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Afrikanische Schweinepest
Behörden warnen vor Seuchengefahr

Die Afrikanische Schweinepest ist eine schwere Virusinfektion, die ausschließlich Wild- und Hausschweine betrifft. In Litauen und Polen wurden infizierte Tiere gefunden. Durch mitgebrachte Wurstwaren, die zum Beispiel Wildschweine am Rastplatz fressen, könnte der Virus auch in Deutschland ausbrechen. Behörden raten, mitgebrachte Essensreste nur in Mülleimern mit Deckel zu werfen.

03.03.2014
    So furchtbar viel kann man leider nicht machen, denn das, was man bei solchen Seuchen oft zuerst macht, geht bei der Afrikanischen Schweinepest nicht: Impfen. Gegen die für Schweine immer tödliche Krankheit gibt es keinen Impfstoff, obwohl seit 30 Jahren daran geforscht wird. Die zuständigen Behörden sind deshalb in erheblicher Alarmbereitschaft, sagt Karin Schwabenbauer, Unterabteilungsleiterin im Bundeslandwirtschaftsministerium und dort zuständig für Tiergesundheit. Die Afrikanische Schweinepest wurde um 2006, 2007 in Georgien beobachtet, wanderte dann über die Ukraine und Russland nach Westen. Jetzt wurde eben in Polen und Litauen je zwei infizierte Wildschweine gefunden.
    "Wir sind alle in hoher Alarmbereitschaft. Es ist nicht so, dass wir hier alle sitzen und sagen, das wird schon. Die Gefahr ist größer geworden, als bevor es in der EU war."
    Gefahr durch mitgebrachte Lebensmittel
    Deutsche Bauern müssten sehr darauf achten, dass ihre Schweine nicht mit Wildschweinen oder Essensresten in Berührung kämen, sagt Karin Schwabenbauer vom Landwirtschaftsministerium. Die deutschen Schweinebestände würden intensiver überwacht, um einer Infektion möglichst schnell auf die Spur zu kommen. Darüber hinaus können die Behörden nur informieren, vor allem Reisende und Fernfahrer:
    "Wir gehen davon aus, dass eine große Gefahr besteht durch mitgebrachte Lebensmittel, beispielsweise Wurstbrote oder Schinkenbrote oder Ähnliches, die dann am Rastplatz in irgendeine Mülltonne wandern und dort von Wildschweinen gegebenenfalls gefressen werden."
    Denn das Virus der Afrikanischen Schweinepest kann auf Fleisch überleben, auf Wildschweine und von dort auf Hausschweine übergehen. Und das ist der Alptraum aller Beteiligten. Denn der betroffene Bestand würde sofort getötet, auch in einer Zehn-Kilometer-Zone um den Betrieb würden viele Schweine geschlachtet.
    "Die Auswirkungen auf den Handel wären, unabhängig davon, wo es auftritt, sobald es in der Hausschweinepopulation ist, katastrophal", ...
    ... sagt Karin Schwabenbauer vom Landwirtschaftsministerium. Denn würde in Deutschland auch nur ein Schwein gefunden, das mit der Afrikanischen Schweinepest infiziert ist, könnte aus Deutschland de facto kein Schweinefleisch mehr exportiert werden:
    "Wir würden praktisch komplett gesperrt werden für mindestens ein Jahr was den Außenhandel mit Schweinen angeht. Das ist natürlich für eine Landwirtschaft wie in Deutschland, die gerade was die Schweineproduktion angeht, sehr stark ist, katastrophal."
    Preis für Schweinefleisch gesunken
    Einen Vorgeschmack auf dieses wirtschaftliche Horrorszenario bekommen deutsche Schweinebauern bereits jetzt. Wegen der infizierten Wildschweine in Polen und Litauen hat Russland nämlich den Import von Schweinefleisch verboten – nicht nur aus Polen oder Litauen, sondern gleich aus der ganzen EU. Dadurch gibt es sehr viel Schweinefleisch in der EU und der Preis ist um 20 Prozent gesunken, sagt der Sprecher des Deutschen Bauernverbands, Michael Lohse.
    "Die Märkte waren sehr positiv, waren bei 1,60 bis 1,80 Euro je Kilogramm Schweinefleisch Schlachtgewicht und sind jetzt abgestürzt auf 1,45 Euro. Das bedeutet jetzt schon, obwohl wir in Deutschland keine Schweinpest haben, dass die Schweinebauern erheblich unter der Situation leiden, weil die Russen ihren Markt zu gemacht haben."
    Damit nicht genug. Viele Experten gehen fest davon aus, dass die Afrikanische Schweinepest Deutschland erreichen wird. Elke Reinking vom staatlichen Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit:
    "Man wird es vermutlich nicht verhindern können im Bereich Wildschwein. Die letzten Fälle in Litauen und Polen sind ja auch bei Schwarzwild aufgetreten. Hier müssen wir damit rechnen, dass es irgendwann dann bei uns auch mal ankommen könnte."
    Auch der Bauernverband rechnet damit, dass mindestens Wildschweine in Deutschland an der tödlichen Seuche erkranken:
    "Meist ist es so, dass Seuchenzüge einmal rund um den Erdball laufen. Für den einzelnen Betrieb ist deswegen die Hygiene enorm wichtig."
    Für die Bauern bleibt also nur: vorsorgen und hoffen.