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Agrarindustrie
Lebensmittelpreise um vier Prozent gestiegen

Lebensmittel haben sich 2013 deutlich stärker verteuert als andere Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs. Ursache dafür sind gestiegene Rohstoffpreise und erhebliche Ernteausfälle.

Von Wolf-Sören Treusch | 03.12.2013
    "Das ist ganz normal. Ganz Einfaches zum Beispiel wie Butter, Joghurt, Käse, das sind wirklich ganz einfache Sachen. Zum Beispiel bei Aldi, das ist 20, 30 Cent teurer."
    Viele Verbraucher spüren es beim Blick in den Geldbeutel: Nicht nur Aldi, auch die anderen Discounter und Supermärkte haben ihre Preise zuletzt spürbar angezogen. Lebensmittel haben sich 2013 deutlich stärker verteuert als andere Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs. Ursache dafür sind vor allem die gestiegenen Rohstoffpreise. Der lange, harte Winter, die Flutkatastrophe im Sommer, die große Hitze danach: Es gab erhebliche Ernteausfälle. Stephan Becker-Sonnenschein, Geschäftsführer des Vereins Die Lebensmittelwirtschaft.
    "Lebensmittel wachsen ja nicht im Supermarkt, sondern sie sind ein Produkt der Natur, die Qualität hängt davon ab, wie die Natur die Produkte mit Sonne und den richtigen Witterungsbedingungen gesegnet hat, wenn das der Fall ist, dass alles gut ist, dann hat man eine hohe Qualität, auch in hohem Maße, also mit viel Überfluss, das bedeutet, dass die Preise sinken, denn es geht immer um Angebot und Nachfrage, wenn ein witterungsbedingtes schlechtes Jahr war, dann ist die Qualität geringer und damit auch das Angebot geringer, dadurch wird die Nachfrage höher, und der Preis steigt."
    Kartoffeln kosten 2013 durchschnittlich 40 Prozent mehr
    So geschehen mit den Kartoffeln. Die kosteten in diesem Jahr durchschnittlich 40 Prozent mehr als im vergangenen Jahr, Butter 33 Prozent, Gurken 27 Prozent. Insgesamt liegt der Preisanstieg für Lebensmittel im Schnitt bei vier Prozent. In der Vergangenheit habe die Agrarindustrie die Wetterkapriolen durch höhere Produktivität ausgleichen können, sagt Stephan Becker-Sonnenschein.
    "Irgendwann ist das aber zu Ende, irgendwann kann man nicht mehr günstiger produzieren, und dann ist es auch schwierig, die Kostensteigerung durch Effizienzsteigerung wieder aufzufangen."
    Höhere Produktionskosten, die weltweit gestiegene Nachfrage nach Lebensmitteln und die knappe Versorgungssituation bei vielen landwirtschaftlichen Rohstoffen sind das eine. Stefanie Lehmann, Konjunkturexpertin bei der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie BVE, sieht noch einen zweiten Aspekt.
    "Besorgniserregend ist für uns auch das zunehmende Maß an Regulierung, was sich andeutet, also wenn es hier zu Energiekostensteigerungen kommt oder auch zu einer verbraucherpolitischen Marktlenkung, sind das alles Faktoren, die sich auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen sehr empfindlich auswirken können."
    Doch noch ist es nicht soweit. Im Gegenteil: Die Arbeitslosigkeit ist niedrig, die Kaufkraft hoch, die Konjunkturexpertin der BVE blickt optimistisch in die Zukunft.
    "Die allgemeine Teuerung ist niedrig und wird auch niedrig bleiben, also wir gehen nicht davon aus, dass die Inflationsrate über zwei Prozent steigen wird, insofern sind das alles Faktoren, die den Konsum allgemein stärken."
    Auch viele Supermarktkunden bleiben gelassen beim Blick auf die Preisschilder: Günstige Produkte finden sie immer. Und wenn nicht, dann wollen sie es vielleicht auch gar nicht.
    "Wenn man Geld gut verdient, dann guckt man nicht drauf."