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Agrar-Computer-Tage 2004

Auch in der Landwirtschaft hat die elektronische Datenver- und -bearbeitung längst Einzug gehalten. Laut Statistik findet sich auf jedem zweiten Bauernhof inzwischen ein oder gar mehrere Computer. Gerade für Großbetriebe ist der PC unerläßlich und zwar nicht nur, um die Subventionen, die aus Brüssel kommen, zu errechnen, sondern auch für die Dokumentation der vielen gesetzlichen Auflagen beispielsweise, für die richtige Düngung oder schlicht für den Blick auf die Wetterverhältnisse. Die Welt der Elektronik, welche Agrarsoftware für das Bauernhofbüro auf dem Markt ist - all das kann der Landwirt sich derzeit in Alsfeld im Bundesland Hessen anschauen. Dort finden die Agrar-Computer-Tage 2004 statt.

Michael Schlag | 01.03.2004
    Braucht man als Landwirt eine elektronische Feldwege-Navigation, einen grafischen Anbauplan mit Satellitenortung und für jeden Acker auf Knopfdruck die Dokumentation welche Getreide-Sorte wann dort angebaut, wie viel Dünger und Diesel verbraucht wurde? Man nennt das eine elektronische Schlagkartei und sie gehört auf den Hof, sagt Norbert Kolb von der Firma Helm Software:

    Der wesentliche Vorteil liegt in der Datenverwaltung, stellen Sie sich das ganz einfach vor: ein durchschnittlicher Betrieb mit 120 Hektar bewirtschaftet teilweise bis zu 600 Flurstücke, und wie wollen Sie die 600 Flurstücke auf dem Papier verwalten? Die Preise sind eigentlich minimal, wenn man sagt ein Betrieb bis 50 Hektar liegt bei 350 Euro. Also es geht von 350 bis 800 Euro und wenn man das auf den Hektar umrechnet, auf die Betriebsgröße, kann man eigentlich nicht sagen, dass das ein Problem ist.

    Die Software-Branche hat die Landwirtschaft entdeckt, meinte der Hessische Agrarminister Wilhelm Dietzel auf den Computertagen, aber wie weit sind solche Systeme für die perfekte Betriebsführung tatsächlich verbreitet? Johann Habermeyer vom Kuratorium Bayerischer Maschinenringe, deren System DokuPlant einen besseren Datenaustausch zwischen Bauern und Maschinenring schaffen soll.

    Ja, nach einer groben Schätzung sind die Zahlen bereits installierter Schlagkartei-Systeme eher enttäuschend niedrig. Wir können also davon ausgehen, dass es etwa um 10.000 installierte Schlagkarteisysteme gibt und somit verbreitet sicher noch nicht akzeptiert wird, dass ab 1.1.2005 für die deutsche Landwirtschaft eine Aufzeichnungsverpflichtung besteht.

    Die Verbreitung von EDV in der Landwirtschaft könnte dann einen Schub bekommen, denn jetzt ist Software gefragt, die den Zeitaufwand für die neuen Dokumentationspflichten möglichst gering hält. Ein solches Programm heißt FeldData, es entstand aus der Diplomarbeit von Martin Schönhofer an der Fachhochschule Regensburg. Sein Ziel: Ein Programm, das jeder nutzen kann:

    Zum einen ist FeldData kostenlos, zum anderen läuft FeldData auf den verschiedenen Betriebssystemen, Palm S, Windows CE, also Pocket-PC, oder auch den normalen Windows-Rechner und es erfüllt mit möglichst wenigen Klicks und Arbeiten seinen Zweck. Sie wählen Ihre Felder aus, Sie geben Ihre Maschinen ein, Sie wählen Ihren Tätigkeiten aus, geben dazu Ihre Mengen ein und dann schließen Sie die Buchung ab, so einfach.

    So einfach soll ab 2005 auch der Antrag für die Flächenprämien der Europäischen Union gehen, ab dann muss der Antrag auf der Basis von digitalen Luftbildern gestellt werden. Joachim Müller von der Gesellschaft für Geografische Datenverarbeitung hat eine aus dem Flugzeug fotografierte Landschaft auf dem Bildschirm und zeichnet darin mit der Maus die Äcker eines Betriebes ein:

    Der Landwirt erhält mit dieser digitalen Antragsstellung seine Schlaggrenzen aus dem Vorjahr, kann bestehende Schläge so übernehmen wie er das im Vorjahr genutzt hat, kann aber auch neue Schläge anlegen, zeichnet die entsprechende Geometrie ein und geht dann anschließend in den unteren Teil der Anwendung und gibt die zugehörigen Antragsdaten dazu ein. Also ich wähle jetzt hier mal aus, der soll als Roggen genutzt werden dieser Schlag und somit hat der Antragsteller die Nutzung dazu erfasst und wenn er damit fertig ist kann er die Daten als Flächen- und Nutzungsnachweis an das zuständige Amt absenden.

    Die Teilnahme an Umwelt- oder Landschaftskulturprogrammen wird hinzugefügt, Feldgehölze und Teiche werden automatisch herausgerechnet. Natürlich könne man niemanden verpflichten, diese neuen Techniken zu nutzen - aber Stift und Papier werden niemals so genau und deshalb in Zukunft problematisch werden. Und sind die Landwirte auf die neuen Dokumentationspflichten und Antragsmethoden vorbereitet? Günter Krug aus Rabenau, Landwirt und Besucher der Computertage:

    Nein, das ist nicht der Fall, gerade bei den älteren Landwirten – ich bin ja selbst auch Ortslandwirt – da ist noch Bedarf. Oder es müssten die Söhne machen, die meist aber anderweitig berufstätig sind, also das wird schon schwierig werden.