Archiv


Afghanische Dozenten auf DAAD-Einladung zu Gast in Bonn

Bis Ende dieser Woche nehmen rund 150 afghanische Hochschullehrer an 17 Sommerakademien in Deutschland teil. In Form von Seminaren und praktischen Übungen soll ihnen ermöglicht werden, langsam wieder Anschluss an internationale Standards in Wissenschaft und Forschung zu bekommen. Antje Allroggen hat eine Gruppe afghanischer Gastdozenten aus Kabul begleitet, die zur Zeit zu Besuch an der Bonner Uni sind.

    Sechs Wissenschaftler aus Afghanistan, die meisten schon höheren Alters, sitzen in Anzug und Krawatte vor mehreren Computern im ZIP- Raum des Bonner meteorologischen Institutes und gehen ihrer derzeitigen Lieblings-Beschäftigung nach: dem Surfen im Internet.

    Wir haben hier einige Informationen über die Gletscher und die Erderwärmung herausbekommen, und wir schreiben uns diese Informationen gerade auf einen Zettel, weil es für uns sehr wichtig ist, von diesen Nachrichten zu erfahren.

    Semilweis Achmatsei ist mit 28 Jahren der jüngste afghanische Dozent, der an der Bonner Sommerakademie teilnimmt. Gemeinsam mit seinen 14 Kollegen – darunter auch eine Frau – besucht er bis Ende dieser Woche mehrere naturwissenschaftliche Institute an der Uni Bonn:. Auch Mohammed Zarif Taniwal nimmt als Vorsitzender der Abteilung für Geographie der Universität Kabul an der Sommerakademie teil. Er hat in Frankreich, Belgien, Holland und Deutschland studiert, und ist dann in sein Heimatland zurückgekehrt. Die Umstände, dort zu lehren und zu forschen, seien nach wie vor katastrophal.

    Wir haben nichts. Alles ist zerstört worden. Wir haben noch nicht einmal Bücher. Es gibt in der Uni keine Tafel, noch nicht einmal Stühle oder Tische, wir haben nichts. Wir fangen bei Null wieder an.

    Finanziell unterstützt werden die Sommerakademien vom Deutschen Akademischen Austauschdienst. Dadurch ist es den einzelnen Instituten möglich, ihren afghanischen Kollegen Sachspenden nach Kabul zu schicken. Die Bonner Meteorologen wollten den afghanischen Wissenschaftlern eigentlich eine technisch relativ aufwendige Wettermessstation in Kabul finanzieren. Als sie von ihren Kollegen jedoch erfuhren, dass die Stromversorgung in Afghanistan nach wie vor schlecht sei, entschieden sie sich kurzerhand dazu, ihnen sehr viel einfachere mechanische Geräte zu schenken, erzählt Andreas Bott, Professor am Bonner meteorologischen Institut:

    Es kam darauf an, dass wir Geräte kaufen, die robust sind, die vor Ort repariert werden können. Es hat wenig Sinn, ein Hightech-Gerät dort zu haben, für die es dann dort keine Ersatzteile mehr gibt, wenn es kaputt ist und damit nicht mehr benutzbar ist. Von daher haben wir die Geräteliste auch entsprechend angepasst und umgestellt.

    Später, am Nachmittag, haben die afghanischen Gastdozenten einen Termin im geographischen Institut.

    Liebe Gäste von der Universität Kabul, wir werden jetzt den Tagesordnungspunkt der symbolischen Übergabe der Spenden des geographischen Instituts der Universität Bonn an das Department of Geography der Universität Kabul vornehmen.

    An der Wand hängen Landkarten von Asien, an einem Tisch sind geographische Handbücher und Nachschlagewerke aufgereiht. Alles Geschenke, die die Kollegen aus Kabul mit einem Container nach Hause geliefert bekommen sollen. Symbolisch wird ihnen heute, , ein Weltatlas überreicht. Bücher brauchen die afghanischen Wissenschaftler am allerdringlichsten, sagt Chasim Fopal, der an der Berliner Humboldt-Universität studiert hat und nun Professor für Meteorologie an der Universität Kabul ist.

    Weil wir über keine Bücher an der Kabul-Universität zur Zeit verfügen. Und auch diese Bücher, wir brauchen die in englischer Sprache und auch in deutscher Sprache. Unsere Professoren können am besten englisch sprechen, aber auch deutsch. Und diese Bücher sind eigentlich sehr wichtig für uns, weil wir haben zur Zeit nicht neue Lehrer zur Verfügung.

    Am Freitag treten die 15 afghanischen Gastdozenten von Bonn mit dick gefüllten Koffern ihre Heimreise an. Einige von ihnen werden vielleicht schon im Januar wieder in Deutschland sein – dann soll es eine zweite Akademie an deutschen Universitäts-Instituten geben. Dann sollen sich die afghanischen Gastdozenten in praktischen Übungen weiterbilden können. Später dann soll es auch deutschen Hochschullehrern möglich sein, den wissenschaftlichen Aufbau an der Universität Kabul als Kurzzeit-Gastdozent mit voranzutreiben.

    (Autorin: Antje Allroggen)

    Related Links:

    Deutscher Akademischer Austauschdienst

    Universität Bonn