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Aids weiter auf dem Vormarsch

Medizin. – Anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember veröffentlichte , das Hilfsprogramm der Vereinten Nationen, aktuelle und erschreckende Zahlen zum Stand der Ausbreitung der Immunschwäche. Demnach infizierten sich bislang weltweit 40 Millionen Menschen mit dem HI-Virus. Hierzulande tragen nach Angaben des Robert-Koch-Instituts in Berlin rund 40.000 bis 45.000 Menschen eine HIV-Infektion in sich. Diese Zahl werde überdies in den kommenden Jahren weiter ansteigen, da infolge der verbesserten Behandlungsmöglichkeiten weniger Menschen sterben, als sich im selben Zeitraum neu infizieren. Angesichts eines Anstiegs der Neuinfektionen in Deutschland warnen Experten eindringlich davor, das tödliche Leiden zu unterschätzen.

    "Weltweit bestehen viele Regionen, in denen noch immer Stigmatisierung, Unkenntnis und Diskriminierung herrschen und Regierungen nicht ernsthaft genug versuchen, das Problem Aids und HIV zu bekämpfen. In diesen Ländern kann sich das Virus ungebremst ausbreiten", konstatiert Osama Hamouda von der Abteilung für Infektionsepidemiologie am Robert Koch Institut in Berlin. Dabei sei die Problematik durchaus nicht allein auf Entwicklungsländer beschränkt, denn beispielsweise auch in Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion, darunter Russland, Ukraine und Weißrussland, bestünden noch immer große Probleme bei HIV. Insbesondere unter Drogenkonsumenten verbreite sich das tödliche Virus mit teilweise rasanter Geschwindigkeit. "Es mangelt dort noch immer an dem politischen Willen, für diesen Personenkreis etwas zu unternehmen, wie etwa das Angebot von Spritzen-Austauschprogrammen." Auch werde ignoriert, dass Abhängige von intravenös verabreichten Drogen nur allzu oft Ausgangspunkt für die weitere Ausbreitung von HIV seien. Auf diesem Weg würden auch heterosexuelle Partner der Drogenkonsumenten infiziert.

    Doch auch in Deutschland stieg in diesem Jahr – erstmals seit 1997 – die Zahl an neuen Infektionen wieder an, wie das Papier der Vereinten Nationen dokumentiert. "Allerdings ist diese Zunahme doch sehr begrenzt. Wir nehmen das aber als Alarmsignal, immer wieder darauf aufmerksam zu machen, dass Aids eine tödliche Erkrankung ist, die nicht geheilt werden kann – auch wenn heute bessere Therapien existieren", so Hamouda. Auch die nachwachsenden Generationen müssten immer wieder an die Gefahr erinnert werden. "Keinesfalls dürfen wir in unseren Präventionsbemühungen nachlassen." Ein weiteres Problem sei die Zunahme an Arzneiresistenzen der Viren, etwa bei nicht fachgerechter Einnahme der Medikamente. Dieses Phänomen trete allerdings auch bei regelgerechter Behandlung auf: "Unter der Behandlung werden empfindliche Viren quasi ausgemerzt, während widerstandsfähigere Viren überleben und die Wurzel für neue, widerstandsfähigere Viren im Körper bilden. Werden sie bei Neuinfektionen weiter übertragen, dann sprechen diese Personen nur schlecht auf herkömmliche Medikamente an." Bei rund 18 Prozent der Neuinfektionen in Deutschland lägen resistente oder teilresistente Virusstämme vor, was Experten zunehmend beunruhige.

    Die Erfolge bei der Behandlung von Aids hätten im Bewusstsein der Menschen hierzulande der Krankheit etwas von ihrer Bedrohlichkeit genommen. Dies sei zwar angesichts der fortgeschrittenen Therapiemöglichkeiten berechtigt, dennoch warnt Osama Hamouda eindringlich: "Aids ist nicht heilbar und führt letztlich zum Tod. Weil die Bedrohung etwas abgenommen hat, sind viele Leute nicht mehr so achtsam wie das vor zehn bis 15 Jahren noch der Fall war." Doch die Gefahr einer Ansteckung bestehe unvermindert weiter.

    [Quelle: Christine Westerhaus]