Doch auch in Deutschland stieg in diesem Jahr – erstmals seit 1997 – die Zahl an neuen Infektionen wieder an, wie das Papier der Vereinten Nationen dokumentiert. "Allerdings ist diese Zunahme doch sehr begrenzt. Wir nehmen das aber als Alarmsignal, immer wieder darauf aufmerksam zu machen, dass Aids eine tödliche Erkrankung ist, die nicht geheilt werden kann – auch wenn heute bessere Therapien existieren", so Hamouda. Auch die nachwachsenden Generationen müssten immer wieder an die Gefahr erinnert werden. "Keinesfalls dürfen wir in unseren Präventionsbemühungen nachlassen." Ein weiteres Problem sei die Zunahme an Arzneiresistenzen der Viren, etwa bei nicht fachgerechter Einnahme der Medikamente. Dieses Phänomen trete allerdings auch bei regelgerechter Behandlung auf: "Unter der Behandlung werden empfindliche Viren quasi ausgemerzt, während widerstandsfähigere Viren überleben und die Wurzel für neue, widerstandsfähigere Viren im Körper bilden. Werden sie bei Neuinfektionen weiter übertragen, dann sprechen diese Personen nur schlecht auf herkömmliche Medikamente an." Bei rund 18 Prozent der Neuinfektionen in Deutschland lägen resistente oder teilresistente Virusstämme vor, was Experten zunehmend beunruhige.
Die Erfolge bei der Behandlung von Aids hätten im Bewusstsein der Menschen hierzulande der Krankheit etwas von ihrer Bedrohlichkeit genommen. Dies sei zwar angesichts der fortgeschrittenen Therapiemöglichkeiten berechtigt, dennoch warnt Osama Hamouda eindringlich: "Aids ist nicht heilbar und führt letztlich zum Tod. Weil die Bedrohung etwas abgenommen hat, sind viele Leute nicht mehr so achtsam wie das vor zehn bis 15 Jahren noch der Fall war." Doch die Gefahr einer Ansteckung bestehe unvermindert weiter.
[Quelle: Christine Westerhaus]