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"Afrika-Strategie"
Deutschland will Bildungsexpansion unterstützen

Bundesbildungsministerin Johanna Wanka möchte künftig afrikanische Universitäten stärker darin unterstützen, eigene Forschungsfelder aufzubauen. 76 Millionen Euro sollen im Rahmen dieser "Afrika-Strategie" in Forschungszentren vor Ort fließen. Doch gegen die überfüllten Hörsäle ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Von Christiane Habermalz | 29.09.2014
    "Ich studiere internationales Strafrecht, und ich habe mich spezialisiert auf die Verbrechen, die in Kenia während der Gewaltausbrüche nach den Wahlen 2007/2008 verübt wurden. Damit beschäftige ich mich seit 2001."
    Sosteness Materu stammt aus Tansania, promoviert derzeit am Deutsch-Südafrikanischen Fachzentrum für Entwicklungsforschung und internationale Strafjustiz in Kapstadt. Ursprünglich, räumt er ein, habe er sein Jurastudium in Tansania nur aus Prestigegründen aufgenommen. Der Anwaltsberuf ist angesehen in seiner Heimat. Doch dann sei er an seiner Heimatuniversität in Dar Es Salaam auf das DAAD-Programm für Kapstadt aufmerksam geworden und habe sich für ein weiterführendes Studium beworben:
    "Was wir hier studieren, wurde in meinem bisherigen Jurastudium nicht gelehrt. Ich habe dort nichts erfahren über Internationales Recht und Kriminalität wie Geldwäsche oder Korruption. Es war eine große Gelegenheit, etwas über diese Themen zu erfahren, die für Afrika ja immens wichtig sind. Darin bestand für mich die Motivation, an diesem speziellen Programm teilzunehmen."
    Fünf DAAD-Fachzentren in Afrika
    Kapstadt ist eines von fünf Fachzentren in Afrika, die vom DAAD seit 2008 eingerichtet wurden. Afrikanische und deutsche Wissenschaftler lehren und forschen hier gemeinsam, das Programm steht Doktoranden aus allen afrikanischen Ländern offen. Die Zentren sind Teil einer Bildungsoffensive des DAAD für Afrika.
    "Es braucht unbedingt wissenschaftlichen Nachwuchs dort, es braucht unbedingt Hochschullehrer in diesen Ländern, es braucht unbedingt eine hohe Qualität von Bildung und Ausbildung, und das wollen wir unterstützen."
    Forderte DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel und sprach von einem Bildungsnotstand in Subsahara-Afrika, der die wirtschaftlichen und politischen Fortschritte der letzten Jahre zu Nichte zu machen drohe. Immer mehr Kinder gehen zur Schule, doch damit steigt auch die Nachfrage nach weiterführenden Schulen und Hochschulen.
    "Die Nachfrage ist riesig groß. Die Universitäten sind begrenzt. Wenn ich zum Beispiel hier Südafrika nehme, wir haben nur 21 Universitäten für eine Bevölkerung von ungefähr 50 Millionen ist das zu wenig. Das heißt, der Wettbewerb, um in die Universität zu kommen, ist ziemlich scharf. Hinzu kommt, dass nicht viele sich leisten können."
    Sagt Professor Lovell Fernandez, Südafrikaner und Direktor des DAAD-Fachzentrums in Kapstadt. Deutschland will verstärkt mithelfen bei der Bildungsexpansion in Afrika. Durch mehr Wissenschaftsaustausch und Kooperationen zwischen deutschen und afrikanischen Hochschulen, individuelle Förderung. Doch Stipendien alleine reichen nicht aus - damit afrikanische Nachwuchswissenschaftler Anreize bekommen, in ihre Ursprungsländer zurückzukehren, braucht es auch vor Ort Arbeitsmöglichkeiten. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka will daher künftig afrikanische Universitäten stärker darin unterstützen, eigene Forschungsfelder aufzubauen:
    "Auf Augenhöhe mit den afrikanischen Wissenschaftlern"
    "Die neue Afrika-Strategie des BMBF hat vor allem den entscheidenden Aspekt, dass wir auf Augenhöhe mit den afrikanischen Wissenschaftlern sein wollen, dass wir hier im Frühjahr eine große Tagung hatten, wo 250 afrikanische Wissenschaftler da waren und dann im Dialog mit den deutschen Wissenschaftlern Themen eruiert wurden, die aus beider Sicht die zentralen sind, und wir das zur Basis nehmen für unsere Förderentscheidung jetzt."
    76 Millionen Euro sollen im Rahmen dieser "Afrika-Strategie" in Forschungszentren vor Ort fließen. Doch gegen die überfüllten Hörsäle ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Dabei studiert bislang erst ein Bruchteil der jungen Leute. In einem Land wie Kenia mit knapp 40 Millionen Einwohnern promovieren pro Jahr nur ein paar Hundert Menschen. Auch beim rechtswissenschaftlichen Fachzentrum des DAAD in Kapstadt ist die Nachfrage groß: 170 Bewerbungen für Promotionen sind für das nächste Jahr eingegangen, erzählt Direktor Fernandez. Nur zwölf werden genommen.
    Sosteness Materu will nach seinem Abschluss zurück nach Tansania, um dort als Dozent an der Universität von Dar Es Salaam zu arbeiten - als dann promovierter Fachjurist für Internationales Strafrecht. Spezialgebiet: Korruptionsbekämpfung und Aufarbeitung von Systemunrecht.