Affe, sondern ein Menschenaffe. Wisst ihr denn, was ich gerne fresse? Früchte, Blätter, Rinde. Glaubt ihr mir, wenn ich Euch erzähle, dass ich auch gerne Insekten fresse? Kleine Insekten fresse ich ganz gerne als Eiweißnahrung."
Während in dem Kellerraum das Marionettentheater stattfindet, spielen draußen im Freien vier Frauen eines Gamelan-Ensembles. Die Instrumente sind Gongs aus Bronze, die man mit Holzstöcken spielt.
In einer anderen Ecke des Gartens stülpen sich Kindern und Erwachsene Gartenhandschuhe aus Gummi über die Hände. Die Mitarbeiter des Orang-Utan Schutzprojekts werden immer wieder Zeuge, wie illegal Holz gefällt wird. Als Mitmach-Aktion haben sie sich überlegt, Bäume zu pflanzen, symbolisch sozusagen eine neue Generation Wald heranzuziehen. Der 9-jährige Biane schippt Erde in ein schwarzes Plastiksäckchen, seine Eltern machen es ihm nach. Ein Kollege von Mincho reicht ihnen die kleinen Baumsetzlinge:
"Füllt ein bisschen mehr Erde in die Säckchen, so ungefähr bis kurz unter den Rand. Dann setzt die kleinen Pflanzen hinein. Wenn die Bäumchen gewachsen sind, pflanzen wir sie in den Wald."
Als Mincho die erste Runde des Marionettenspiels beendet hat, gesellt er sich zu den Kindern und Eltern und erzählt ihnen über den Regenwald. Am Kinabtangan-Fluss ist das üppige Grün Überlebensgrundlage für Gibbons, Nasenaffen, Orang-Utans, Zwergelefanten und Nashornvögel. Auf Initiative von Naturschutzorganisationen wie dem WWF sind 27.000 Hektar im Jahr 2005 zur Kinabatangan Wildlife Sancuary ernannt worden. Seit Jahren schon zieht die Region Naturliebhaber an, sagt Mincho.
"Nach Sukau kommen sehr viel Touristen aus Übersee, um hier die einzigartige Tierwelt zu beobachten. Einen Nashornvogel zu sehen ist, ehrlich gesagt, sehr schwierig. Aber hier in Sukau ist es möglich, ihn zu Gesicht zu bekommen. Das ist hier wie ein Paradies."
Dass die Menschen aus Sukau den sie umgebenden Regenwald auch wie ein Paradies würdigen und mehr über die Zusammenhänge erfahren wollen, ist sein großes Anliegen.
"Manchmal ist es mir richtig unangenehm, dass Leute von Übersee mehr über das Ökosystem am Kinabatangan-Fluss und die Lebewesen hier wissen, als die Bewohner aus Sukau. Im Moment sehe ich nur eine Lösung, dass die Bewohner mehr über das fragile Ökosystem hier am Fluss lernen. Wenn man über einen Orang-Utan nur sagen kann, dass er rotes Fell hat, reicht das nicht."
Die 14-jährigen Wara Masli ist begeistert von Aktivitäten des Festivals. Das junge Mädchen mit den wachsamen, dunklen Augen verrät, dass sie Orang-Utan-Forscherin werden möchte und noch an vielen solchen Aktionen teilnehmen möchte. Auch ihre Familie möchte sie einbeziehen.
"Ich werde meiner Familie und besonders den älteren Menschen hier aus Sukau erklären, wie wichtig und besonders der Orang-Utan ist. Die Population soll erhalten bleiben und sich wieder vermehren können. Ich werde meiner Familie auch erzählen, dass mehr Zusammenarbeit zwischen ihnen und den Mitarbeitern des Projektes notwendig ist. Aber das wichtigste ist wirklich, dem Orang-Utan gegenüber Respekt zu zeigen."
"Als ich noch ein Kind war, haben wir nicht oft Elefanten oder Orang-Utans gesehen, weil sie im dichten Regenwald lebten. Als die Palmölplantangen hier angelegt wurden, hat sich das schlagartig verändert. Wir haben die Tiere sehr, sehr oft gesehen, einfach weil sich ihr Lebensraum verkleinert hat. Früher haben wir wirklich nur die Geräusche der Tiere gehört und konnten erahnen, dass sie da draußen irgendwo im Regenwald sind. Man kann sich das so vorstellen. Denken Sie sich, sie leben in einem großen Haus und können sich überall aufhalten. Dann wird ihr Haus kleiner und auf einmal müssen sie auf der Veranda schlafen, weil kein Platz mehr da ist. So ist das hier im Regenwald am Kinabatangan-Fluss."
Vom Fluss aus beobachtet Mincho häufig den Regenwald in den Morgenstunden. Er hat sich entschieden, nicht tatenlos zu zusehen, wie der Regenwald als grünes Zuhause der Orang-Utans schwindet. Er ist aktiv geworden und arbeitet seit drei Jahren für das Kinabatangan Orang-Utan-Schutzprojekt. Als Assistent verbringt er viele Stunden im Regenwald und erforscht die Menschenaffen: Was fressen sie, welche Strecken legen sie im Wald zurück, wie viele Nachkommen zeugen sie, sind Fragen, die ihn interessieren. Neben der Forschung geht es den Beteiligten des Projektes aber auch darum, die Menschen am Kinabatangan-Fluss zu informieren, sagt Mincho.
"Die Menschen hier sind ja direkt umgeben von Elefanten und Affen. Und durch unser Festival erklären wir ihnen, wie es um den Lebensraum für die Tiere am Kinabatangan-Fluss steht und wie sie sich daran beteiligen können, ihn zu erhalten. Das tägliche Handeln der Menschen hier in Sukau ist geprägt durch alte Bräuche und übermitteltes Wissen aus der Familie. Es ist tief verwurzelt, dass einige Tiere Glück oder Unglück bringen und gejagt werden. Sie können trotzdem ja noch den Brauch ihrer Familie weiterführen, aber wir wollen, dass sie auch die Fakten kennen."
Um den Menschen von Sukau - vorwiegend sind sie Fischer - Fakten zu vermitteln, geht das Projekt neue Wege. Mehrstündige Vorträge hält Mincho für zu langweilig und eintönig. Ein zweitägiges Festival haben er und seine Kollegen auf die Beine gestellt. Das Motto: Der Mensch und seine Umwelt,
"Manusia dan Alamsekitar", "
sagt Mincho auf malay.
" "Während des Festivals haben wir Stände und Tische aufgebaut, an denen wir Informationen vor allem über die Orang-Utans geben. Wir machen Puzzlespiele für Kinder aus der Schule und Vorschule. Durch die Kinder versuchen wir natürlich auch ihre Eltern zu erreichen. Denn wenn die Kinder zu uns kommen, kommen auch ihre Eltern. Unser Festival haben wir auch über das Radio angekündigt. Der ganze Bundesstaat Sabbah weiß, dass wir hier sind."
Der Anziehungsmagnet sind Mitmachaktionen für Kinder: Marionettentheater, Malwettbewerbe, Puzzlespiele, eine Video-Show. Am Tag des Festivals tummeln sich schon am Vormittag gut hundert Kinder und Erwachsene auf dem Festivalgelände in Sukaau. Um auf das Motto einzustimmen, singen alle gemeinsam ein Lied zum Naturschutz. Treffend zum Fest ist der Liedtitel: "Grün".
Die 14-jährige Dania liest ihren Freundinnen die Strophen vor. Im Liedtext heißt es:
"Die Erde ohne Wald ist wie ein Sklave, die Erde ohne Luft ist wie ein Mensch ohne Seele". "
Im Refrain singen Jung und Alt mit voller Stimme:
" "Wir sind jung und müssen etwas unternehmen, wir sehen grün". "
Mincho hat in einem Kellerraum des Kinabatangan Orang-Utan Schutzprojekts ein Marionettentheater aufgebaut. Er holt verschiedene Stofffiguren hervor.
" "Das ist unser Marionettentheater. Dieses Jahr haben wir so ein Theater das erste Mal aufgebaut. Hier haben wir einen Gibbon, eine Pytonschlange, einen Orang-Utan, einen Elefant und einen Frosch. Durch Marionettentheater können wir den Kindern Natur- und Artenschutz vermitteln und greifbar machen. Zu guter letzt können sie auch einen kleinen Preis gewinnen. Unser Motto ist: Aufklärung im Naturschutz muss Spaß machen und wir vermitteln nebenbei Wissenswertes."
Die Kinder tummeln sich um das kleine Theater. Aus Pappe haben Mincho und seine Kollegen Bäume ausgeschnitten und einen Miniatur-Regenwald gebastelt. Mit verstellter Stimme erwecken sie die Marionetten zum Leben.
"Hier ist mein Freund der Orang-Utan. Ich bin kein Affe, sondern ein Menschenaffe. Wisst ihr denn, was ich gerne fresse? Früchte, Blätter, Rinde. Glaubt ihr mir, wenn ich Euch erzähle, dass ich auch gerne Insekten fresse? Kleine Insekten fresse ich ganz gerne als Eiweißnahrung."
Während in dem Kellerraum das Marionettentheater stattfindet, spielen draußen im Freien vier Frauen eines Gamelan-Ensembles. Die Instrumente sind Gongs aus Bronze, die man mit Holzstöcken spielt.
In einer anderen Ecke des Gartens stülpen sich Kindern und Erwachsene Gartenhandschuhe aus Gummi über die Hände. Die Mitarbeiter des Orang-Utan Schutzprojekts werden immer wieder Zeuge, wie illegal Holz gefällt wird. Als Mitmach-Aktion haben sie sich überlegt, Bäume zu pflanzen, symbolisch sozusagen eine neue Generation Wald heranzuziehen. Der 9-jährige Biane schippt Erde in ein schwarzes Plastiksäckchen, seine Eltern machen es ihm nach. Ein Kollege von Mincho reicht ihnen die kleinen Baumsetzlinge:
"Füllt ein bisschen mehr Erde in die Säckchen, so ungefähr bis kurz unter den Rand. Dann setzt die kleinen Pflanzen hinein. Wenn die Bäumchen gewachsen sind, pflanzen wir sie in den Wald."
Als Mincho die erste Runde des Marionettenspiels beendet hat, gesellt er sich zu den Kindern und Eltern und erzählt ihnen über den Regenwald. Am Kinabtangan-Fluss ist das üppige Grün Überlebensgrundlage für Gibbons, Nasenaffen, Orang-Utans, Zwergelefanten und Nashornvögel. Auf Initiative von Naturschutzorganisationen wie dem WWF sind 27.000 Hektar im Jahr 2005 zur Kinabatangan Wildlife Sancuary ernannt worden. Seit Jahren schon zieht die Region Naturliebhaber an, sagt Mincho.
"Nach Sukau kommen sehr viel Touristen aus Übersee, um hier die einzigartige Tierwelt zu beobachten. Einen Nashornvogel zu sehen ist, ehrlich gesagt, sehr schwierig. Aber hier in Sukau ist es möglich, ihn zu Gesicht zu bekommen. Das ist hier wie ein Paradies."
Dass die Menschen aus Sukau den sie umgebenden Regenwald auch wie ein Paradies würdigen und mehr über die Zusammenhänge erfahren wollen, ist sein großes Anliegen.
"Manchmal ist es mir richtig unangenehm, dass Leute von Übersee mehr über das Ökosystem am Kinabatangan-Fluss und die Lebewesen hier wissen, als die Bewohner aus Sukau. Im Moment sehe ich nur eine Lösung, dass die Bewohner mehr über das fragile Ökosystem hier am Fluss lernen. Wenn man über einen Orang-Utan nur sagen kann, dass er rotes Fell hat, reicht das nicht."
Die 14-jährigen Wara Masli ist begeistert von Aktivitäten des Festivals. Das junge Mädchen mit den wachsamen, dunklen Augen verrät, dass sie Orang-Utan-Forscherin werden möchte und noch an vielen solchen Aktionen teilnehmen möchte. Auch ihre Familie möchte sie einbeziehen.
"Ich werde meiner Familie und besonders den älteren Menschen hier aus Sukau erklären, wie wichtig und besonders der Orang-Utan ist. Die Population soll erhalten bleiben und sich wieder vermehren können. Ich werde meiner Familie auch erzählen, dass mehr Zusammenarbeit zwischen ihnen und den Mitarbeitern des Projektes notwendig ist. Aber das wichtigste ist wirklich, dem Orang-Utan gegenüber Respekt zu zeigen."