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Afrika im Kleinen

Kamerun ist eineinhalb mal so groß wie Deutschland, hat aber nur ein Viertel seiner Einwohner. Das Land im Westen Afrikas bietet eine Vielfalt an Erlebnissen und Ereignissen. Vom Kampf zwischen Elefanten und Flusspferden über eine Fahrt im Nachtzug bis hin zu kulinarischen Genüssen wie gegrillten Schlangen.

Von Franz Lerchenmüller | 07.08.2011
    Jetzt kommt der Chef aus dem Wasser. Prustend taucht er auf, mit seinen winzigen Ohren und der dicken Schnauze und stapft die Sandbank hoch. Zeit für die Morgentoilette! Wie ein Propeller beginnt sein Stummelschwanz zu rotieren und verteilt das Ergebnis einer nahrhaften Nacht kleinteilig auf die Nachbarn.

    Die Flusspferde sind die Stars des Bénoué-Nationalparks im Norden Kameruns. Und entsprechend hat Amadou Bello, der kleingewachsene Wildnisführer in der zerschlissenen Jacke eine ganze Reihe Geschichten auf Lager. Vor allem von Elefanten und Hippos - Dickhäuter untereinander kommen gar nicht miteinander zurecht.

    "Wenn Elefanten das Prusten der Nilpferde hören, werden sie ungeheur sauer. Sie brechen mit dem Rüssel Äste ab und hauen damit auf die Hippos ein, bis die flüchten und den Weg über den Fluss freimachen."

    Nachts kommen die Hippos ans Ufer, fressen Gras und ziehen weit umher. Manchmal treffen sie dabei auch auf Menschen.

    "Vor zehn Jahren war das. Da hat sich ein Freund von mir, der Koch im Camp war, nachts geduscht. Als er wieder in seine Hose schlüpft und sich aufrichten will, stößt er mit seinem Kopf an etwas Hartes - da steht ein Nilpferd über ihm und glotzt ihn blöde an."

    Eigentlich ist der Nationalpark bekannt für seine reiche Tierwelt. Aber abgesehen von Hippos, Krokodilen und Antilopen machen sie sich eher rar. Sie haben sich weiter ins Hinterland zurückgezogen, sagt der Verwalter des Anglercamps "Grand Capitain", Laurent Le Flanchec.

    "Hier in der Gegend gab es die größten Elefanten Afrikas überhaupt. Hier gab es jede Menge Büffel, jede Menge Löwen - bis vor zwei Jahren. Dann hat jemand Gold gefunden. Seitdem strömen jeden Tag 1000 Leute an den Fluss und schürfen Gold. Der örtliche König hat es ihnen erlaubt - er kassiert%e. Und die kamerunische Regierung lässt es zu."

    Kamerun, das eineinhalb mal so groß ist wie Deutschland, aber nur ein Viertel seiner Einwohner hat, gilt als "Afrika im Kleinen". Den Osten und Süden bedecken die Regenwälder Zentralafrikas. Im Westen erhebt sich schroffes Bergland, das sich häufig in Westafrika findet. Im Südwesten erstrecken sich Plantagen und Strände wie in vielen Anrainern des Atlantik. Und der Norden repräsentiert mit seinen Savannen die weiten Ebenen Ostafrikas.

    Hier weiden auf schütter mit Bäumen bestandenem Grasland knochige Rinder. Die Region ist islamisch geprägt. Würdevolle Männer in weiten Gewändern und Frauen in bunten Kleidern beherrschen das Bild. Die Erde ist rot und staubig, die Hütten tragen Strohzipfelmützen, die Wände sind aus Lehmziegeln. Wie man die macht, erklärt Daniel Alaman im kleinen Dorf Mbadje:

    "Man mischt ganz normale Erde mit Wasser. Dann lässt man die Ziegel eine Woche trocknen und schon sind sie so hart, dass man die Wände hochziehen kann. Aus dem Busch holt man Gras, trocknet es und bindet das Dach daraus. Jeder baut seine eigene Hütte, es gibt keine Spezialisten dafür. Die Nachbarn helfen natürlich mit: Die Frauen holen Wasser, die Männer arbeiten am Dach. So ein Haus hält drei Jahre und länger, nur das Grasdach muss man öfter mal auswechseln."

    Inzwischen ist auch der Chef von Mbadje, Lomba Dassar, aufgetaucht und begrüßt die Besucher auf Douru, einer der etwa 250 Sprachen von Kamerun:

    Der große Stolz des Dorfs ist der neue Brunnen. Fünf Meter tief haben Daniel und neun andere Männer schon gegraben.

    "Wir müssen so tief runter, bis wir auf Wasser stoßen. Das kann nach sechs, nach sieben, nach acht Metern sein - oder auch noch tiefer."

    Daniel teilt die Grabeteams ein. Die Wände sind so sorgfältig abgestochen und gerundet, dass man meint, sie hätten Messer statt Schaufeln benutzt. Penibler geht keine deutsche Baufirma vor.

    Auch der Nachtzug von Ngaoundéré nach Süden ist ein Stück gesamtafrikanischen Alltags. Noch verzögert sich die Abfahrt, weil man wartet, bis ein paar Gläubige ihr Abendgebet verrichtet und den Teppich eingepackt haben. Dann geht es los.

    Die Schlafwagen der ersten Klasse führen Zweier- und Viererabteile, aber es ist immer noch eng und heiß genug, um keinerlei Luxusgefühle aufkommen zu lassen. Passagiere der zweiten Klasse verbringen die 15 Stunden Fahrt stoisch auf Holzbänken. Wie eine gewundene Lichterschlange rattern die zwei Dutzend Waggons durchs Dunkel. Undurchdringlich ist das Schwarz, nur manchmal wabert irgendwo rote Lohe auf, ein Buschfeuer frisst sich durch das ausgedörrte Land. Kommt der Zug an einem der Bahnhöfe kreischend zum Stehen, erwacht die Nacht zum Leben.

    Frauen und Kinder laufen auf und ab und rufen ihre Schätze aus: Bananen, Avocados, Honig in Flaschen! Gebratenen Fisch, Maniok in Bananenblättern, gegrillte Schlangen! Ein Junge im Obama-T-Shirt sammelt leere Plastikflaschen, sein Freund im hochgeschlossenen Jacket hält Hühnermägen zum Fenster hoch.

    Dann rüttelt und ruckelt der Zug wieder an, ächzt mühsam und schlägt nach links und rechts aus, ganz so, als kämpfe er darum, wenigstens einmal die ausgefahrenen Gleise zu verlassen und auszubrechen in die nächtliche Savanne.

    Von der quirligen Hauptstadt Yaoundé aus führt die N 4 in die Provinz Nordwest. Diesig ist es hier unten geworden, in den Tälern und an den Hängen der steilen Hügel wachsen Tomaten, Kartoffeln und Weißkohl. Wellblechdächer decken jetzt die Lehmhütten, Privatpaläste, groß wie Hotels, erstehen in Beton. Oft sind sie geziert von spitzen Pyramidendächern, die den Chefferien nachempfunden sind, den Herrschersitzen der Regionalfürsten.

    Um zehn Uhr morgens wirkt der Markt von Makénéne, dem bevorzugten Rastplatz zwischen Yaoundé und Bamenda, noch ruhig und verschlafen. Agnés, die in Kamerun geboren wurde und jetzt in Deutschland lebt, genießt es, auf die Märkte ihrer Heimat zurückzukommen.

    "Das ist kamerunisches Hauptgemüse, das heißt Yamma-Yamma, das wird meist mit Weizenmehl gekocht. Hier ist Kochbanane, nicht gebraten, sondern gegrillt. Hier ist Wassermelone, da ist Holz, das wird im Stück verkauft, damit die Leute es verwenden für den Grill. Ananas gibt es auch dort, Orangen, Baton de Maniok, das ist Maniokwurzel, das wird in Bananenblätter gewickelt und wieder gekocht. Dann isst man das am besten mit gegrilltem Fisch."

    Ganz hinten steht eine Frau mit einer Schüssel voll gebratenen, höchst unterschiedlichen Fleischstücken:

    "Ich habe hier Stachelschwein, Schuppentier und Antilope. Ich wohne 60 Kilometer von hier entfernt und kaufe das Fleisch von den Jägern dort. Wenn ich Fleisch bekomme, fahre ich zum Markt. An Tagen, an denen es keines gibt, arbeite ich auf den Feldern."

    Plötzlich flammt zehn Meter weiter ein wütender Streit auf.

    "Eine Frau hat 5000 CFA verloren, so um die acht Euro. Ein Junge hat es gesehen und die Frau versucht dem Jungen zu sagen: Das Geld gehörte mir. Und hat richtig auf die Knie gebettelt, das Geld zurückzukriegen. Der Junge sagt: Nee, ich hab das gefunden und nicht gestohlen. Einige von den Frauen sind für den Jungen, aber 80 Prozent sind gegen den Jungen."

    Glücklicherweise kommt ein Polizist vorbei, der entscheidet, dass das Geld der Frau zusteht, und langsam ebben die Wellen der Empörung ab. In Bafut, im Westen, nahe Bamenda, gibt sich der König höchstselbst die Ehre. Seine Majestät Fon Abumbi II, Oberhaupt des Bafut-Königreiches, dem 61 Gemeinden angehören, begrüßt die Besucher im prachtvollen Ornat. Das Verhältnis zwischen Bafut und Deutschen war einst ein sehr leidvolles.

    "Bei der Berliner Kongo-Konferenz 1884 wurde Afrika aufgeteilt. Die Deutschen kamen nach Kamerun und gründeten Plantagen an der Küste. Hier oben hatten wir keine Ahnung, dass es überhaupt Weiße gab. Als erster Deutscher kam Dr. Eugen Zinntgraff, nach ihm die Soldaten. Es folgten zehn Jahre Krieg. 5000 Bafut wurden getötet, auch Deutsche starben. Die Deutschen sperrten meinen Großvater auf einer Insel im Atlantik ein. Sie brachten ihn zurück, dann schlossen wir Frieden. Sie sagten: Oh, wir haben den Palast zerstört - die Bafut sollen ihn wieder aufbauen. Darum ist der Palast ein Werk der Zusammenarbeit nach dem Krieg - Bafut Architektur und deutsche Architektur."

    Höchstpersönlich führt der joviale Mitsechziger durch sein Museum. Säbel und Büchsen der deutschen Truppen sind ausgestellt, und Giftpfeile und Speere, mit denen die Bafut sich verteidigten. Bei zwei weißgefleckten lebensgroßen Holzstatuen mit gebleckten Zähnen macht er Halt.

    "Das sind die ersten Deutschen in Bafut. Doktor Zintgraff und seine Frau. Wir hatten nicht die geringste Ahnung, dass Gott auch Weiße erschaffen hatte. Wir dachten, jedermann ist schwarz. Als wir die Weißen sahen, hielten wir sie für Geister. Aber dann fassten wir sie an und merkten, es sind Menschen. Es gab damals keine Kameras. Darum schnitzten wir sie uns aus Holz und malten sie weiß an."

    Weitere Spuren der deutschen Kolonialzeit von 1885 bis 1916 finden sich in der Provinz Südwest. Viele der schier endlosen Kautschuk-, Bananen- und Palmölplantagen haben die Deutschen angelegt. Buéa am Fuß des Mount Cameroon spielt eine ganz besondere Rolle, sagt Jean Claude Tsafack, der in Deutschland Geografie studiert hat und jetzt in seiner Heimat ein Ökotourismus-Unternehmen aufmachen möchte.

    "Die Deutschen sind an der Küste in Douala angekommen und haben da erstmal die Hauptstadt niedergelassen. Douala ist leider heiß und feucht und irgendwann hatte sich der Gouverneur, damals von Putkamer, entschieden, hierher nach Buea zu kommen und hat festgestellt, dass das Klima angenehm war und hat dann die Hauptstadt von Douala nach Buea verlegt, das war 1901. Hier hat der Gouverneur von Puttkamer dieses Schloss gebaut vor uns, im wilhelmischen Stil - man glaubt hier in einer Ecke Berlins zu sein."

    An den sogenannten Architekten des Deutschen Kolonialismus erinnert ein Brunnen:

    "Hier ist die Bismarckfontäne. Der Brunnen funktioniert nicht mehr, aber man hat noch das Bild von Bismarck da. Die Farbe geht ab, und ich glaube, die deutsche Botschaft hat die Intention, diesen Brunnen auch zu renovieren, dass es besser aussieht."

    Und auf dem "Deutschen Friedhof" ruht "Otto Zann, Unterzahlmeister in der Kaiserlichen Schutztruppe 1902 - 1907" nebst einem Dutzend Landsleuten. Der über 4000 Meter hohe Mount Cameroon erhebt sich gleich neben Buea. Am 4.April 1999 brach der aktive Vulkan zum letzten Mal gewaltig aus. Umar Abubakar, der in einer Palmölplantage arbeitet, war damals dabei.

    "Das erste, was geschah, war ein Erdbeben. Ich sprang von der Veranda nach unten, weil ich dachte, die Balken krachen auf mich runter. Am nächsten Morgen sahen wir eine große Rauchwolke auf dem Mount Cameroon. Dann fing die Lava an runterzufließen. Und floss und floss und floss. Man bat Leute von überallher zu kommen und zu beten. Viele beteten und beteten, bis Gott, der die Gebete hörte, sagte: Schluss jetzt - und die Lava stoppte, gerade mal 50 Meter vom Meer entfernt. Aber die Plantage hat es übel erwischt: Die ganze Lava hier - darunter war früher ein großer Teil der Plantage."

    Der Ausbruch hat bei den Menschen rund um den Berg uralte Ängste wiederaufleben lassen. Und auch jede Menge Aberglauben.

    "Niemand kommt auf den Gipfel des Mount Cameroon. Noch kein Bergsteiger in der Geschichte war jemals ganz oben. Wir glauben auch, dass kein Flugzeug direkt über den Berg fliegen kann. Im Inneren gibt es einen starken Magneten. Deswegen fliegen sie alle außen herum."

    Jetzt fehlen im Klein-Afrika-Puzzle namens Kamerun nur noch der Süden und der Osten des Landes: Die großen zusammenhängenden Wälder. Bei Lolodorf, das von den Deutschen nach dem Häuptling Loulou benannt wurde, führt von der Straße aus ein Fußweg in den Regenwald.

    Rundum sind ausladende Kronen, verzweigtes Geäst, Baumfarne, Lianen und Bromelien zu jenem schwer durchdringlichen Gewirr verwachsen, das man Dschungel nennt.

    Knappe zwei Stunden dauert der Anmarsch, dann ist das Dorf erreicht. Die Pygmäen, die in Mougui wohnen, gehören zum Volk der Bakuda und sind überwiegend zwischen 1,60 und 1,70 Meter groß. Sie tragen buntgeblümte afrikanische Kleider und Jeans, Ballonseiden-Jacken und T-Shirts mit "Gothic" oder "DLRG"-Aufdruck - was westliche Kleiderspenden eben so hergeben.Der Älteste begrüßt die Gäste:

    Ein paar Frauen nehmen die Gäste in ihre Mitte und zeigen ihnen am Bach, wie sie einen Damm aufschütten und aus dem trockenfallenden Bachbett mit einer Schüssel die Fische herausschöpfen.

    Florence Mbozoa, eine Bantu-Frau, die oft bei den Pygmäen zu Besuch ist und auch ihre Sprache beherrscht, kümmert sich am offenen Feuer um das Abendessen.

    "Ich brate hier den Fisch. Wenn er fertig ist, kommen Tomaten, Zwiebeln und Pfeffer dazu. Das ist ein Essen speziell für Gäste. Es gibt auch Buschfleisch, das wir zusammen mit Wurzeln und dem Gemüse in einem Topf kochen. Palmenratte, Hasen, Stachelschwein ist das normalerweise. Heute abend gibt es Chattigre, eine Art Waldkatze - das ist schon etwas ganz Besonderes."

    Das geschmorte Fleisch ist dunkel und schmeckt stark nach Wild. Die Männer des Dorfes essen anderswo, geblieben sind einige, die sie deutlich überragen. Sie sind Bantu, stellt sich heraus, und hierhergekommen, um Heilung zu finden. Hermann ist einer von ihnen.

    "Man hat mir in Lolodorf eine Krankheit aufgehext. Eines Morgens stand ich auf, ich war ganz verwirrt und konnte plötzlich nichts mehr sehen. Man hat mich hierher gebracht, und die Leute haben gesagt: Heilung findest du nur, wenn du uns aus tiefstem Herzen als deine Herrn akzeptierst. Ich habe das getan, ich glaube an ihre Macht, auch wenn ich Christ bin. Und jetzt kann ich wieder sehen."

    Das klingt geheimnisvoll. Was es damit auf sich hat, erzählt Alfons Campmao, der Chef des Nachbardorfes, der zu Besuch gekommen ist.

    "Wenn jemand von uns krank ist, gehen wir nicht ins Krankenhaus, sondern heilen uns selbst. Besonders bekannt aber sind wir Pygmäen dafür, dass wir unfruchtbaren Paaren helfen, dass sie Kinder kriegen können. Und wir können auch Menschen heilen, die verhext wurden."

    Die Menschen von Mougui leben tatsächlich im Wald, und sie kommen ohne die Errungenschaften der Zivilisation aus.

    "Wir haben kein Radio und wir haben keine Handys. Es gibt ja auch gar kein Netz dafür. Wir ziehen es vor, unsere Traditionen zu behalten."

    Da Leben der Pygmäen heute - das ist eine Art Spagat.

    "Wir leben eigentlich zwei Leben. Zum einen sind wir ganz normale Staatsbürger. Wir schicken unsere Kinder zur Schule, ins Dorf an der Straße, wir müssen dem Gesetz folgen und wir wollen, dass sich die Regierung für uns interessiert. Aber wir leben auch im Busch wie unsere Vorfahren - und das ist unser eigentliches Leben."

    Dann beginnt die Musik. Langsam spielen sich die Trommler warm, die Frauen knallen ihre Klangstöcke auf den Bambusstamm, hinter dem sie sitzen.

    Immer drängender, immer lauter geht es voran, und plötzlich schwingen sich aus dem schwarzen Wald zwei Tänzer in die Mitte. Sie tragen Tücher und Grasröcke, Blättermasken und spitze Mützen aus Palmwedeln.

    Mit Schellen um die Knöchel stampfen sie den Boden, treten die Luft, wirbeln im Kreis und werfen sich in den Staub - der Heilungsritus hat begonnen. Das Stakkato der Schlaghölzer und das dumpfe Wummern der Baumtrommeln treibt sie an, weiter, immer weiter, erst im Morgengrauen werden sie Kräuter und Blätter über die Patienten streuen, und sie von ihren bösen Geistern erlösen.

    Das Leben in Mougui ist alles andere als eine Naturidylle. Der Anblick der Lumpen, der aufgedunsenen Kinderbäuche und der Plastiktütchen, aus denen Schwangere Biligwhisky saugen, zeigt drastisch, dass der Spagat zwischen Zivilisation und ursprünglichem Leben nicht so recht gelingt. Und doch scheint es, als würden die Menschen in dieser Nacht sich selbst wiederfinden, und als tankten sie für einen Augenblick Kraft aus einer Quelle, zu der sie nur noch selten Zugang finden.